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SchwadbudBayer-Legenden erinnerten ans Abstiegsduell gegen Kaiserslautern

Lesezeit 3 Minuten

Leverkusen – Die Bilder auf dem großen Bildschirm im Bayer 04-Fantreff Schwadbud verursachen auch nach 20 Jahren noch gehörig Gänsehaut: Es war der 18. Mai 1996. 34. Spieltag in der Fußball-Bundesliga. Bitterernster Abstiegskampf im Ulrich-Haberland-Stadion. Der Tabellenvierzehnte Leverkusen empfängt den Tabellensechzechnten Kaiserslautern.

In der 58. Minute gehen die roten Teufel aus der Pfalz durch ein Tor von Pavel Kuka mit 1:0 in Führung. Leverkusen ist zu dem Zeitpunkt abgestiegen. Die Spieler werfen alles nach vorne. Mit Erfolg: In der 82. Minute hämmert Abwehrspieler Markus Münch das Runde für Bayer ins Eckige.

Ausgerechnet Münch, der an diesem Tag sein einziges Saisontor erzielt. Das 1:1 reicht Leverkusen am Ende zum Klassenerhalt, die Pfälzer müssen erstmals den Gang in die 2. Bundesliga antreten.

An diesen ereignisreichen und daher unvergessenen Tag aus der an schicksalhaften Momenten reichen Vereinshistorie blickte am Abend vor dem diesjährigen Saisonfinale gegen Aufsteiger Ingolstadt ein prominentes Gespann zurück. Angekündigt zum „Legendentalk“ unter dem Motto „20 Jahre niemals zweite Liga“ waren der Held und Siegtorschütze Markus Münch und die damalige Nummer 1 im Tor, Dirk Heinen. Quasi als Überraschungsgäste gekommen, waren zudem Peter Hermann, der damals für den kurz zuvor entlassenen Erich Ribbeck auf der Trainerbank saß, Rudi Völler, dem in seinem letzten Profispiel überhaupt mit dem Abstieg kein schöner Karriereabschluss drohte, sowie Ex-Torwart Rüdiger Vollborn und Innenverteidiger Markus Happe. Schnell wurde klar, die sechs Ex-Profis auf der Bühne verstehen sich blendend und blicken gerne zurück auf „eine richtig geile Zeit“ (Münch). „Eigentlich ist die Saison damals echt gut gestartet. Aber in der Rückrunde haben wir dann ein Spiel nach dem anderen verlorenen“, erinnerte sich Vollborn. Ex-Manager Reiner Calmund versuchte mit allen Mitteln den drohenden Abstieg zu verhindern. Dabei waren ihm auch unkonventionelle Mittel recht.

Bagger vor der Südtribüne

So schickte er seine Spieler nicht nur für drei Tage ins Trainingslager ins beschauliche Much, sondern ließ darüber hinaus am Vorabend des Abstiegsendspiels Bagger vor der Südtribüne vorfahren, um mit dem Umbau zu beginnen. Es sollten bloß keine weiteren Karten an die für ihre lautstarke Unterstützung bekannten Lautern-Fans verkauft werden.

Keinen Abbruch tat der Spielausgang der Männerfreundschaft zwischen Nationalspieler Rudi Völler und dem damals für die Elf vom Betzenberg kickenden Andi Brehme. Der schäme sich bis heute für seine Tränen nach dem Abpfiff plauderte Völler aus. „Ich ärgere ihn immer und sage, dass es mir so rum lieber ist, als dass ich hätte weinen müssen.“

Ob Bayer 04 heute so erfolgreich da stünde, wenn das Spiel gegen die roten Teufel vor 20 Jahren anders ausgegangen wäre, vermochte der mittlerweile zum Sportdirektor aufgestiegene Völler nicht zu beantworten.

Den Lauterern hat ihr vorrübergehender Gang in die Zweitklassigkeit indes nicht sonderlich geschadet. Sie wurden eine Woche nach dem verlorenen Abstiegsduell gegen Bayer 04 nicht nur DFB-Pokalsieger, sondern zwei Jahre später als erster und bisher einziger Aufsteiger sogar Deutscher Meister.