Biofrontera-VorstandNoch zwei Jahre, dann ist Schluss
- Es ist ein Kompromiss: Biofronteras Aufseher haben die Verträge des auf zwei Personen geschrumpften Vorstands noch einmal verlängert.
- Die zwei Jahre, die Hermann Lübbert, vor allem aber Thomas Schaffer, nun noch eingeräumt werden, muten wie eine Bewährungszeit an.
- Für die Manforter Pharma-Firma, die noch immer keine Gewinne macht, geht es in der Corona-Krise um Erfolg oder endgültiges Scheitern.
Leverkusen – Die Zukunft des Biofrontera-Vorstands ist gesichert, aber nur für zwei weitere Jahre. Soeben hat der Aufsichtsrat der Pharma-Firma entschieden, die Verträge mit Gründer Hermann Lübbert und Finanzchef Thomas Schaffer bis Ende 2022 zu verlängern. Das ist ein vergleichsweise kurzer Zeitraum, üblich sind Fünfjahres-Verträge. Im Fall von Hermann Lübbert lässt sich die knappe Laufzeit durchaus mit seinem Lebensalter begründen: Der Professor ist 62 Jahre alt. Schaffer allerdings ist erst 56.
Dass auch der Finanzvorstand ein Auslaufmodell ist, legt der Kommentar des Biofrontera-Chefkontrolleurs nahe. Ulrich Granzer sagte zu den neuen Verträgen: „In den kommenden zwei Jahren werden Aufsichtsrat und Vorstand die gemeinsam eingeleitete Nachfolgeplanung sukzessiv umsetzen.“
Vorstandschef Lübbert, vor allem aber Schaffer, waren in der Vergangenheit immer wieder massiver Kritik ausgesetzt. Der aktivistische Großaktionär Wilhelm Zours wirft Schaffer vor, Biofronteras Engagement auf dem US-Kapitalmarkt habe der Aktiengesellschaft nichts gebracht, sondern Geld gekostet. Das Manforter Unternehmen ist an der Technologiebörse Nasdaq notiert.
Auch andere Kapitalmaßnahmen des Finanzchefs wurden und werden von Zours sowie ihm nahestehenden Anteilseignern kritisiert oder blockiert. Auf der vorigen Hauptversammlung konnte sich der Vorstand mit seinen Anträgen auf Kapitalerhöhung knapp nicht durchsetzen.
Das bringt Biofrontera absehbar in die Bredouille: Spätestens bis nächsten April brauche das Unternehmen mindestens weitere fünf Millionen Euro, sagt Vorstandschef Lübbert jetzt. Und das gelte auch nur dann, wenn sich auf dem weitaus wichtigsten, dem US-Markt, die Corona-Lage bald entspanne. Nur bei weiteren Lockerungen könne sich der Umsatz in der zweiten Jahreshälfte erholen.
Zweifel am US-Geschäft
Ob das wirklich so kommt, daran äußert Lübbert aber erhebliche Zweifel: „Wir blicken mit gemischten Erwartungen auf die zweite Hälfte des Jahres 2020. Während sich die Umsätze in Deutschland derzeit wieder positiver entwickeln, so haben wir doch erhebliche Unsicherheiten über den weiteren Geschäftsverlauf in den USA.“ Nur im besten Fall sei das Umsatzziel von 34 bis 38 Millionen Euro noch zu erreichen. Dazu müsse aber weiter in Vertrieb und Marketing des Hautkrebs-Präparats Ameluz investiert werden, betont Lübbert. Die Salbe ist derzeit noch das einzige Mittel, mit dem die Manforter nennenswerten Umsatz generieren. Sollte sich das US-Geschäft nicht wie erhofft erholen, braucht Biofrontera mehr Geld und das auch schneller.
Dass überhaupt noch Luft ist, liegt am anderen Großaktionär: Der japanische Pharma-Konzern Maruho ist auch Vertriebspartner und hat im April sechs Millionen Euro an Lizenzgebühren für Ameluz gezahlt. Hilfe in der Not, obwohl am Hemmelrather Weg schon seit Monaten Kurzarbeit herrscht und auch in den Filialen die Personalkosten drastisch verringert wurden.
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Aus Sicht des Aufsichtsrates wäre es falsch, in dieser kritischen Lage die beiden Vorstände zu lahmen Enten mit zum Jahresende auslaufenden Verträgen zu machen. „Die kommenden Monate sind entscheidend für die weitere Entwicklung der Biofrontera hin zu einem eigenständigen, profitablen Spezialpharmaunternehmen“, unterstreicht Aufsichtsrat Granzer. Kontinuität in der Führung sei in dieser Phase „vom gesamten Aufsichtsrat ausdrücklich gewünscht“.