Leverkusen – Hat ein Damm, der beim Pipelinebau aufgeschüttet wurde, in Hummelsheim noch schwerere Hochwasserschäden verursacht? Einige Bewohner im Dorf sind sich dessen sicher.
Eine öffentlich zugängliche Hochwassergefahrenkarte des Wupperverbands für Hummelsheim zeigt: Bei Extremhochwasser läuft Wasser an der Dhünnbrücke an der Stadtgrenze, von Schlebusch aus gesehen, auf das Feld links der Odenthaler Straße. Der Weg dort heißt passend „In der Aue“.
Von dort fließt das Wasser parallel zur Straße Richtung Schlebusch, bis es im Bereich des Bachbetts des Edelrather Bachs über die Straße und ab dort auch ein Stück auf der Odenthaler Straße Richtung Schlebusch und wieder dem eigentlichen Dhünnbett zufließt.
Der etwas mehr als 400 Meter lange Damm der Pipeline-Baugesellschaft Open Grid Europe liegt nun aber so quer in der Aue, dass – so beklagt es der Hummelsheimer Hausbesitzer und CDU-Bezirkspolitiker Georg Wollenhaupt – das Wasser aus der Aue so umgelenkt wurde, dass es zu früh über die Straße lief und direkt nach Hummelsheim geflossen ist. Dort wurden in der Nacht auch alte Häuser überflutet, die der Geschichte nach und auf der Extremhochwasserkarte als hochwassersicher galten.
Nun war das Dhünn-Hochwasser kein Extremhochwasser im amtlichen Sinn. Es war viel stärker. In Hummelsheim steht einer von drei Dhünnpegeln. Ein Extremhochwasser mit niedriger Wahrscheinlichkeit wird bei einem Pegelstand von 2,07 Meter über dem Flussbett angesetzt. Bei 1,94 Meter war der Hummelsheimer Messpegel um 15 Uhr am Anschlag, höheres Wasser kann er nicht messen. Besser ist der Schlebuscher Pegel, der die ganze Welle aufgezeichnet hat. Das Wasser stieg in der Nacht noch bis Punkt 2 Uhr, da stand die Dhünn bei 3,47 Meter. Ähnlich hoch stand das Wasser in Hummelsheim. Meist hat die Dhünn um 30 Zentimeter.
Es ist wahrscheinlich, dass in einer Phase des steigenden Wassers der Damm eine Rolle gespielt hat. Wollenhaupt, dessen Sohn ein Fachwerkhaus in Hummelsheim bewohnt, sagt, dass das Wasser bei der Flut erst von der Straße gekommen sei, später aber von überall, auch von der Dhünnseite. Somit dürfte Open Grid mit ihrem Damm Glück gehabt haben, dass der Fluss nicht bei der amtlichen Extrem-Marke stehen geblieben ist, sonst wären jetzt sicher wieder Gutachter und Rechtsanwälte gefragt, die sich mit dem Damm beschäftigen müssten. Unklar ist, wie lange der Damm noch bleibt.
Extrem verdichtete Erde
Die Erde an der Baustelle „In der Aue“ ist anscheinend derart verdichtet, dass beim ersten Starkregen Anfang Juni ein See entstanden ist, der seither nicht versickert. Inzwischen quaken auf der Pipelinebaustelle tatsächlich schon Frösche. Eine Sprecherin von Open Grid Europe sagt auf Anfrage, auf der Baustelle gebe es wegen der Wetterlage erwartbare Beeinträchtigungen, jedoch sei der Zeitplan insgesamt nicht gefährdet.
Georg Hummelsheim, der Bauer vom zufällig gleichlautenden Hof Hummelsheim sagt, dass die für diesen Spätsommer und Herbst geplante Verlegung der Leitung auf seinen Weiden im März 2022 laufen soll, das sei jetzt neu. Aus anderer Quelle heißt es, dass die Arbeiten in der Waldsiedlung jetzt vorgezogen würden.
Im Streit um Ausgleich und Entschädigung für seinen Hof gibt es immer noch keine Lösung. Sein Fazit: „Auf die Aussagen und Zusagen von Open Grid kann man sich einfach überhaupt nicht verlassen“. Er fürchtet wegen der Gasleitungsbaustelle um seine Existenz (wir berichteten). Hinzu kommt jetzt noch, dass beim Hochwasser fast 300 Rundballen Futtervorräte weggeschwemmt wurden.