Ärger in WaldbrölArbeiten in mitten des Baustellen-Tohuwabohus
- Von Baustellen umringt ist die Schuldner- und Insolvenzberatung des Kirchenkreises An der Agger.
- Denn in Waldbröl fällt auf der einen Seite der Merkur-Komplex, während auf der anderen Seite die Kaiserstraße umgestaltet wird – ein immense Belastung für die Berater.
Waldbröl – Plötzlich beginnt der Aufzug zu hüpfen, wenige Zentimeter nach Etage 1 wird’s rumpelig. Wer gerade die Schuldner- und Insolvenzberatung des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger erreichen will, der kann es durchaus mit der Angst zu tun bekommen. Denn Waldbröls Baustellen haben die Büros im zweiten Geschoss fest in die Zange genommen: Auf der einen Seite zerfällt der Merkur-Komplex unter schwerem Gerät zu Betonbröseln, auf der anderen erhält die Kaiserstraße ihre neue Gestalt. Und dann hat am vergangenen Montag der Vermieter das fünfköpfige Team auch noch mit der Sanierung des Treppenhauses überrascht.
Bei manchen Gesprächen muss Augenkontakt sein
Mitten in diesem Tohuwabohu arbeiten die Beraterinnen um Chefin Kristina Schüttler – auf Abstand und mit Mundschutz: „Wir müssen uns oft anbrüllen, um uns zu verständigen.“ Und auf das in Corona-Zeiten eigentlich so wichtige Lüften der Räume verzichten sie und ihre Kolleginnen gern: „Kaum ist das Fenster auf, weht uns Baustaub auf Computer und Schreibtisch.“
Zwar finden in den dort zurzeit nur Notfalltermine statt, doch können die Beraterinnen nicht täglich von zu Hause arbeiten: „Es gibt Gespräche, bei denen Augenkontakt einfach sein muss“, schildert Nadja Walkenbach. Wenn etwa Fristen gewahrt und viele Formulare ausgefüllt werden müssen, gibt es weiterhin persönliche Sprechzeiten an der Kaiserstraße, „vor allem, wenn jemand nicht Deutsch als Muttersprache hat“.
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Doch Besuche sind nicht immer einfach: „Wie erklären wir den Klienten den Weg durch das Baustellen-Wirrwarr? Sehen wir sie, dann rufen wir aus dem Fenster und weisen ihnen den Weg “, berichtet Christina Krause. Die gebürtige Waldbrölerin kennt Kaiserstraße und Merkur-Haus seit der Kindheit. „Dass dieses Gebäude endlich wegkommt, ist ein wahres Geschenk.“
Die Kernarbeitszeit in der Beratungsstelle liegt zwischen 7.30 und 16 Uhr. Kommt die erste Kollegin zum Dienst, wird auf den Baustellen bereits geschuftet. Und schließt die letzte die Bürotür ab, geht’s draußen immer noch zur Sache.
Viele neue Fälle
Das Team um Kristina Schüttler fürchtet, dass im Herbst eine Lawine von Arbeit auf die Beratungsstelle zurollen könnte. Schüttler: „Denn dann sind die Rücklagen vieler Menschen aufgebraucht.“ Zwischen Corona-Krise, Kinderbetreuung, Kurzarbeit oder möglichem Jobverlust seien die Betroffenen abgelenkt und hätten keinen Kopf für die Finanzen. (höh)
„Am schlimmsten war der Lärm, als die Kanäle saniert wurden“, sagt Krause mit Blick auf den Beginn des fast 7,9 Millionen Euro teuren Vorhabens im vergangenen Mai. Im Spätsommer 2022 soll alles fertig sein. Seit Dienstag dürfen übrigens wieder Autos über die Kaiserstraße fahren.
Aufgrund dieser immensen Belastung, sagt Kristina Schüttler, habe der Kirchenkreis jüngst grünes Licht für weitere Arbeitstage im Home-Office gegeben. Für das Zuhause-Arbeiten waren die Beraterinnen bereits im Februar gerüstet, also noch vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Schüttler: „Denn wir haben geahnt, dass uns der Lärm arg zusetzen würde.“ Abnehmen wird der vorerst nicht: Eine letzte Wand verbindet das Haus an der Kaiserstraße noch mit der Merkur-Ruine. „Uns ist bange vor dem Tag, an dem diese fällt.“