Zahlen zur Entwicklung von WiesdorfJedes fünfte Geschäft aus 2010 gibt es nicht mehr
Leverkusen – Wie entwickeln sich die Leverkusener City und ihre Geschäfte? Seit den 1980ern hält Gert Nicolini, ehemaliger Leiter der städtischen Statistikstelle, die verschiedenen Etappen des Einzelhandels in Wiesdorf nach. Und skizzierte alles sogar bis ins Jahr 1960 nach. Die letzte Publikation von ihm liegt elf Jahre zurück, jetzt hat er sich auch die Entwicklung seit 2010 angeschaut.
Was sofort auffällt: Ist die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte bis zum Jahr 2010, bis zur Fertigstellung und Eröffnung der Rathaus-Galerie, rasant gewachsen, so ging es seitdem ähnlich rasant bergab. Von 142 Geschäften im Jahr 1960, 193 im Jahr 1985 und eben dem Höhepunkt von 259 im Jahr 2010, waren es Ende 2020 nur noch 205. Ein Fünftel aller Läden hat die City somit in den zehn Jahren verloren. Nicht verwunderlich, schaut man auf die Luminaden und die City C: Der Leerstand stieg nach Nicolinis Berechnungen um 35 Prozent. Ende 2020 habe knapp jedes fünfte Geschäft leergestanden, sagt er.
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Zwischen dem lokalen Angebot und der Nachfrage habe sich„offensichtlich eine Differenz entwickelt“, analysiert er – ob es an der Konkurrenz anderer Angebote in der Nachbarschaft oder in anderen Kommunen, an Geschäftsschwierigkeiten oder -aufgaben durch Corona oder durch den Trend zum Onlinehandel liegt. Aber auch mietvertragliche Gründe kann er sich vorstellen.
Die beiden Einkaufszentren am Wiesdorfer Platz und an der Friedrich-Ebert-Straße litten spätestens seit der Eröffnung der „Rathaus-Galerie“ unter erheblichen Problemen, die sich negativ auf die Standortattraktivität auswirkten; so Gert Nicolini in seiner Publikation. Aber auch die „Rathaus-Galerie“ selbst, „das einstige Vorzeige-Projekt“ wirke, als sei es „auf dem absteigenden Ast“, zitiert er den Leverkusener Anzeiger.
Kleidungsgeschäfte nach wie vor ein Viertel
Auffallend ist die Entwicklung bei den Bekleidungsgeschäften. Hatte sich deren Zahl zwischen 1960 und 2010 fast verdreifacht (von 25 auf 70), sank sie seit 2010 auf 53. Stabil bleibt dennoch der Anteil: Trotz unterschiedlicher Veränderungsraten seit 1985 machten sie stets rund ein Viertel aller Geschäfte aus, stellt er fest. Den zweitgrößten Anteil machten 2020 die Telekommunikationsanbieter aus (zehn Prozent aller Läden).Auch augenfällig ist der Wandel bei Lebensmittelgeschäften: Laut Nicolini sank die Zahl von Metzgereien von neun (1960) auf gerade einmal eine in 2010 und 2020, hier hat sich in den vergangenen zehn Jahren nichts verändert. Ein Auf und Ab ist hingegen bei Bäckereien zu beobachten, ihre Zahl schwankte in den vergangenen Jahren zwischen sieben und elf.
Gewonnen haben hingegen Geschäfte, die medizinische oder orthopädische Artikel anbieten (von einem in 1960 über vier in 2010 und aktuell fünf in 2020). Drogerien und Kosmetikgeschäfte konnten sei 1960 bis 2010 ihre Zahl um knapp das 2,5-fache steigern (von sechs auf 15), 2020 ist die Zahl doch deutlich zurückgegangen, auf neun. Verloren haben auch Blumen- oder Zoogeschäfte, von denen es nur noch eins oder gar keins mehr gibt.Konnte Gert Nicolini den Geschäftsbestand im Jahr 1960 nur „sekundärstatistisch“ erfassen, also die Informationen zum Beispiel aus Adress- und Telefonbüchern ziehen, hat er sich im Jahr 1981 selber ein Bild von der Lage gemacht. Seitdem sammelt er seine Daten regelmäßig durch Begehungen jeweils zum Jahresende, schreibt er.