Lese-Reihe in Stadtbücherei LeverkusenRoadtrip mit dem 70 Jahre älteren Nachbarn

Torben Kroker bei seiner Lesung in der Stadtbibliothek in Wiesdorf.
Copyright: Ralf Krieger
Leverkusen – „5000 km Freundschaft. Der Roadtrip unseres Lebens“, ist der Debütroman von Torben Kroker, den er zum Beginn der Lesereihe „FERNwORTE“ in der Stadtbibliothek Leverkusen las. Er widmet diese Lesereise seinem verstorbenen Freund, Co-Autor und Mitreisenden Karl-Heinz Schulz alias Carlos. Denn obwohl die beiden 73 Jahre von einander trennen, haben sie noch so viel zusammen erlebt, dass einem das knapp 200-seitige Kondensat davon nur erahnen lässt, was für eine gute Zeit das war.
Kroker erzählt die Geschichte einer wunderbaren Freundschaft, die kein Alter und keine Grenzen kennt. Zuhörende merken kaum, ob er gerade eine Stelle aus seinem Buch vorliest oder so locker etwas erzählt. Dies ist dem flotten, teils flapsigen und angenehmen Schreibstil zu verdanken. Ein kurzes Video beweist den Zuhörenden auf der Lesung: Carlos war tatsächlich genauso wie er im Buch weiterlebt.
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„Emmerich ist für mich ein Altersitz – und kein geliebter“, hatte das Düsseldorfer Urgestein Carlos, den es in die Welt raus zieht, gesagt. So hat er in seinem hohen Alter noch einen Wunsch: Er will noch einmal das Meer sehen. „Ich bin der Letzte von der Sippe.“ Sein 22-jähriger Nachbar und Freund ist also der letzte, der ihm diesen Wunsch erfüllen kann. Doch wie kam es dazu, dass sich der damalige Versicherungs-Azubi und der Nachbar, den er zu der Zeit als „nicht geheuren knurrigen Griesgram-Opa mit Stock“ beschreibt, am Stadtrand von Emmerich kennenlernen? Ein Motorroller war zu der Zeit Krokers größter Wunsch. Um dafür Geld zu sparen mähte er für Nachbarn den Rasen – und das wohl im großen Stil. „Hau weiter rein“, sagte er sich, bevor er sich überwunden hat, beim letzten Nachbarn, für den er noch nicht jobbte, an der Tür zu läuten – Carlos. „Nach dem Gespräch dachte ich schon, seine ganze Lebensgeschichte gehört zu haben.“ Doch Kroker hat nach diesen zwei Stunden noch nicht ahnen können, dass dies nur der kleinste Bruchteil von dem ist, was Carlos zu erzählen hatte.
Autor lernt das Abenteuer kennen und lieben
„Der Torben von 2016 war kein Abenteurer“, erinnert er sich zurück, „bis er dieses Haus betrat.“ Die Passagen, in denen Carlos erzählt, berühren die Zuhörerschaft in der Stadtbücherei. Es ist ein vielschichtiger spannender Charakter, der etwas zu erzählen hat, ein Charakter, wie ihn im wahrsten Sinne des Wortes nur das Leben schreibt. Ein Mann, der stur seinen Prinzipien folgt, aber sich das eben auch wert ist. Viele dieser Rituale sind herzergreifend wie amüsant. So musste Kroker ihm beispielsweise kiloweise Bauernbrot aus Düsseldorf importieren. „Die Bäcker hier können alle nicht backen“, habe er immer gesagt.
Und es sind die vielen kleinen Erinnerungen und Nebengeschichten wie diese, die das Werk so nah und lebendig machen. Also steigen die beiden in Krokers altes Auto und begeben sich auf eine Reise durch Frankreich, Spanien und Italien – Orte in denen Carlos die Nachkriegszeit verbracht hat. Dank des Altersunterschieds der ungleichen Freunde ergänzen sie sich dabei als perfektes Reise-Team. Die Kombination der beiden Generationen mit ihren unterschiedlichen Perspektiven macht nicht nur alles sehr abwechslungsreich – sie ist das Erfolgsgeheimnis hinter dem Roman, wie sie es für die Reise war.