Villa Zündfunke in LeverkusenBürgerzentrum in Hitdorf soll Anfang 2022 eröffnen
Leverkusen – Es hatte das Jahr werden sollen, in dem Hitdorf so richtig durchstartet. Das Integrierte Handlungskonzept zur Entwicklung des Stadtteils sollte Wirkung entfalten, das neue Bürgerzentrum Villa Zündfunke schon im Frühjahr eröffnet werden. Doch die Pandemie machte einen dicken Strich durch mehr als eine Rechnung und stoppte zahlreiche Vorhaben – zumindest vorerst. Denn viele Ideen für Hitdorf sind nicht aufgegeben, sondern lediglich vertagt worden. Andere haben eine neue Bedeutung bekommen.
Nachbarschaftshilfe in der Not
Beispielsweise die Nachbarschaftshilfe. David Froessler, der als Stadtteilmanager Ansprechpartner der Stadtverwaltung für die Hitdorfer ist und deren Initiativen koordiniert, nennt da an erster Stelle diesen Einsatz von derzeit etwa 20 Ehrenamtlern, die alten Menschen im Stadtteil beim Einkauf und im Alltag helfen sowie Arztbesuche ermöglichen oder die Fahrt zur Impfung.
Auch das Programm „Gesund in Hitdorf“ ist nicht ganz auf der Strecke geblieben. Nur wurden die Kurse, Vorträge und Workshops ins Internet verlegt, Heilfasten oder Meditation online vermittelt. Inzwischen finden auch wieder Kurse in der Stadthalle statt, die groß genug ist, um sich mit dem immer noch gebotenen Abstand zu begegnen. Allerdings hat Froessler die Erfahrung gemacht: „Die Leute kommen nur zögerlich aus dem Haus. Nach monatelanger Zurückhaltung kommt es vielen noch nicht normal vor, wieder unter Menschen zu sein.“
Wo Hitdorf Dorf sein will
Dabei soll das gerade in Hitdorf gefördert werden: das nachbarschaftliche Miteinander im Stadtteil, wo Hitdorf noch ein wenig Dorf sein kann. Beispielsweise beim Stadtteilkino. Drei Mal fand es vor Corona großen Anklang. Nun soll es Ende Oktober einen Neustart geben. Auch das beliebte Senioren-Bingo, das in der Traditionskneipe „Em Schokker“ ausgesetzt werden musste, findet wieder statt, einstweilen noch in der Stadthalle.
Große Hoffnungen setzen die Hitdorfer auf ihr neues Bürgerzentrum. Nachdem die „Villa Zündfunke“ ihr angestammtes Haus verlassen musste, wird nun das Haus Hitdorfer Straße 196 aufwendig umgebaut. 1,6 Millionen Euro, größtenteils aus Fördermitteln des Landes, fließen in das Vorhaben, dessen Fertigstellung sich um fast ein Jahr verzögert.
Quarantäne in Baufirmen, akute Materialknappheit, Personalmangel bei den Handwerkern – Stefan Knecht, Bauleiter bei der städtischen Gebäudewirtschaft, weiß davon zu berichten. Im Fall Hitdorf kam alles zusammen. Zumal erst im Zuge der Sanierungsarbeiten klar wurde, welchen Umfang diese annehmen mussten. Nun ist Knecht zuversichtlich, dass der Bau bis Ende des Jahres fertiggestellt werden kann. In Kürze wird der Estrich verlegt, danach können die Fliesenleger und die Maler loslegen.
Susanne Wybrands freut sich darauf, im kommenden Jahr dann endlich starten zu können. Die Vorsitzende des Fördervereins Villa Zündfunke kann sich zwar keine üppige Eröffnungsfeier vorstellen – „es wird eher eine Hausübergabe in überschaubarer Runde werden“ –, doch hat sie beim Rundgang durchs Haus schon vor Augen, was sich hier einmal tun wird.
Zwangloser Treffpunkt
„Hier sind wir im Offenen Café, eine Art Wohnzimmer als Treffpunkt, ohne Verzehrzwang“, stellt sie den Raum im Erdgeschoss vor. Bodentiefe Fenster geben den Blick auf die Hitdorfer Straße frei, die jetzt gerade an dieser Stelle neu ausgebaut wird. Soeben wird gepflastert.
Im hinteren Raum soll Beratungsangebote und Gruppentreffen ermöglicht werden, dahinter schließen sich noch zwei separate Werkstatträume an, die vor allem auch jungen Besuchern offenstehen sollen. Eine Treppe höher – ein Aufzug sichert den barrierefreien Zugang – gibt es ein Büro für die Verwaltung, wo auch schon mal der Hitdorfer Schiedsmann oder der Kontaktbereichsbeamte der Polizei anzutreffen sein wird.
Und hinter der Küche – Wybrands: „Wir sind hier Selbstversorger“ – folgt „die gute Stube für Hitdorf“, ein Gruppenraum für bis zu 40 Personen in dem Vereinstreffen, Yoga-Kurse, das Stadtteilkino, aber auch Familienfeiern stattfinden sollen. Die zeitgemäße technische Ausstattung ist für die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten ausgelegt, eine stabile Stahltreppe wird gerade als Notausgang an die Fassade angebaut.
Hier sollen künftig dann die Ideen verwirklicht werden, die bisher eher in Online-Treffen entstanden sind, also ihrer Umsetzung harren. Um dem Förderverein einen guten Start zu ermöglichen, hat die Bezirksvertretung I vor Kurzem eine Anschubfinanzierung für die ersten zwei Jahre bewilligt, um Risiken abzudecken. Und die Stadtverwaltung hilft noch großzügig bei der Grundausstattung mit – teils gebrauchtem – Mobiliar.
„Wir haben alles rausgeholt, was ging“, sagt Stefan Karl. Der Fachbereichsleiter der Stadtplanung ist heilfroh, dass die angekündigten Fördermittel fließen. Nicht nur in dieses Haus. Am anderen Ende der „Bürgermeile Hitdorf“ erhält die Stadthalle gerade einen Anbau für ein Stuhllager, um eine flexiblere Hallennutzung zu ermöglichen. Die Neugestaltung des Hafenbereiches, die erst nach Sanierung der Kaimauer erfolgen kann, und des Kirmesplatzes sollen alsbald folgen.
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Und Stadtteilmanager Froessler glaubt, in Kürze auch den auf dem Kirmesplatz geplanten Vereinsbaum und den öffentlichen Bücherschrank vor der Kirche aufstellen lassen zu können. Zehn Anträge für Mittel aus dem Verfügungsfonds für Hitdorf liegen aktuell vor, die Initiativen für den Stadtteil befördern wollen. Es tut sich was.
Damit das Ergebnis für Hitdorf unterm Strich auch stimmt, gibt Froessler, dessen Vertrag als Stadtteilmanager zum Jahresende eigentlich ausläuft, noch eine Zugabe und verlängert um ein halbes Jahr. So kann er schließlich dabei sein, wenn auf viele Pläne endlich Taten folgen.