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Radfahren in LeverkusenWer keinen Motor hat, muss betteln

Lesezeit 3 Minuten
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Mit dem Rad zur Arbeit und zu Terminen? Für Thomas Käding ist das seit vielen Jahren ganz normal. 

Leverkusen – Wie schön, dass es Konstanten gibt im Leben. Gerade jetzt, wo von einer „Zeitenwende“ die Rede ist und auch sonst die eine oder andere Gewissheit ins Wanken gerät. Eine von diesen Konstanten prägt meinen Alltag und auch den einen oder anderen Sonn- und Feiertag, der mich in die Redaktion nach Wiesdorf führt. Es ist die „Bettelampel“ an der Titanstraße.

Spätestens am späteren Morgen kommen außer Autos keine anderen Verkehrsmittel mehr vor im Hirn des Ampelrechners. Das heißt: Die Chance, an dieser Ecke auf der B 8 kurz vor dem Ziel stehenbleiben zu müssen, beträgt nahezu 100 Prozent. Nahezu deshalb, weil statistisch alle drei Monate ein Radler oder Fußgänger entgegen kommt oder vor mir da war und schon mal gebettelt hat.

Ein unsensibler Sensor

Aber sonst: Abbremsen, anhalten, ein paar Mal heftig auf den Anforderungsknopf einschlagen. Denn bis die Mitteilung aufleuchtet, dass das Begehr erhört wurde („Signal kommt“), dauert es ein wenig. Der Sensor ist träge. Übrigens nicht nur an dieser „Anforderungsampel“.

Unterdessen rauscht der Autoverkehr in beiden Richtungen an mir vorbei, Rechts- und Linksabbieger müssen ebenfalls warten. Meistens aber nicht so lange wie der Radler (oder der dort seltener anzutreffende verkehrstechnische Underdog Fußgänger). Oft bekommen zunächst noch die Rechtsabbieger von der Titanstraße auf die B 8 dran. Logisch: Auch die sind ja motorisiert, also privilegiert.

Programmieren geht über Markieren

Zu den Konstanten gehört auch, dass ich mich an dieser Ecke an den Radverkehrsbeauftragten der Stadt Leverkusen erinnere. Und wie er sich vor eineinhalb Jahren vorgestellt hat. Auch ihm hatte ich gesagt, dass er lauter Blitzerfolge erzielen könne, wenn er mal zwei, drei Programmierstunden für den Ampelrechner kaufen und die unnötigsten Hindernisse für Radler und Fußgänger beseitigen ließe. Dafür muss kein Bagger anrücken, keine Markierung gepinselt oder sonst irgendetwas getan werden. Ist aber wahrscheinlich zu einfach.

Und steht einem Argument entgegen, das mal von einem anderen Verantwortungsträger in der Stadtverwaltung vorgebracht wurde, als es um eine Schlebuscher Bettelampel ging: Nachts würden so unnötig Autos aufgehalten, die dann noch mehr Lärm und Dreck verursachten. Anders gesagt: Wer lärmt und dreckt, wird bevorzugt. Oder noch anders: Der Klügere hat nachzugeben.

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Mit diesen Gedanken quetsche ich mich gegenüber zwischen Schaltkasten und Ampelmast hindurch, um dieses Prinzip gleich wieder bestätigt zu bekommen: Am Kreisel Ludwig-Erhard-Platz muss man die Vorfahrt achten, damit die Autofahrer sich darauf konzentrieren können, fünf Meter weiter die Vorfahrt zu achten: die der Autos, die schon im Kreisel sind. Sehr gelegentlich wird man mal vorgelassen. Das aber gehört keineswegs zu den Konstanten im Leben.