Überraschung im RegionalplanHier soll Leverkusen ein neues Gewerbegebiet erhalten
Leverkusen – Es gibt erste Änderungen am Regionalplan für Leverkusen. Das wurde nun auf einer interfraktionellen Sitzung bekanntgegeben. Klar wurde dabei auch: Bald könnte Leverkusen ein neues Gewerbegebiet erhalten.
Meist Felder und Wiesen
Die Änderungen betreffen drei große Talhänge, von denen klar ist, dass deren Bebauung „voraussichtlich erhebliche negative Umweltauswirkungen“ gehabt hätte: Der flache Hang links und rechts der Atzlenbacher Straße kann in den nächsten Jahrzehnten ebenso grün bleiben wie ein Teil der Felder zwischen der Balkantrasse und der Bebauung an der Burscheider Straße. Ebenso bleibt ein Grünzug zwischen Fettehenne und Höfen bestehen, überwiegend bestehend aus Felder und Wiesen. Dort liegen besonders schutzwürdige Böden: Parabraunerde, wegen der schon die „Klimasiedlung“ am Bohofsweg nicht gebaut wurde.
Verfahren und Widerspruch
Spätestens bis Ende August muss die Verwaltung eine Stellungnahme zum Planentwurf abgeben, zu dem Zweck treffen sich Vertreter von Parteien und Verwaltungsleute, um über die Zukunft zu sprechen. Aber auch jeder Bürger kann bis Ende August Widersprüche einreichen, der Plan liegt bei der Bezirksregierung und im Netz offen. Nach Kritik wegen fehlender Transparenz im Verfahren um die Zukunft der Stadtplanung war zur interfraktionellen Sitzung am 25. März erstmals die Presse zugelassen. (rar)
Zwei Straßenplanungen, die die Stadt seit Jahrzehnten beschäftigt haben und die Umweltschützern seit jeher schwer im Magen gelegen haben, werden mit dem neuen Plan beerdigt: Die Pläne für die Bernsteintraße in Hitdorf und die L288n, eine Alkenrather Umgehungsstraße, die mitten durch den Bürgerbusch geführt werden sollte, werden mit dem neuen Plan im Archiv abgelegt. „Nicht mehr zeitgemäß“, kommentierte der städtische Mobilitätsbeauftragte Christian Syring während der Online-Sitzung am Freitag.
Über die einzelnen Gebiete wird weiter kontrovers diskutiert, man sucht Kompromisse zwischen herkömmlichem Flächenverbrauch und dem Erhalt von Landschaft, Natur und Klima. Während etwa Ex-Oberbürgermeister Paul Hebbel (CDU) genug Raum fürs Bauen einforderte, „um menschenwürdiges Wohnen zu gewährleisten“, machte Ex-Bürgermeister Klaus Wolf (Grüne) deutlich, dass die Zukunft einer Stadt sich auch an Faktoren wie erträglichem Klima, viel Grün und Freiräumen festmache.
Verwaltung rechnet mit Zuzug
Die Verwaltung geht von einem starken Bevölkerungswachstum in Leverkusen (plus 7,9 Prozent bis 2035) durch Zuzug mit entsprechendem Druck auf den Wohnungsmarkt aus.
Der Regierungsbezirk Köln
Noch Jahre wird man am Regionalplan arbeiten. Die Bezirksregierung Köln stellt ihn auf. Der Bezirk ist riesig: Er reicht von Hitdorf im Norden bis Blankenheim im Süden, von Aachen im Westen bis nach Reichshof im Oberbergischen im Osten. Der Plan gibt später grob vor, wo noch gebaut werden kann und wo es grün bleiben muss. Die Arbeit daran ist eine komplizierte Angelegenheit, aber dort fallen wichtige Vorentscheidungen, wie die Städte einmal aussehen werden. (rar)
„Wir machen hier einen Plan bis 2040“, sagte die neue Leiterin des Amts für Mobilität und Klimaschutz, Christiane Jäger. Aber: Obwohl Jäger einräumte, dass wegen des Klimawandels ein Umbau der Stadt in großem Stil nötig werden könnte, warb sie dafür, heute nicht zu viel Land im Regionalplan für Jahrzehnte als Grünland festzuschreiben. Sie argumentierte, dass kommende Stadträte auf die Weise in die Lage versetzt werden sollen, freie Entscheidungen treffen zu können.
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Eine echte Neuigkeit kam fast nebenbei ans Licht: Die Leverkusener Stadtverwaltung hat offenbar vor, sich an das große Burscheider Gewerbegebiet Strasserhof unmittelbar an der Stadtgrenze „anzuhängen“.
Ein sieben Hektar großes, bisher landwirtschaftlich genutztes Feld soll zum Gewerbegebiet umgewandelt werden. Praktisch ist das durchaus, weil die Burscheider die Zufahrtsstraße schon gebaut haben. Die Leverkusener Wirtschaftsförderung klagt seit Langem über zu wenige Gewerbeflächen, das Problem hat sich durch die Gewerbesteuersenkung verstärkt. Kritiker nennen sie Dumpingsteuer, weil damit oft nur das Gewerbe aus anderen Städten abgezogen wird.
Kritik an den Plänen für das Gewerbegebiet kam am Freitag auch von Grünen-Politiker Klaus Wolf: „Das Gewerbegebiet wollen Sie also einfach so auf die grüne Wiese knallen.“