Leverkusen – „Wenn ich im Homeoffice sitze, höre ich regelmäßig das Geschirr im Schrank klappern“, berichtet Sabine Neunzig. Vor ihrem Haus in Schlebusch brettern 30-Tonner über den dafür eigentlich zu schmalen Freudenthaler Weg. Doch dieser ist offiziell als Zufahrtsweg für das Neubaugebiet in dem Bereich zwischen Friedhof Scherfenbrand und Freudenthaler Sensenhammer zugelassen. Was Neunzig nach der Vorgeschichte, die ein Jahr zurückgeht, besonders ärgert: „Das ist unglaublich frech“.
Schlaglöcher und abgesenkte Gehwege
Ende 2019 hatte eine Gruppe von Anwohnern einen Bürgerantrag an die Bezirksvertretung III formuliert: Sie beklagten einen immer stärker werdenden Durchfahrtsverkehr durch die Neubauten und als Schleichweg zur Bensberger Straße. Schlaglöcher im dünnen Belag, abgesenkte Gehweg und Parkbuchten seien die Folge. Von der Gefahr für Fußgänger und Radfahrer auf der schmalen Straße ganz abgesehen. Im Februar hörte die Bezirksvertreter die Bürger in Vertretung von Neunzigs Ehemann Harald Drinhausen an – und wollen helfen. Beschlossen wurde die testweise Einführung einer Einbahnstraßenregelung für den Freudenthaler Weg, der dann nur in Richtung Bensberger Straße befahrbar sein sollte.
Dafür müsste allerdings in der Straße am Märchen ein Durchfahrtsverbot aufgehoben werden. Eine Verkehrszählung vor und nach der Testphase sollte Aufschluss über deren Erfolg bringen. Allerdings fand diese Testphase nicht statt, weil sie in Coronazeiten wenig aussagekräftig gewesen wäre. Das hatte den Anwohnern der Straße am Märchen die Möglichkeit eröffnet, im Juni 2020 ihrerseits mit einem Bürgerantrag zu reagieren – und die Umkehrung der Einbahnstraßenregelung anzuregen.
Die politischen Vertreter gestanden danach ein, dass das wohl die bessere Möglichkeit sei – und fragten Neunzig und Drinhausen, ob sie damit einverstanden wären. „Da haben wir noch gesagt: Das machen wir mit“, sagt Neunzig. Direkt nach den Sommerferien sollte eine sechsmonatige Testphase beginnen. Einiges von der Wunschliste der Bürger geschah in der Zeit: Wege wurden gesäubert und verbreitert, Bäume zurückgeschnitten und Schilder neu ausgerichtet. Nur die Einbahnstraßenregelung, die kam nicht. „Ich habe nicht locker gelassen und immer wieder bei der Stadt nachgefragt“, sagt Neunzig.
Sorge vor Folgeschäden
Am 14. Dezember dann erreicht sie ein Schreiben, dass die Einführung der Testphase zwar theoretisch noch möglich wäre, nun aber ja die Baumaßnahmen begonnen hätten. „Durch die Arbeiten wird es zu einem verstärkten Verkehr mit Sattelzügen zur Andienung der Baustelle kommen“, schreibt die Stadt. „Genau das war ja der Grund, warum wir uns vor einem Jahr an die Stadt gewandt haben, weil unserer Straße schon vorher überlastet war“, sagt Neunzig empört. Große Sorgen machen die Anwohner sich jetzt um ihre Straße und ihre Häuser. „Die Straße nimmt ganz offensichtlich Schäden, und wenn ich bei mir das Geschirr scheppern höre, muss ich auch befürchten, dass das Haus Schaden nimmt“, sagt Neunzig. Sie hofft weiter auf eine Entlastung der Verkehrssituation, vor allem aber fordert sie eine schriftliche Zusage, dass eventuelle Schäden an Straße und Häusern vom Bauträger übernommen werden.
Neunzig sieht ein, dass eine Umleitung der Sattelschlepper durch die noch engeren Nachbarstraßen kaum möglich ist. „Aber das wussten Sie doch auch schon vor einem Jahr, als uns die Versprechungen gemacht wurden“, schreibt sie in einer Mail an Bezirksbürgermeister Frank Schönberger, der den Brief der Stadt unterzeichnete Brief hatte. Dieser antwortet später, dass ihm das nicht bekannt gewesen sei und er es auch ärgerlich finde, dass die zugesagte Testphase nicht stattgefunden habe. Er sich mit dem Bauträger in Verbindung zu setzen, um über mögliche Entlastungen zu sprechen. Der Brief der Stadt endet mit: „Da eine andere Andienung der Baustelle nicht möglich ist, muss die Verwaltung die Testphase der Einbahnstraßenregelung für die Zeit der Baumaßnahmen verschieben.“Und zwar bis ins Frühjahr 2023 – so lange haben die Anwohner mit LKW-Verkehr zu rechnen, schreibt die Stadt.