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Wohnungsgesellschaft LeverkusenGekündigter Chef legt Rekordbilanz vor

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An der Helenenstraße in Manfort baut die WGL neue Wohnungen.

Leverkusen – Um Wolfgang Mues wird weiter politisch gestritten. Nachdem sich Aufsichtsrat und Geschäftsführer der WGL nicht über einen neuen, verkürzten Vertrag einigen konnten und Mues in der Folge seiner Kündigung widersprochen hatte, herrscht Funkstille zwischen den Parteien. Das hat vor knapp drei Wochen eine Mehrheit im Stadtrat beschlossen – aber damit will sich Erhard Schoofs nicht abfinden. Der Fraktionschef der Bürgerliste wird in der Ratssitzung nächsten Montag einen Vorstoß starten, die Blockade zu beenden. Mues soll angehört werden, um ein klares Bild des Konflikts um den neuen Vertrag zu bekommen.

Die unterschiedlichen Standpunkte der beiden Verhandler im WGL-Aufsichtsrat – Stefan Baake und Bernhard Miesen auf der einen Seite, Geschäftsführer Mues auf der anderen – seien im Aufsichtsrat und erst recht nicht im Stadtrat deutlich geworden, kritisiert Schoofs. Dabei habe Mues die Differenzen in einer Synopse sogar schriftlich ausgearbeitet. „Dieses Papier wurde dem Aufsichtsrat aber unverständlicher Weise nicht vorgelegt.“ Der Fraktionschef der Bürgerliste, der ebenfalls einen Sitz im WGL-Aufsichtsrat hat, erklärt sich dieses Versäumnis so: Das Gremium, das über den Vertrag mit Mues zu entscheiden hat, „sollte vor seiner Beschlussfassung nicht umfassend informiert werden“.

Unfaires Verhalten der Politik

Das Vorgehen der Politiker in der Sache „ist für mich ein gravierender Verstoß gegen Fairness und Unvoreingenommenheit“. Im Streit um die Kündigung und den neuen Vertrag, mit dem erreicht werden sollte, dass der WGL-Chef nicht länger als bis zum Erreichen seines Rentenalters arbeitet, seien „wesentliche Normen missachtet“ worden, sagt Schoofs.

Gut 5,1 Millionen Gewinn

Mitten in dieser Debatte legt die städtische Wohnungsgesellschaft ihre Bilanz vor – und weist für 2020 einen Rekordgewinn au: reichlich 5,1 Millionen Euro. „Es ist mir eine besondere Freude, dass es uns in dieser schwierigen Zeit gelungen ist, seit Bestehen der WGL das beste Jahresergebnis zu erzielen“, sagte Mues am Donnerstag. Dazu beigetragen hätte, dass trotz der Pandemie nur sehr wenige Mieter in Verzug geraten seien. Der WGL-Chef hatte mit einem größeren Corona-Effekt gerechnet. Zudem habe sich ausgezahlt, dass die Wohnungsgesellschaft bei der Digitalisierung Fortschritte erzielte. Mues betonte, dass die Durchschnittsmiete von sechs Euro pro Quadratmeter einen „sehr preisdämpfenden“ Einfluss auf den angespannten Wohnungsmarkt habe.

Die weiteren Posten des testierten Abschlusses zeigten ein „gesundes Unternehmen, das positiv auf das Wohnen in Leverkusen Einfluss nimmt“, so Mues. Die Wirtschaftsprüfer hätten „eine gesunde Liquidität“ bescheinigt, Corona-Hilfen brauche die WGL nicht; auch Kurzarbeit sei nicht geplant: Die Pandemie schränke zumindest das Modernisierungs- und Instandhaltungsprogramm kaum ein. Bei neuen Projekten sehe das anders aus; auch die Vermietung dauere länger.

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Wer bei der WGL wohnt, hat kaum Veranlassung zu wechseln. Die Fluktuationsrate lag 2020 bei 7,4 Prozent, die Leerstandsquote betrug 2,9 Prozent. Mit rund 7000 Wohnungen bleibt die WGL der größte Vermieter der Stadt.