Wohnen in LeverkusenHier bekommen Mieter ihren Strom jetzt direkt vom Dach
Leverkusen – Man muss schon ein bisschen den Hals recken, um die Besonderheit zu sehen. Und als Mieter muss man einen Vertrag mit dem örtlichen Versorger schließen, um etwas davon zu haben: zehn bis 20 Prozent niedrigere Strompreise, je nachdem, mit welchem Tarif man vergleicht.
In Rheindorf an der Unstrutstraße hat die WGL eine Menge Dächer mit Kollektoren gepflastert. Nicht nur die blassgrünen neuen Häuser in Modulbauweise, sondern auch die benachbarten, älteren Gebäude. Einige bekamen eine Fassadendämmung; die Dächer Solarmodule, drumherum wurde auch gleich ein bisschen aufgeräumt.
„Wir prüfen bei jeder Modernisierung, ob Solaranlagen in Frage kommen“, sagt WGL-Chef Wolfgang Mues. Dabei gehe es nicht nur um Photovoltaik, sondern auch um thermische Solaranlagen, mit denen in den Häusern Brauchwasser erwärmt wird. Manchmal kommt nur eine Lösung in Frage, manchmal auch beide.
Gute Erfahrungen an Neubauten
Die Erfahrungen mit den Modulbauten an Unstrut- und Zschopaustraße, die insgesamt 96 Module tragen, hätten die städtische Wohnungsgesellschaft darin bestärkt, das Solar-Thema ganz nach vorne zu stellen, sagt Mues. Mitte kommenden Jahres sollen weitere 30 Dächer bestückt werden: in Rheindorf stehen außer der Unstrut- Häuser in der Pregel-, Memel-, Elbe-, Bode- und Netzestraße auf der Liste. Dazu kommen WGL-Häuser in der Schlebuscher Bogenstraße und in der Bodelschwinghstraße in Manfort. Auf dem Plan stehen rund 800 Wohneinheiten. Auf die passen um die 4500 Quadratmeter Module.
Energiesparende Neubauten
Anfang November 2010 war der erste Spatenstich für das Passivhaus in der Leipziger Straße. Es war das erste Mietshaus dieser Art, und für die WGL sollte der Bau auch ein Unikum bleiben. Inzwischen sei KfW 40 die beste Norm bei Neubauten, sagt Geschäftsführer Wolfgang Mues. Das heißt, das Gebäude braucht nur 40 Prozent der Energie des Referenzhauses. Ein Beispiel ist einer der beiden Neubauten in der Helenenstraße in Manfort: Das frei finanzierte der beiden Gebäude erreicht diese Norm. Beide Häuser haben eine Dreifach-Verglasung, Heizung und warmes Wasser kommen aus dem Fernwärmenetz der EVL. Auch eine Lüftung gibt es in den beiden Neubauten mit ihren insgesamt 24 Wohnungen. (tk)
Einen Schub hat das Solar-Thema durch den „Mieterstrom“ bekommen. Auf diese Weise können die Bewohner ohne umständliche Netzvergütung den Strom verbrauchen, der im eigenen Haus erzeugt wurde. Das macht es nicht nur unkomplizierter, sondern schafft auch einen engeren Bezug zur umweltfreundlichen Energie.
Um „Mieterstrom“ zu ermöglichen, braucht es einen Rahmenvertrag. Für die WGL ist das die EVL – eine hundertprozentige Stadt-Tochter arbeitet mit einer 50-prozentigen zusammen. Völlig selbstverständlich sei das nicht gewesen, bemerkt Wolfgang Mues. Aber am Ende habe es gepasst.
Bisher 350 Verträge
Bei der EVL ist „Mieterstrom“ ein wachsendes Geschäft, berichtet Sprecher Stefan Kreidewolf. Bisher habe man rund 350 Verträge abgeschlossen, davon speisten 110 Solarstrom ein, „die anderen haben Blockheizkraftwerke im Haus, die von uns betrieben werden“. Die gerade ausgerüsteten WGL-Häuser in Rheindorf seien bei den 110 Solar-Verträgen allerdings noch nicht mitgezählt, ergänzt der EVL-Mann. Billiger werde der „Mieterstrom“ dadurch, dass die Netznutzungsgebühr wegfällt. Das sind die erwähnten zehn bis 20 Prozent.
Das könnte Sie auch interessieren:
Der Rahmenvertrag mit der EVL fällt für die WGL ins 15. Solarjahr. 2006 wurde ein Haus an der Regensburger Straße mit Photovoltaik ausgestattet, außerdem der Firmensitz schräg gegenüber des Bahnhofs Mitte. Dort sieht man am Eingang, wie viel Strom gerade auf dem Dach erzeugt wird, einfach so, mit Sonnenlicht. Was die Haltbarkeit der Technik angeht, „haben wir also schon mal 15 Jahre Erfahrung“, resümiert Wolfgang Mues. Er hat keine Veranlassung, an der Standfestigkeit der Technik zu zweifeln. Deshalb soll die Solartechnik mit großen Schritten vorangetrieben werden. Auf dass noch viele Mieter ihren eigenen Strom machen können.