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Räume für Leverkusener GrundschulenDiese Container sogen für politischen Zündstoff

Lesezeit 4 Minuten
Merziger Straße

Die als Flüchtlingsunterkunft genutzte Containeranlage an der Merziger Straße soll nun doch zum Ausweichstandort für Schulen werden.

Leverkusen – Nun also doch wieder die Merziger Straße. Weil die Stadt neue Flüchtlingsunterkünfte aufbaut, wird die eigentlich schon geschlossene Containeranlage in der Waldsiedlung bald leergezogen und für die Auslagerung zweier Schulen umgebaut. Zunächst soll hier im Laufe des kommenden Schuljahres die GGS Morsbroicherstraße für eine Bauzeit von geplanten 27 Monaten unterkommen. Danach sollen die Container der GGS Waldschule zur Verfügung stehen, die ebenfalls grundsaniert und teilweise neu gebaut werden soll. So war es bereits im vergangenen September geplant worden.

Pläne auf Eis gelegt

Im Frühjahr wurden die Pläne dann aber auf Eis gelegt – durch den starken Zustrom Geflüchteter aus der Ukraine galten die Container in der Merziger Straße als unabkömmlich. Das gilt nun nicht mehr. „Wir gehen also wieder zu dem Punkt zurück, der ursprünglich beschlossen war“, resümiert Michael Prangenberg (CDU) in der Sitzung der zuständigen Bezirksvertretung III. „Also können wir das auch nochmal beschließen.“ Und so geschieht es. Einstimmig.

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Vollkommen außer Betracht gelassen wurde dabei, dass in der Zwischenzeit vier alternative Standorte auf dem Gelände der Waldschule erarbeitet worden waren und Container bereits bestellt sind. Mit welchen Kosten die Anmietung der Container verbunden ist, wollte die Stadt auf Nachfrage nicht mitteilen, da es sich hier um „einen Beschluss aus nichtöffentlicher Sitzung“ handle. Wie man hört, soll es sich dabei um fertig ausgestattet Schulcontainer handeln, die Anlage in der Merziger Straße muss dagegen für die schulische Nutzung noch umgebaut werden.

„Die Anmietung der Containeranlage soll – wenn möglich – auch bei etwaig entstehenden Kosten – rückabgewickelt werden“ heißt es im Vorschlag der Stadtverwaltung zum weiteren Vorgehen, dem die Bezirksvertreter zugestimmt haben. Hierzu würden aktuell Gespräche mit dem Anbieter geführt. „Sollte eine Rückabwicklung nicht möglich sein, wird eine anderweitige Verwendung geprüft.“

Ein zweistöckiger Klassentrakt soll zwischen dem Flachbau und der Turnhalle errichtet werden.

Der von der Stadt zunächst bevorzugte Standort an der Waldschule war in die Kritik geraten, nachdem Bürgermeister Bernhard Marewski darauf aufmerksam gemacht hat, dass diese in nur etwa zehn Meter Entfernung zu der großen Gaspipeline stehen würden, die dort in den Sommerferien gegen den Widerstand der Stadt verlegt wird.

„Wir haben seinerzeit dagegen geklagt, dass die Pipeline 30 Meter von einer Schule entfernt verlegt wird, da können wir jetzt nicht freiwillig Schulcontainer mehr oder wenig genau draufstellen“, sagt Marewski. Daraufhin war ein zweiter Standort, etwas weiter entfernt, auf der Vorzugsliste hochgerückt. Darüber musste nun aber ja nicht mehr abgestimmt werden.

Politischer Zündstoff

Für politischen Zündstoff sorgte die Waldschul-Debatte dennoch. „Ich bin mehr als irritiert, dass das, was von der Verwaltung erarbeitet wurde, von Herrn Marewski und Frau Wendt als Eigenleistung propagiert wurde“, sagt Roswitha Arnold (Grüne) in der Bezirkssitzung.

Zuvor hatten die Grünen schon eine Pressemitteilung verschickt, in der sie ihr Unverständnis darüber äußern, dass die schulpolitischen Sprecher von CDU und SPD im Alleingang eine Versammlung mit Elternvertreter einberufen hatten und dort die Rückabwicklung in die Merziger Straße „als ihren politischen Erfolg angepriesen haben“, wie die Grünen schreiben.

An Elternmeinung interessiert

Das wiederum lässt Marewski nicht auf sich sitzen. Melanie Wendt und er hätten festgestellt, dass die Verwaltung nicht mit den Eltern über die verschiedenen Aufstell-Varianten an der Waldschule gesprochen hat. Und dieses auch nicht geplant sei. Also hätten sie die Sache in die Hand genommen, um die Elternmeinung zu den verschiedenen Standorten zu hören – um sie dann gegebenenfalls in ihre politische Entscheidung einfließen zu lassen.

Stattgefunden hat die Videokonferenz dann zu einem Zeitpunkt, als klar war, dass es doch die Merziger Straße werden würde – was die Initiatoren zum Zeitpunkt der Einladung nicht wissen konnten.

Verständnis der Eltern

Und die Eltern? Viele Betroffene der GGS Morsbroicherstraße hatten zunächst für einen Umbau im laufenden Betrieb plädiert, sich davon aber abbringen lassen, nachdem die Schulleiterin ihre Ablehnung dagegen klar zum Ausdruck gebracht hatte. Dadurch bestand auch durchaus Verständnis für den Wunsch der Waldschule, eben diese Auslagerung auf eine Baustelle ebenfalls zu verhindern, berichtet eine Elternvertreterin.

Im Gegensatz zur ersten Entscheidung sei die Diskussion in der Schulpflegschaftssitzung sehr ruhig verlaufen. „Wir fühlen uns jetzt deutlich besser mitgenommen.“ Und meinte damit die Stadtverwaltung, aber auch das Videomeeting mit Marewski und Wendt.