Wohnmobil-Boom durch CoronaLeverkusens Caravan-Händler ziehen gemischtes Fazit

Der Wohnmobil-Verleih hat floriert in diesem Sommer, doch die Saison geht zu Ende, der Hof bei CC Meier ist wieder voll.
Copyright: Ralf Krieger
- Urlaub im eigenen Wohnmobil ist gerade zu Corona-Zeiten deutlich beliebter geworden.
- Das Reisen im eigenen Caravan ist sicher – und die Nachfrage bei den Händlern groß.
- Auch in Leverkusen macht sich das bemerkbar. Die Nachsaison ist deutlich stärker als in den Jahren zuvor.
- Trotzdem ziehen die Händler ein gemischtes Fazit. Warum, lesen Sie hier.
„Es ist sehr viel los“, berichtet Sascha Urschel von Camping Caravan Meier nachdrücklich. 26,5 Prozent mehr Freizeitfahrzeuge als 2019 wurden in Europa dieses Jahr zugelassen. Mittlerweile gibt es rund 1,3 Millionen Caravans und Reisemobile allein in Deutschland. Trotz Corona zeichnet sich zum Ende der Herbstferien bereits ab, dass es für die Caravan-Branche ein neues Rekordjahr geben wird. Trotz Corona – oder eher wegen Corona?
Reisende waren verunsichert
Schließlich waren Reisen wie die Kreuzfahrt in die Ferne oder der übliche Pauschalurlaub auf den Balearen in diesem Jahr gar nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Viele Urlauber waren von den sich ständig ändernden Reiseauflagen verunsichert, wollten keine 14 Tage Quarantäne in Kauf nehmen oder hatten Angst, im schlimmsten Fall an ihrem Urlaubsort zu stranden. Camping erschien vielen Deutschen da als gute Alternative. Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravaning Industrie Verbandes (CIVD), warb noch Anfang September für das Reisen mit Wohnwagen: „Caravaning ist in diesen Zeiten eine der sichersten Urlaubsformen.“
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„Jetzt probieren wir es mal mit dem Wohnmobil“
Das machte sich auch in Leverkusen bei Caravan-Händlern und -Vermietern bemerkbar. „Ich hatte viele Kunden die gesagt haben: »Wir wollten ja eigentlich nach Mallorca fliegen – aber jetzt probieren wir es mal mit dem Wohnmobil«“, so Georg Sanders von Georgs Reisemobile in Opladen. Im Caravan sei der Kontakt zu Anderen und damit das Infektionsrisiko gering, die Campingplätze hätten gute Hygienekonzepte erarbeitet. Die Mehrwertsteuersenkung habe außerdem bei einigen den nötigen Anreiz geboten, sich für den Kauf eines Caravans zu entscheiden. Sanders Geschäft ist die Vermietung, einige wenige Gebrauchtwagen verkauft er jedoch auch. „Bei 40 000 Euro sind drei Prozent Ersparnis dann schon eine ganze Menge Geld“, sagt er.
Auch bei Camping Caravan Meier in Küppersteg läuft der Verkauf gut. „Von Wohnmobilen bis zu Kastenwagen wird eigentlich alles genommen“, so Urschel, der für den Teileservice bei Meier zuständig ist.
In der Vermietung sind die Verluste nicht aufzuholen
„Normalerweise haben wir in der Werkstatt einen Vorlauf von vier Wochen. Aktuell sind wir neun bis zehn Wochen im Voraus ausgebucht. Bis ins neue Jahr hinein!“ Gerade viele Neukunden hätten in diesem Jahr das Campen für sich entdeckt, von der jungen Familie bis zum älteren Ehepaar, erzählt Urschel. Mit den Herbstferien neigt sich die Caravansaison nun dem Ende zu. Die Nachsaison sei in diesem Jahr deutlich stärker gewesen als sonst, bestätigen sowohl CC Meier als auch Georgs Reisemobile.
Doch gerade in der Vermietung kann das die Verluste des Frühjahrs nicht komplett kompensieren. „Im April und Mai war das Geschäft völlig tot. Normalerweise bin ich zu Ostern ausgebucht, in diesem Jahr war nur ein Motorrad vom Hof. Nun ist die Nachfrage höher – aber ich kann ja nicht mehr vermieten, als ich habe“, klagt Georg Sanders.
Camping-Boom scheint sich weiter fortzusetzen
Immerhin die Aussichten auf das nächste Jahr könnten ihm Mut machen. Laut einer Umfrage der Erwin Hymer Group, eines der weltweit größten Hersteller von Wohnmobilen und Wohnwagen, hat im Sommer eine Umfrage mit 3000 Teilnehmern aus Europa durchführen lassen. Das Ergebnis: 43 Prozent der Befragten kann sich vorstellen, in den nächsten drei Jahren einen Caravaning-Urlaub zu machen. Der Camping-Boom scheint sich durch Corona nur verstärkt zu haben – auch in Leverkusen.