Vor 40 Jahren gründeten engagierte Leverkusener das Naturgut Ophoven als Umweltbildungszentrum. Heute ist es in NRW das größte seiner Art.
Naturgut OphovenSeit 40 Jahren in der Umweltbildung ein Aushängeschild für Leverkusen
Die Erfolgsgeschichte, die streng genommen gar nicht als solche geplant war, begann am 15. Dezember 1983 um 22.10 Uhr. Das jedenfalls steht so im Protokoll jener Sitzung, bei der die damals Anwesenden die Gründung des Naturgutes Ophoven zum 1. Januar 1984 exakt um diese Uhrzeit beschlossen und schriftlich fixiert hatten. „Wir hatten keine großen Visionen“, erinnert sich Hans-Martin Kochanek als ein Mann dieser ersten Stunde. Und man habe ja nicht in die Zukunft blicken können.
„Damals wussten wir noch nichts vom Krieg in der Ukraine. Von Fridays For Future. Vom Umstand, dass der Insektenbestand Anfang des 21. Jahrhunderts um 70 Prozent zurückgegangen sein wird“ – um nur einige Beispiele dafür zu nennen, was später alles geschah. Insofern hätten er und seine Mitstreitenden eben auch nicht absehen können, was 40 Jahre später aus dem damals gegründeten Naturgut einmal werden würde. „Das größte Umweltbildungszentrum in NRW und eines der größten in Deutschland“ nämlich. Dass es jedoch genau so gekommen sei, sei natürlich großartig. Würde sein damaliges Ich auf das heutige Naturgut schauen, sagt Hans-Martin Kochanek und lacht, würde es jedenfalls denken: „Spitze!“
Am Anfang standen Plakate mit einem Verprechen
2024 ist also Jubiläumsjahr. Beziehungsweise: Das Jahr eines ziemlich großen runden Geburtstages. Am Anfang hingen seinerzeit Plakate in der Stadt, die das Naturgut bewarben und mit dem Versprechen lockten: „Diese Anlage lohnt sich!“. Darunter war ein Mann im Anzug zu sehen, der mit der Lupe eine Wiese untersucht. Auf anderen Werbetafeln war von einer „Schatzsuche in Leverkusen“ zu lesen.
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Kurzum: Die Menschen sollten ermuntert, motiviert werden, sich etwas mehr als bis dato der Umwelt zu widmen. Denn schon damals, betont Hans-Martin Kochanek, sei ja das abzusehen gewesen, was heute quasi kurz bevorsteht: „Der Zeitpunkt der Eskalation.“
Was ihm, der bis zum vergangenen viele Jahre lang Leiter des Naturgutes war und noch heute im Vorstand sitzt, sowie dem damaligen Gründungsteam vor allem wichtig war, spricht Hans-Martin Kochaneks Kollege Hans-Günther Dreesmann aus. Er war 1983 mit dabei. Ist ebenfalls nach wie vor Vorstandsmitglied.
Und er sagt: „Wir wollten damals zeigen, dass hier in Opladen keine sogenannten Ökos irgendetwas machen.“ Nichts Abgedrehtes also. Nein: „Wir wollten den Menschen zeigen, wie man sich praktisch mit der Umwelt auseinandersetzt.“ Vor allem den jungen. Den Schülerinnen und Schülern. Und somit auch deren Lehrerinnen und Lehrern.
Er selbst habe Biologie unterrichtet. „Aber mit dem Wissen aus Büchern kam ich irgendwann nicht mehr weiter.“ Dreesmann wollte mehr. Salopp gesagt wollte er „in der Erde wühlen, Natur anfassen“, sie erfahrbar machen. Das habe er dann auf dem Gelände des Naturgutes gekonnt. Und er habe vielen Berufskolleginnen und -kollegen dabei geholfen, es ihm gleichzutun. „Wir konnten ihnen die Unsicherheit und Unwissenheit nehmen und ihnen sagen: Kommt mit euren Kinder her zu uns. Wir helfen euch dabei, das Wissen zu vermitteln. Wir machen es gemeinsam mit euch.“
Auf diesem Konzept der Hilfe und der Gemeinschaft fußt die Institution bis heute. Was auch Oberbürgermeister Uwe Richrath betont: „Ihr hier am Naturgut wirkt tief in die Stadt hinein und nehmt die Menschen mit. Das ist essentiell notwendig!“ Es sei ein Aushängeschild für Leverkusen.
Flut traf Naturgut 2021 hart, eröffnete aber auch Chancen
Dass vor knapp drei Jahren die Flut als Folge des Klimawandels und als Naturereignis ausgerechnet das Naturgut getroffen habe, sei da schon tragisch. Indes: Der Wiederaufbau der betroffenen Gebäude stehe ja nun bald an. Die Geschichte werde weitergehen. Und das Naturgut bleibe existent wie unverzichtbar.
Was stimmt: Im Herbst zieht das Team des Naturgutes um den seit einem knappen Jahr im Amt befindlichen neuen Leiter Lars Dietrich in die nahegelegene Bananenreiferei an der Stauffenberstraße. Das Naturgut wird dann saniert. Mit gut 20 Millionen Euro, die aus der Fluthilfe des Landes stammten.
Aber auch wenn es drei, vier Jahre dauern könne, bis am angestammten Platz wieder alles in Ordnung sei, sagt Lars Dietrich, so müsse man doch von einem „Glück im Unglück“ sprechen, denn: „Alles wird auf den neuesten Stand gebracht.“ Damit das Naturgut eben auch die nächsten Dekaden da sein kann, um die Menschen – Erwachsene wie Kinder – an die Natur heranzuführen. „Um ihnen zeigen, was es für gute Konsequenzen hat, wenn wir uns umweltgerecht und nachhaltig verhalten.“
Im 40. Jahr des Bestehens wird es ein Herbstfest für die Mitglieder des Naturgutes und des Fördervereins geben. Zudem nimmt die Institution einmal mehr am Spielefest „Lev spielt“ im Sommer teil. Am 13. April steht ein Wohltätigkeitströdel an (für den noch Sachspenden gesucht werden).
www.naturgut-ophoven.de