Künstliches KniegelenkEngelskirchenerin erntet viel Respekt für ihre Alpentour
Engelskirchen – Mit einem so großen Echo hatte Gitta Quercia-Naumann (68) niemals gerechnet: Nachdem unsere Zeitung kürzlich über ihren Alpen-Trip mit neuem Knie berichtet hatte, erreichten die Schnellenbacherin etliche Rückmeldungen aus dem Oberbergischen und darüber hinaus. Von Menschen, denen ebenfalls die Gelenke zwicken, deren Operation in Kürze ansteht oder die sich nach erfolgreicher Reha nun auch ein Ziel für die Zukunft stecken wollen.
„Meine Wanderung sollte gar nicht im Mittelpunkt stehen, sondern nur ein Beispiel dafür sein, dass man den Kopf nicht in den Sand stecken muss, nur weil man älter wird“, betont Quercia-Naumann. Für ihren Geschmack legten Senioren viel zu oft den Fokus darauf, bald alt und damit schwach zu werden. „Dabei ist es ja nicht etwa ein Naturgesetz, dass jeder im Rollstuhl oder im Pflegeheim enden wird.“
Arthrose-Diagnose mit 40 Jahren
Die Engelskirchenerin hatte gerade ihren 40. Geburtstag gefeiert, als die Ärzte die Arthrose in ihrem rechten Knie entdeckten. „Aber als Unternehmerin hast du keine Zeit dich zu schonen. Du musst laufen“, erinnert sich Quercia-Naumann, die ab 2001 als Gastronomin im Bergischen Land arbeitete. 2018 ging sie in den Ruhestand – und nun meldete sich der über Jahre ignorierte Knieschmerz mit voller Wucht zurück. Für gemeinsame Städtetouren musste Ehemann Bernhard Naumann stets einen kleinen Tretroller einladen. „Damit war ich immerhin ein bisschen mobiler“, so Quercia-Naumann.
Ein neues Gelenk war nun unvermeidlich. Kurz vor der Operation im März 2021 stieß die Schnellenbacherin in einem sozialen Netzwerk auf das Foto einer ungefähr gleichaltrigen Freundin, die auf einem Berggipfel in die Kamera strahlte, im Hintergrund die Täler Südtirols. Dieses Bild brannte sich bei Gitta Quercia-Naumann ein, sogar dem Narkosearzt berichtete sie von dem Foto, bevor sie einschlief. Ausgestattet mit dem neuen Gelenk, tüftelte die heute 68-Jährige einen Trainingsplan aus – angefangen mit Mini-Runden um den Schnellenbacher Sportplatz bis hin zu ehrgeizigen Testtouren durch die Mittelgebirge.
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Im August dieses Jahres startete sie schließlich zur fünftägigen Tour von Wildbad Kreuth, unter anderem über das in 2200 Meter Höhe gelegene Pfitscher Joch, nach Südtirol.
Ein Selbstläufer sei ihre erste alpine Wanderung nicht gewesen, räumt Quercia-Naumann ein. „Aber ich habe schnell mein eigenes Tempo gefunden und das funktionierte prima.“ Gut erinnern kann sich die Engelskirchenerin an ein Gespräch, das sie auf einer Hütte aufschnappte. „Da unterhielten sich andere Wanderer über ein Gewitter, das am frühen Nachmittag aufziehen sollte. Da habe ich wirklich Gas gegeben, obwohl es letztlich trocken blieb“, blickt Quercia-Naumann mit einem Schmunzeln zurück. Muskelkater habe sie übrigens nur am Trizeps gespürt. „Ich hatte das Training mit den Wanderstöcken etwas vernachlässigt.“
2023 sind die Dolomiten geplant
Für das kommende Jahr plant die 68-Jährige bereits die nächste Bergtour. Im Moment spekuliert sie auf die Dolomiten mit einem Abstecher nach Venedig. „Vielleicht werden es aber auch Berge in Deutschland“, ist Quercia-Naumann noch unsicher. Fest steht dagegen, dass sie anderen Senioren Mut machen möchte, kaputte Knie hin oder her.
„Wer im letzten Lebensdrittel angekommen ist, darf ruhig auf die Kacke hauen“, findet Gitta Quercia-Naumann. „Das muss keine Bergtour sein – aber Wünsche darf man sich jetzt ganz besonders erfüllen dürfen.“