Mörderische Attacke in LeverkusenAngeklagter stand mit blutigem Messer vor Polizisten
Leverkusen – „Ist ja gut. Ich war’s.“ Für die beiden Polizisten in Zivil stellte sich auf dem Waldweg, der von der Mendelssohnstraße abzweigt, allerdings die Frage, was der rund 1,90 Meter große junge Mann getan haben wollte.
Ex-Schüler des Freiherr-vom-Stein wirkte ruhig
Es war kurz vor Mitternacht an diesem 20. April, und gerade hatte sich in der Waldsiedlung ein Drama abgespielt: Eine Frau war an der Haustür niedergestochen worden. Ob sie die infernalische Attacke überleben würde, konnte in diesem Moment niemand sagen: Mit einem der vielen Stiche hatte der Täter ihre Lunge getroffen. Details kannten aber nicht alle der vielen Fahnder, die zur Schumannstraße gerufen worden waren.
Der 19 Jahre alte Ex-Schüler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums habe erstaunlich ruhig gewirkt, berichten mehrere der Polizisten, die direkten Kontakt mit dem jungen Mann hatten, der Großen Strafkammer am Kölner Landgericht. Am Mittwoch geht es um die Perspektive der Ermittler auf den Fall. Der junge Mann sei ruhigen Schritts auf dem dunklen Waldweg unterwegs gewesen. In einer Hand habe er ein bluttriefendes Messer gehabt, in der anderen Einweg-Handschuhe und eine Sturmhaube.
Keinerlei Widerstand
Als die Fahnder mit ihrem Auto von hinten auf geschätzt zehn, 15 Meter an ihn herangefahren, ausgestiegen waren und ihn angesprochen hatten, habe er weder seinen Schritt beschleunigt, noch irgendeine Art von Widerstand gezeigt, erinnert sich ein Polizist. Er sei auf die Knie gegangen, habe Messer, Sturmhaube und Handschuhe fallen lassen und sich auch dann nicht gewehrt, als sie ihn ganz zu Boden gedrückt, mit Knien fixiert und seinen Rucksack vom Rücken geschnitten hätten. Man wusste ja nicht, was drin war.
Neben Handy, Straßenbahnkarte und Papieren auch Nahrung, mit denen man es wohl ein, zwei Tage draußen ausgehalten hätte: Banane, löslicher Kaffee.
In der Brusttasche seines Hoodies hatte der junge Mann übrigens eine weitere Waffe: „Ein Küchenmesser, zwölf Zentimeter lang“ steht in den Akten. Weil seine Hände voller Blut waren, habe man sie in zwei Plastiksäckchen gesteckt, um Spuren zu sichern, ergänzt ein Polizist.
Mit dem Bus zum Tatort
Dass sie den Richtigen im Wald gefunden hatten, ahnten nicht nur die Zivilfahnder: Der Mann habe gefragt, wie es der Frau gehe. Zwei weitere Beamte, die den 19-Jährigen schließlich ins Gewahrsam des Polizeipräsidiums nach Köln fuhren, erfuhren nach und nach ein bisschen mehr, allerdings nur auf beharrliches Nachfragen. Das lohne sich fast immer, berichtet der Kölner Polizist Maurice Esser aus Erfahrung.
„Ich hatte so eine Wut“
Der junge Mann im Fond des Streifenwagens habe schließlich erzählt, dass er mit dem Bus nach Schlebusch gefahren sei und zunächst mal eine ganze Weile auf der Straße vor dem Haus gestanden habe. Es sei wohl um eine letzte Aussprache mit der jungen Frau gegangen, die den Kontakt abgebrochen habe. Irgendwann sei es so gewesen: „Das war so ein inneres Überlaufen.“ Daraufhin sei er über die Straße, habe an der Tür des Hauses der Verflossenen geklingelt. „Ich hab’s getan, ich weiß selbst nicht, warum. Ich hatte so eine Wut.“ Dass er die Mutter attackiert hatte, sei ihm wohl klar gewesen, interpretiert der Polizist die Worte des jungen Mannes.
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