Das erinnert doch an frühere Zeiten, als „Leverkusener Standard“ noch die etwas großzügigere Variante der Stadtplanung war. Was aus dem mit „Postgelände“ umschriebenen Innenstadtbereich um den Bahnhof Mitte zwischen Europaring und Bahngleisen, Busbahnhof und Ibis-Hotel werden soll, den der Privatinvestor „Gevi Leverkusen Projekt 1 GmbH“ unter Geschäftsführer Gerd Esser großteils bereits erworben hat, sollte in einem Architektenwettbewerb aufgearbeitet werden. Das Ergebnis liegt vor und wird in den kommenden vier Wochen im Foyer des Elberfelder Hauses ausgestellt, in dem das städtische Baudezernat sitzt.
Drei Entwürfe waren in die letzte Runde des Wettbewerbs gekommen, aus dem schließlich das Frankfurter Büro Ferdinand Heide als Sieger hervorging. Entstehen soll so an ganz zentraler Stelle ein in sich stimmiges Quartier mit rund 55 000 Quadratmetern Nutzfläche in den Gebäuden, zu 60 Prozent als Büros genutzt. Markante Punkte am Nord- wie Südende des Geländes um das frühere Hauptpostamt sind zwei Hochhäuser mit jeweils 16 Geschossen, die sich in ihrer Höhe am City-Turm orientieren.
Sieben bis 16 Geschosse
Zum Europaring hin wird ein siebenstöckiger Gebäuderiegel in glatter Front den Abschluss zur Bundesstraße bilden. Er wird allein von einer neuen Zufahrtstraße in das Quartier unterbrochen, die vom Europaring über eine Rampe hinauf zu einem Quartiersplatz führt. Dieser wird sonst als Innenhof den Fußgängern vorbehalten sein und „Aufenthaltsqualität“ bieten, wie es heute immer heißt.
Im ersten Bauabschnitt wird, gleich hinter dem Verwaltungsgebäude der WGL, ein Hotel mit 189 Zimmern entstehen. Baubeginn wird im Frühjahr 2020 sein, nach 18 Monaten soll das „Holiday-Inn Express“ seinen Betrieb aufnehmen, für das Investor Esser schon im vorigen Jahr einen Mietvertrag mit 20 Jahren Laufzeit unterschrieben hat. Die weiteren Bauten, die auch ein Boarding-Haus für längere Aufenthalte von Gästen, Service-Wohnbereiche und Studenten-Appartements umfassen, schließen sich an. Dem Innenhof zugewandt soll es Cafés und drei Einhandelsgeschäfte zur Versorgung geben. Sobald das Briefverteilzentrum der Post ausgezogen ist, was spätestens 2023 der Fall sein wird, können die Postgebäude diesen Neubauten weichen.
Definitiv bleiben werden der Sendemast der Telekom und ihre benachbarten Technik-Gebäude, um die herum Gevi bauen muss. Über Flächen, die für Post und Telekom entbehrlich sind, wird noch verhandelt, Esser ist da ganz zuversichtlich. Alles in allem bedeute das komplette Areal ein Investitionsvolumen von gut 150 Millionen Euro, „netto!“, wie Esser betont.
Die Stadt muss dafür noch den Weg freigeben. Die Entscheidung steht auf der Tagesordnung der Ratssitzung am 1. Juli. Auch muss noch ein städtebaulicher Vertrag geschlossen werden, der die Kostenverteilung für den Bau eines neuen Kreisverkehrs auf dem Europaring regelt. Der wird erforderlich, um die neue Zufahrtsrampe zum Postgelände und der zweistöckigen Tiefgarage darunter anzubinden. Der Kreisel soll in Höhe der heutigen Zufahrt zur Tiefgarage unter dem City-Center am Europaring entstehen, damit nicht zusätzlicher Individualverkehr den neuen Busbahnhof belastet.
Oberbürgermeister Uwe Richrath zeigte sich bei der Vorstellung des Siegerentwurfs ausgesprochen angetan von dem „entscheidenden Wurf in einem zentralen Bereich“. So könne aus der brachliegenden Fläche ein belebtes Quartier werden, das Kaufkraft in die Stadtmitte bringe und dazu beitragen könnte, die City wiederzubeleben. Die Vertreter der Ratsfraktionen, die am Auswahlverfahren beteiligt waren, sehen es wohl ähnlich. Die Entscheidung der Jury fiel einstimmig. Die Ausstellung mit den drei bestplatzierten Entwürfen im Wettbewerb ist noch bis zum 29. Mai im Foyer des Elberfelder Hauses, Hauptstraße 110, zu besichtigen, montags bis donnerstags von 8 bis 16 Uhr, freitags von 8 bis 13.30 Uhr.