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Sicherheit vor VerkehrsverteilungFreudenthaler Weg in Leverkusen bleibt Einbahnstraße

Lesezeit 3 Minuten
Beklagen sich über den Zustand des Freudenthaler Wegs: Sabine Neunzig und Harald Drinhausen

Zu eng für Begegnungsverkehr: Sabine Neunzig und Harald Drinhausen setzen sich seit Jahren für die Sicherheit am Freudenthaler Weg ein.

Ein Bürgerantrag löst im Bezirk III eine teilweise lautstarke Debatte über gerechte Verkehrsverteilung und Sicherheit aus.

Was ist eine gerechte Verkehrsverteilung? Wenn alle gleich viel Durchgangsverkehr abbekommen, argumentiert ein Bürgerantragssteller im Stadtbezirk III. Und fordert, die seit knapp einem Jahr als Testphase bestehende Einbahnstraßenregelung für den Freudenthaler Weg wieder aufzuheben. Denn seitdem habe sich ein Großteil des Durchgangsverkehrs in der Schlebuscher Siedlung auf die Straße Am Scherfenbrand verlagert. Außerdem müsse er seitdem einen Umweg fahren – statt 450 Meter zur Bensberger Straße müsse er nun 1,3 Kilometer fahren. Das koste Zeit, Sprit und belaste die Umwelt.

Es gibt jetzt ein friedlicheres Miteinander von Autofahrern, Radfahrern und Fußgänger
Sabine Neunzig, Anwohnerin

Auch Sabine Neunzig, die sich seit fünf Jahren für die Verkehrsentlastung im Freudenthaler Weg einsetzt, hatte Rederecht dazu beantragt. Es sei ihr wichtig, dass es hier kein „wir gegen die“ gebe, es sei nicht ihr Anliegen, jemanden zu benachteiligen, betont sie zu Beginn. Ihr gehe es um die Sicherheit in ihrer engen und schlecht ausgebauten Straße: „Hier gibt es keine Bürgersteige, Kinder und Senioren sind stark gefährdet.“ Bei Begegnungsverkehr gebe es keinen Raum mehr, wohin man ausweichen könne. „Wir können heute sagen, dass mit der Einbahnstraße viele der genannten Probleme weggefallen sind, es gibt ein friedlicheres Miteinander von Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern.“

Straße

Der Freudenthaler Weg ist in Richtung Bensberger Straße nur für Fahrräder befahrbar.

Tatsächlich haben zwei Verkehrsmessungen ergeben, dass der Verkehr im Scherfenbrand seitdem um 20 Prozent zugenommen hätte, erklärt Reinhard Schmitz. „Diese Verteilung war zu erwarten“, sagt der Leiter des städtischen Tiefbauamts. Zudem werde Tempo 10 im engen Teil des Scherfenbrand kaum eingehalten, ergänzt Conchita Laurenz. „Das belastet die Anwohner vor allem zwischen Am Märchen und dem Freudenthaler Weg.“

Straße Am Scherfenbrand

Die Straße Am Scherfenbrand ist verkehrsberuhigt und für Fußgänger sicherer begehbar.

Und nun? Eine weitere Einbahnstraßenregelung für den Scherfenbrand wird ins Spiel gebracht, der hätte aber teilweise sehr weite Umwege für die Anwohnenden zu Folge. „Ich bin überfordert“, gesteht Wolfgang Pockrand (SPD). „Es gibt keine Lösung, die alle glücklich macht.“

„Wir müssen hier eine Entscheidung darüber treffen, wer weniger leidet“, meint Michael Prangenberg (CDU). Und da sei seine Meinung: „Auf dem Freudenthaler Weg gibt es mehr Gefahr als auf dem stark beruhigten Scherfenbrand. Deswegen sollten wir hier der Sicherheit den Vorzug geben.“

Ich wohne seit 27 Jahren dort und weiß nicht von einem Unfall, der im Freudenthaler Weg passiert ist
Bürgerantragssteller

Dem schließt sich Ralf-Peter Müller (Bürgerliste) an. „Ich gehe häufig dort mit meinem Hund spazieren und fühle mich jetzt viel sicherer. Wir müssen hier weniger über Belastung und mehr über Sicherheit sprechen.“

Das gefällt dem Bürgerantragsteller gar nicht. „Ich wohne seit 27 Jahren dort und weiß nicht von einem Unfall, der im Freudenthaler Weg passiert ist“, poltert er und wirft den Politikern vor, das sei ein „feiges Argument“.

Dennoch entscheiden sich die Bezirksvertreter dazu, den Antrag abzulehnen und die Einbahnstraßenregelung beizubehalten. Die Verwaltung sagt aber zu, die Verkehrssituation im Scherfenbrand weiter zu beobachten und bei einer eventuellen Sanierung des Freudenthaler Wegs mitzubedenken, ob man hier baulich etwas ändern kann, um sie beidseitig befahrbar zu machen. Das werde aber nicht passieren, solange sich die Stadt in einer Haushaltssperre befinde.