Die Steinbücheler Kirche ist aktuell von innen und außen komplett mit Baugerüsten ausgekleidet. Das gewährt besondere Einblicke.
Bei Restaurierung entdecktLeverkusener St. Nikolaus Kirche hatte ein Fenster mehr
Überraschungen gibt es auf Baustellen häufig, meistens sind sie wenig erfreulich und umso kostspieliger. Was in der Steinbücheler Kirche St. Nikolaus hinter einer alten Mauer gefunden wurde, ist dagegen eine positive Überraschung: Es ist ein zugemauertes Fenster.
„Besonders toll ist, dass in dem Bereich die alte Bemalung der Kirche von 1895 noch erhalten ist“, freut sich Wolfgang Müller, der als Kirchenvorstandsvorsitzender der Gemeinde für die Bauführung für die umfangreiche Sanierung der Kirche zuständig ist. Diese Vorlage können die Experten nun nutzen, wenn nach Ende der Sanierungsarbeiten die historische Bemalung wieder hergestellt werden soll.
Auflast und Zugseile stabilsieren Leverkusener Kirche
Mit 17 Jahren Vorlaufzeit wurde das umfassende Bauprojekt geplant, jetzt ist es im vollen Gange. Die Kirche ist von außen und innen voll mit Baugerüsten ausgekleidet, nur der Glockenturm ragt hervor. Bereits abgeschlossen ist die Sanierung oberhalb des Gewölbes: Die tragende Holzkonstruktion im Dachstuhl wurde stabilisiert, eine Auflast zur Stabilisierung auf das Gewölbe aufgetragen. Aktuell wird an den Außenmauern, vor allem auf der der Witterung ausgesetzten Westseite, gearbeitet. „Die alten Fugen sind spröde und müssen entfernt und neu verfüllt werden“, erklärt Müller. Die roten Backsteine bleiben dabei größtenteils erhalten, nur beschädigte Steine werden entfernt und ersetzt.
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Das historische Buntglasfenster vor der Orgelempore wurde bereits entnommen und vorübergehend durch Fensterglas ersetzt. „Die Fenster stammen alle noch aus der Entstehungszeit von 1895 und sind laut Sachverständigem von sehr hoher Qualität in der Ausmalung“, sagt Müller. Aber vor allem von außen hat sich in knapp 130 Jahren viel Dreck an den Fenstern festgesetzt. Deswegen werden sie im Zuge der Sanierung alle ausgebaut, von einer Fachfirma aufbereitet und wieder eingesetzt.
Solange das Wetter noch einigermaßen erträglich ist, sollen die Außenarbeiten fortgeführt werden. Im Winter verlagern sie sich dann nach innen. Dort kann man bereits auf Baugittern bis unter das Kirchengewölbe gehen. Offensichtlich werden dabei die vielen Risse, die das Gewölbe durchziehen. Auch Nässeschäden an einigen exponierten Stellen sind vorhanden. Um das Gebäude zu stabilisieren, werden gewaltige Zuganker aus Edelstahl in das Mauerwerk eingebracht, die über Stahlseile verbunden werden. Von einer Sanierung in den 80er-Jahren muss Bleiwolle aus alten Rissen entfernt werden, bevor alle Risse verschlossen werden können. Anschließend wird die Kirche komplett neu bemalt, natürlich alles in Absprache mit dem Denkmalschutz.
Bislang liegen die Arbeiten im Zeitplan, im Herbst 2025 soll die Kirchengemeinde aus dem Übergangsquartier im benachbarten Gemeindehaus wieder in ihr imposantes Kirchengebäude ziehen können. Von den rund 2,7 Millionen Euro, die die Sanierung inklusive neuer Orgel kosten soll, muss die Gemeinde die nur scheinbar überschaubare Summe von 20.000 Euro selbst aufbringen. „Das ist viel Geld für eine kleine Gemeinde“, sagt Müller, aktuell wurden bereits rund 6000 Euro an Spenden gesammelt.
Zur weiteren Finanzierung werden die originalen Orgelpfeifen der irreparablen alten Orgel aus dem Jahr 1895 gegen eine Spende abgegeben. Erster Abgabetermin ist im Rahmen der Steinbücheler Kirmes am Wochenende 28./29. September. Interessierte können sich im Schützenheim der St. Hubertus Schützen direkt neben der Kirche melden.
Neoromanischer Bau ist fast 130 Jahre alt
Die Kirche St. Nikolaus ist Teil des Seelsorgebereichs Leverkusen-Südost des Erzbistums Köln und stammt in ihrer heutigen Form aus dem Jahr 1895. Der im neoromanischen Stil errichtete Bau ersetzte die alte Pfarrkirche neben dem Rittergut Steinbüchel, dessen Geschichte sich bis ins Jahr 1051 zurückverfolgen lässt. Kirche und Pfarrhaus wurden im geografischen Mittelpunkt der damaligen Gemeinde Steinbüchel auf einer Anhöhe an der alten Fernstraße von Köln nach Westfalen in unmittelbarer Nähe zum Schulhaus errichtet.