AboAbonnieren

Neue Bahnstadt OpladenDer Brückenpark ist ein Bauwerk mit Für und Wider

Lesezeit 3 Minuten

Der Brückenpark in der Neuen Bahnstadt: Nicht jeder hält ihn für gelungen, das wurde jetzt bei einer Architektenführung deutlich.

Leverkusen – Warum braucht die neue Bahnstadt Opladen einen Brückenpark? Bei einer von der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen organisierten Führung vor Ort am Tag der Architektur kommen jedenfalls bei dem einen oder anderen Zweifel auf, ob diese Fusion aus Bahnübergang, Grünanlage und Aufenthaltsort, die bislang statt 2,8 Millionen Euro über drei Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln gekostet hat, überhaupt einen Mehrwert bringt und angenommen werden wird.

„Der Hauptzweck dieser Rampenanlage ist natürlich, Radfahrende und Fußgänger von der Brücke barrierefrei herunter auf das Straßenniveau zu bringen“, sagt der für den Bau zuständige Architekt Maximilian Deutz. Innenarchitekt Peter Wensel versteht hingegen nicht, was hier geplant wurde: „Das wird so garantiert nicht angenommen.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Kein Ort für nette Treffen

Der wie eine Arena angelegte Kasten mit Grünfläche und acht Kirschbäumen in der Mitte, Ranknetzen ringsum und Spielgeräten unter den Rampen stehe ja schon eine ganze Weile – nette Zusammenkünfte gebe es hier aber nicht. Tagsüber sei da der Durchgangsverkehr. Zigarettenpackungen und Alkoholflaschen auf dem Boden ließen wiederum erahnen, wie der „Park“ nachts genutzt werde. Mülleimer wurden nicht eingeplant. Und je weiter Kletterrose, Blauregen, Clematis und Co. kletterten, umso weniger einsehbar werde das Areal.

Neuer Inhalt (1)

Architekt Maximilian Deutz ist überzeugt, dass das Areal in der Neuen Bahnstadt viel Potenzial hat.

Deutz allerdings freut sich schon darauf, wenn die Bepflanzung weiter gedeiht: „Das hat auch einen tollen Effekt auf das Mikroklima.“ Daher gehöre zum Bauwerk ja auch noch das „Grüne Band“, laut Pressedienst der neuen Bahnstadt Opladen ein „grünes Rückgrat“, welches das gesamte städtebauliche Gebiet durchzieht. Es handelt sich um einen etwa 400 Meter langen Fußweg, der sich vom Brückenpark parallel zur Friedrich-Liszt-Straße bis zum Henkelmännchen-Platz Höhe Wilhelmstraße erstreckt. Zur Straße hin gibt es Bepflanzung und Spielgerätstationen. Auf der anderen Seite befindet sich gleich die große Baustelle. „Gewerbe und Wohnungsbau gehen vor“, sagt Deutz dazu.

Neuer Inhalt (2)

Peter Wensel, Innenarchitekt, hält den Brückenpark für unausgegoren und äußert seine Kritik offen.

Aufwändiger Bau

Um den Bau so umzusetzen, wie er sich nun präsentiert, wurde die große Bahnübergangsbrücke einmal gedreht und die Unterkonstruktion verändert, sodass diese auf der richtigen Höhe auf den Brückenpark trifft. Da die Brücke noch recht jung war, verpflichteten die Förderer die Architekten, die ausgebaute Unterkonstruktion im neuen Brückenpark zu verbauen – sonst hätten sie diesen nicht ebenfalls gefördert. „Also haben wir die rostigen Unterkästen an der Kopfseite des Brückenparks als Wegteil und Balustrade verwendet – das war wahrscheinlich teurer, als dieses Material zu verschrotten und richtig zu recyclen, aber wir hatten ja keine Wahl“, erklärt Deutz.

Diese Kästen seien dann zudem noch aufwändig verfüllt und geschlossen worden, damit hier keine Tiere einziehen. „Aus Gründen der Verkehrssicherheit müssen wir da aber jetzt nochmal dran“, sagt Deutz. Die zugeschweißten rostigen, rechteckigen Öffnungen schauten nämlich noch oben aus dem Weg.

„Keine moderne Stadtplanung“

„Mit moderner Stadtplanung hat das nichts zu tun“, sagt Wenzel, „gucken wir doch mal nach Paris und in andere Städte.“ Die rechten Winkel und das stur Geradlinige entsprächen nicht mehr dem Standard. „Das muss man geschwungener, runder denken. Und wo ist Wasser?“, kritisiert der 80-Jährige. Fraglich sei auch, ob es an diesem Standort zu diesem Preis überhaupt solch eine Sport- und Freizeitfläche gebraucht hätte.

Deutz sieht das große Ganze hingegen sogar als möglichen Raum für Events, entsprechende Stromanschlüsse für größere Veranstaltungen wurden eingeplant.