Leverkusener SPD-KandidatinAriane Koepke hat wenig Erfahrung – aber ein klares Ideal
- Die sechs aussichtsreichsten Leverkusener Kandidatinnen und Kandidaten für die Landtagswahl am 15. Mai werden von der Redaktion porträtiert.
- Teil 2: Ariane Koepke, SPD
Leverkusen – Ariane Koepke taucht im Archiv des „Leverkusener Anzeiger“ erstmals 2003 auf. Bei einem Reitturnier in Rheindorf tritt sie für den RV Bayer Leverkusen an und belegt bei der Dressurprüfung auf dem Pferd Alvarez Kelly den dritten Platz. „Nur den dritten? Das kann nicht sein“, sagt Koepke 19 Jahre später und lacht. Bei der Landtagswahl am 15. Mai hat die Kandidatin der SPD in Leverkusen nur ein Ziel: Platz eins, das Direktmandat.
Ariane Koepke: „Ich bin nicht reich“
Ariane Koepke wird 1976 in Aachen geboren und wächst in Jülich und Bonn auf. Ihr Vater forscht zu Erneuerbaren Energien, ihre Mutter ist Lehrerin. Koepke macht in Bad Godesberg Abitur und studiert anschließend Architektur in Düsseldorf. Sie ist eine ambitionierte Amateur-Reitsportlerin, das Reiten bringt sie auch nach Leverkusen. Koepke legt Wert darauf, dass sie nie ein Pferd selbst besessen hat. „Ich bin nicht reich“, sagt sie im Gespräch. Das ist ihr wichtig, sie wiederholt den Satz später noch.
Vom Architektur-Studium wechselt Koepke zur Sparkasse Leverkusen und absolviert dort eine Lehre zur Bankkauffrau: „Ich wollte endlich mal Geld verdienen“, sagt sie. Sie bleibt ein paar Jahre im Beruf, sehnt sich aber nach einer Veränderung. Sie begeistert sich nach einem Reitunfall für die Zahnmedizin, rechnet durch, ob sie sich das Studium leisten kann. „Mit Nebenjobs konnte ich mir das leisten und habe es dann in Regelstudienzeit durchgezogen.“
Koepke lebt vor fünf, sechs Jahren noch in ihrer alten, günstigen Studentinnenbude des Gemeinnützigen Bauvereins Opladen, als sie schon längst fertige Zahnärztin ist. Die Miete hat sich in zwölf Jahren nicht verändert. „Ich wollte dann endlich mal umziehen, in etwas Größeres, mit einem Balkon. Da habe ich gesehen, was Wohnungen kosten. Ich verdiene nicht wahnsinnig schlecht, aber auch für mich war es teuer. Ich habe mich gefragt, wie sollen sich das dann andere leisten?“
Immer schon „SPD-lastig“
Koepke, die immer schon „SPD-lastig“ gewesen sei, spricht die Sozialdemokraten deshalb an einem Infostand an. „Macht mal was, damit die Wohnungssuche nicht so schwierig ist“, habe sie gesagt. Julian Frohloff, Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Rat, lädt Koepke in den Ortsverein ein, „und dann habe ich mich schnell aktiv beteiligt.“ Warum? „Wenn ich etwas mache, dann mache ich es ganz oder gar nicht.“ 2020 zieht Koepke für die SPD in den Leverkusener Rat ein – und will jetzt in den Landtag. Dafür braucht sie ein Direktmandat, auf der SPD-Landesliste belegt sie nur einen hinteren Platz.
Gefragt nach ihren wichtigsten Zielen, nennt sie bei einer Podiumsdiskussion Ende April: Die enormen Probleme in der Bildung müssen durch mehr Sozialarbeiter und Lehrer behoben werden. Alle Kita-Plätze müssen kostenfrei sein. Ausbildungsberufe müssen gestärkt werden. Es braucht Lösungen für günstigen Wohnraum, die sich nicht nur an Investoren richten. Der ÖPNV muss ausgebaut werden. Pflegeberufe sollen attraktiver werden.
Im vergangenen Oktober setzt sie sich als Kandidatin gegen die jahrelange NRW-Abgeordnete Eva Lux durch. Mit Lux, die gegen CDU-Mann Rüdiger Scholz das Direktmandat 2017 klar verloren hatte, aber über die Liste ins Parlament einzog, sind viele Genossinnen und Genossen schon länger unglücklich, ist immer wieder zu hören. Entsprechend deutlich gewinnt Koepke gegen Lux auch.
Die Leverkusener SPD durchlebte in den Tagen der Nominierung den vorläufigen Höhepunkt eines innerparteilichen Konflikts, der über Jahre ausgetragen wurde, inklusive mehrerer Wechsel im Parteivorsitz. Koepke will über die Querelen am liebsten nicht reden, daraus macht sie kein Geheimnis. „Ich versuche, die Partei wieder zusammenzuführen“, sagt sie.
Koepke hat keine Vorbilder, aber ein Ideal
Die 45-Jährige hat eine äußerst junge politische Laufbahn. Sie ist unerfahren. SPD-Fraktionschefin Milanie Kreutz nennt sie „offen und ehrlich“, dann „unkonventionell und unverbraucht“. Hört man Koepke zu, stellt man fest: Für eine Politikerin spricht sie eine ungewöhnliche Sprache. Sie versucht, Floskeln zu vermeiden. Sie sagt es, wenn die Linie ihrer Partei nicht der eigenen entspricht. Sie verliert kein schlechtes Wort über die anderen Bewerberinnen und Bewerber.
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SPD-Spitzenkandidat Thomas Kutschaty oder Gesundheitsminister Karl Lauterbach überlässt sie bei Wahlkampfterminen in Leverkusen klar die Führung. Wenn dann ihre Kernthemen zur Sprache kommen, ergreift sie aber schnell das Wort.
So auch, als sich eine Metzgerin auf dem Opladener Wochenmarkt bei Kutschaty über fehlende Fachkräfte beschwert: „Wir müssen Lehrberufe in den Schulen ganz dringend attraktiver machen, damit die jungen Leute Spaß haben, sie zu ergreifen“, sagt Koepke daraufhin.
Politische Vorbilder habe sie nicht. Aber ein Ideal: „Ich will auf gar keinen Fall korrupt werden und mich für etwas einsetzen, weil es mir oder meiner Familie nützt.“