Prozess gegen LeverkusenerGeiselnahme endete bei Burger King in Opladen

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Burger King an der Fuchskuhl in Opladen

Burger King an der Fuchskuhl in Opladen: Hier beendete die Polizei die Geiselnahme im Mai 2022.

Die Entführer wollten 150.000 Euro Lösegeld und dem Opfer ein Ohr abschneiden, steht in der Anklage.

Was ist genau passiert an jenem Freitag, dem 13. Mai 2022? Das Opfer wird dazu nichts mehr sagen können. Der Schweizer mit orientalischen Wurzeln ist sieben Monate später im Alter von 36 Jahren in Zürich gestorben – „eines natürlichen Todes“, wie es am Freitag im Düsseldorfer Landgericht hieß. Dort muss sich Emre A. (Name geändert) wegen Geiselnahme und gefährlicher Körperverletzung verantworten.

Er soll mit einem Komplizen den Schweizer morgens aus einem Büro in Neuss gezerrt, in einen Volvo verfrachtet, geschlagen und zunächst in den Keller eines leerstehenden Hauses in der Neuen Weyerstraße in Köln gesperrt haben. Sodann hätten die Entführer von der Familie des Opfers 150.000 Euro Lösegeld gefordert. Fließe der Betrag nicht, würden sie dem Mann zunächst ein Ohr abschneiden. Und ihn notfalls töten.

Geplatztes Geschäft mit Bitcoins

Grund für den Menschenraub soll ein geplatztes Geschäft gewesen sein: 54.300 Euro sollten für Bitcoins und Gold fließen. Das Opfer hatte wohl versucht, A. und seinen Geschäftspartner zu betrügen. Offenkundig gab es aber genügend Hinweise für die Polizei: Noch am Abend des Freitags stellten sie die Entführer am Burger King in Opladen. Emre A. wurde festgenommen.

Der gebürtige Leverkusener ist 31 Jahre alt, sein Opa sei als Gastarbeiter aus der Türkei eingewandert, berichtet er. Sein Vater habe eine Firma gegründet: „Für mich war das ein starker Mann, der aus nichts viel aufgebaut hat.“ Er habe ihn sehr bewundert, unterstreicht der Angeklagte. Zwei Wochen vor der mutmaßlichen Geiselnahme sei er gestorben, drei Wochen danach „hat mich meine Frau verlassen“. Seine Mutter sei um die Zeit an Krebs erkrankt, sie sei pflegebedürftig, berichtet Emre A. im Prozess.

Chemikant, das reichte dem Rheindorfer nicht

Zur Tat selbst schweigt der Mann, der nach seiner Ausbildung zum Chemikanten zunächst bei Lanxess, dann bei Covestro gearbeitet hatte. Das sei ihm aber nicht genug gewesen: Bald habe er sich als Versicherungsmakler selbstständig gemacht, zunächst für die Ergo, dann die Barmenia – spezialisiert auf Rentensparverträge.

Die schwere Krankheit seiner Mutter bringe sein Leben jedoch bis heute durcheinander, sagt er: Mit seinem Zwillings- und seinem jüngeren Bruder wechsle er sich täglich mit der Pflege ab. Er übernehme den Nachmittag. Deswegen fahre er jetzt vormittags Essen in Schulen und Kindergärten aus. Reich werde er davon nicht: 1000 bis 1200 Euro netto bringe das. Damit komme er nur klar, weil er wieder im Haus der Familie in Rheindorf wohne. Das sei Eigentum. Die Familie halte zusammen, auch finanziell.

Klar wird am ersten Prozesstag indes, dass das Opfer tatsächlich am Arm gepackt und aus dem Büro im Büdericher Barbara-Viertel geführt wurde. Insgesamt drei Männer seien dort aufgetaucht, berichtet der Mann, der sich mit dem Opfer und einem potenziellen Investor dort am 13. Mai 2022 verabredet hatte. Ihm sei bedeutet worden, sich aus der Sache herauszuhalten: „Wir haben draußen was zu erledigen“, sei die Ansage eines der Besucher gewesen. Ob einer davon der Angeklagte war – da kann sich der Zeuge nicht festlegen. Ob eine Waffe im Spiel war, weiß er auch nicht.