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Zertifikat für die EJSDas „faire Jugendhaus“ der Evangelischen Jugend Schlebusch

Lesezeit 4 Minuten

Das Team der Evangelischen Jugend Schlebusch um Florian Korb (2. von links)

Leverkusen – Veränderungen erfordern meist Durchhaltevermögen und Mut. Und manchmal zeigt sich Veränderung als ein Bedürfnis danach, etwas anzupacken, Einfluss zu nehmen und sich weiter zu entwickeln. „Wir wollen etwas an unserem eigenen Konsumverhalten verändern. Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen zurzeit ein ähnliches Bedürfnis haben“, sagt Florian Korb. Er ist hauptamtlicher Mitarbeiter bei der Evangelischen Jugend Schlebusch (EJS) und hatte Anfang des Jahres die Idee, die EJS als „Faires Jugendhaus“ zertifizieren zu lassen.

Zeichen nach außen

Das Zertifikat wird von der Evangelischen Jugend im Rheinland vergeben, dem Jugendverband der Evangelischen Kirche. Die Idee dahinter: Mit einem Label, ähnlich dem Fair-Trade-Siegel für Lebensmittel und Textilien, soll das Engagement der zertifizierten Einrichtungen nach außen getragen werden und für die Themen Nachhaltigkeit, fairer Handel und kritischer Konsum sensibilisieren. Zurzeit sind 15 Jugendhäuser in Nordrhein-Westfalen sowie in Rheinland-Pfalz Teil des Netzwerkes. „Es gibt sehr eindeutige Kriterien, an denen man sich während des Prozesses gut orientieren kann“, erklärt Korb.

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Neben einer Strategie, wie das Thema konkret umgesetzt wird, sollen mindestens zwei Produkte im Jugendhaus aus fairem Handel stammen. Es sollen jährliche Aktionen stattfinden und die entsprechende Öffentlichkeitsarbeit geleistet werden. Und durch weitere Projekte – etwa zum Thema Umwelt oder Ernährung – soll der Nachhaltigkeitsbegriff noch stärker in den Fokus genommen werden.

Arbeitskreis gegründet

„Man kann als Hauptamtlicher so etwas natürlich von oben indoktrinieren, aber das ist wenig sinnvoll“, sagt Korb. In der EJS wurde daher ein Arbeitskreis aus elf hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitgliedern gegründet, die sich dem Zertifizierungsprozess widmen werden. „Mein Anliegen war, dass jüngere und ältere Mitarbeitende zusammenkommen, denn es ist sehr spannend sich in einem altersgemischten Team darüber Gedanken zu machen“, erklärt Korb.

Da durch die anhaltende Pandemie Aktionen und Projekte schwierig zu planen sind, konzentrieren sich die Mitarbeitenden zurzeit erst einmal auf die Umstellung auf faire Produkte. Als erste Idee sind die zusätzlichen Angebote eines Fair-Trade-Schokoriegels neben den Standard-Schokoriegeln sowie der Fair-Trade-Limonade „Lemonaid“ geplant. Die fairen Schokoriegel sollen so stark bezuschusst werden, dass sie günstiger als die Standard-Riegel und dementsprechend attraktiver sind. „Man merkt es oft selbst beim Einkaufen, dass der Preis von fairen und nachhaltigen Produkten ein Hemmnis ist. Diesem Argument wollen wir so entgegensteuern“, erklärt Korb.

Hemmschwellen überwinden

Häufig gebe es Hemmschwellen und Desillusionierung bei der Auseinandersetzung mit dem Thema. „Das Wissen über etwas ist häufig wenig verhaltenssteuernd. Man muss daher nicht nur das Wissen vermitteln, sondern auch den Zugang zu fairen und nachhaltigen Produkten erleichtern, denn häufig überwiegt die Faulheit der Menschen.“

Ein Jahr ist für den Zertifizierungsprozess eingeplant, doch die EJS startet nicht bei Null. Die Gemeinde ist bereits mit dem Umweltsiegel „Grüner Hahn“ ausgezeichnet worden, nutzt Ökostrom und andere fair gehandelte Produkte. Auch das Thema Ernährung und der damit verbundene ökologische Fußabdruck wird schon seit längerem bei den Jugendfreizeiten vermittelt. Dort wird etwa die Hälfte der Mahlzeiten vegetarisch gekocht. „Das ist einerseits günstiger, andererseits umweltschonender“, sagt Korb.

Mit dem Apfelsaft aus der jährlichen Apfelsaft-Aktion hat die EJS zudem ein nachhaltiges Produkt im Sortiment, das auf kurzen Transportwegen geliefert werden kann und in lokalen Mostereien hergestellt wurde. Im Moment stehe als weitere Idee der Bau eines Insektenhotels mit Kinder- und Jugendgruppen im Raum, erzählt Korb. Sobald es wieder Öffnungsperspektiven für die Jugendarbeit gebe, sollten diese Pläne konkreter werden und auch etwaige Kooperationspartner ins Boot geholt werden.

Jugendliche sensibilisieren

„Unser Ziel ist es, Jugendliche für solche Themen zu sensibilisieren. Als Jugendhaus wollen wir einen diverseren Diskurs führen und auch Informationen zur Verfügung stellen, die über jene in den sozialen Medien hinausgehen“, sagt er in dem Wissen, dass Instagram, TikTok und andere soziale Netzwerke bei vielen Jugendlichen und ihrer Informationsbeschaffung eine große Rolle spielen.

Langfristig erhoffen sich Florian Korb und der Arbeitskreis, ein größeres Netzwerk aufzubauen, denn zurzeit ist die EJS das einzige Jugendhaus in Leverkusen, das diesen Weg der Zertifizierungsweg geht. „Es wäre wünschenswert, wenn die Reichweite für einen nachhaltigen Lebensstil erweitert wird“, findet Korb.