Leverkusen – Das Fazit fällt gemischt aus: Der Deich des Wiembach im Bereich der gleichnamigen Allee ist in „keinem dramatischen Zustand“, sagt Karla Marschollek, bei der unteren Wasserbehörde der Stadt zuständig für Hochwasserschutz, nach der offiziellen Deichbegehung in Opladen. Aber man sieht ihm die Strapazen der Wassergewalt doch deutlich an.
Fünf Jahre für die Umsetzung
Das heißt: Es besteht Handlungsbedarf. Und der ist ganz unabhängig davon, wie es mit der Wiembachallee in Zukunft weiter geht. „Die Pläne, die auf dem Tisch sind, werden in der Umsetzung um die fünf Jahre brauchen“, sagt Marschollek. So lange kann man den Wiembach nicht sich selbst überlassen.
Die Pläne, von denen sie spricht, wären ein tiefer Einschnitt für die idyllische Opladener Allee: Die Baumreihen links und rechts des Ufers müssten ganz weichen, damit das Flussbett auf den etwa doppelten Querschnitt kommen kann.
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Dass der Bach, der am Tag der Begehung tief im Bett friedlich vor sich hin plätschert, diesen Platzbedarf hat, verdeutlicht Simone Möller von den Technischen Betrieben Leverkusen (TBL) an mehreren Stellen. Erosion im Deichfuß, freiliegende Wurzeln und Bäume, die immer tiefer ins Deichbett sacken. „Man sieht, dass das Gewässer den Platz haben möchte“, sagt Möller.
Und im Kampf Deich gegen Wasser „ist die Baumkulisse auf dem Deich nicht unbedingt dienlich“, fügt Marschollek vorsichtig hinzu. Überhaupt seien Bäume auf Deichen heute nicht mehr vorgesehen, ergänzt Holger Wendt vom Wupperverband, das war damals anders, als die Wiembachallee angelegt wurde.
Bäume schaden dem Deich
Denn Bäume halten mit ihren Wurzeln nicht den Uferbereich zusammen, wie man meinen könnte, sondern durchsetzen ihn. Eine Grasnarbe wäre widerstandsfähiger gegen Abtragung. Aber diese wächst nicht im Schatten der dichten Bäume.
Auch wenn es bei der Begehung nicht um die Zukunftspläne geht, sondern um den aktuellen Zustand des Deichs wird klar: Die Anwesenden befürworten den Umbau, wenn es zunächst auch ein schmerzlicher Verlust der Bäume wäre. Danach soll der Wiembach aber natürlicher fließen als im aktuellen Kanal, was auch eine „ökologische Aufwertung“ wäre, wie Möller sagt.
Und was wäre die Alternative? „Sollen wir es hinnehmen, dass es hier immer wieder zu dramatischen Hochwasserschäden kommt?“, fragt Marschollek. „Wir müssen uns fragen, wie Personen- und Sachschäden möglichst verhindert werden können.“ Das betreffe ja auch nicht nur die direkten Anwohner, die Kosten für Hochwasserschäden trägt auch die Allgemeinheit.
„Bäume weg ist keine Lösung!"
Dass das nicht jeder so sieht, wird deutlich, als eine Kindergartengruppe die Gutachter passiert. Nach einem kurzen Gespräch ruft eine Erzieherin der Gruppe noch hinterher: „Einfach alle Bäume wegmachen, ist nicht akzeptabel. Da muss es eine andere Lösung geben. Die ist dann vielleicht teurer!“ Damit trifft sie den Nerv von mehr als 2000 Menschen, die eine Petition zum Erhalt der Bäume unterschrieben haben – initiiert von direkten Anwohnern. Um Kosten gehe es hier nicht, versichern Marschollek und Möller. Sondern um Wissenschaft und Hochwasserschutz.
Ufer befestigen
Bis eine Entscheidung getroffen – und umgesetzt – ist, müssen aber der Wupperverband und die TBL in Aktion treten: Treibholz muss entfernt werden, der Uferbereich an mehreren Stellen verfüllt, verdichtet und die Böschung wieder aufgebaut werden. Denn sonst kann schon ein mittelmäßiger Regen wie am 5. Juni starke Schäden verursachen.
Und sollten freigelegte Wurzeln so stark umspült werden, dass ein Baum während eines Hochwassers in die Fluten kippt und den Abfluss verhindert – dann ist der Wiembach kein friedliches Flüsschen mehr.