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Archäologie in MarienheideGeschichte unterm Garten

Lesezeit 3 Minuten

Auch die evangelische Kirche und der Garten von Otto Wernscheid waren Stationen von Wolfgang Gaudichs (3.v.r.) Zeitreise.

Marienheide – Im Kopf hat Otto Wernscheid die Pläne längst fertig, er träumt von einem Keller mit historischem Gewölbe. „Und davor ein schönes Eisentor“, verrät der Müllenbacher. 1980 ist das. Und 1981 klingeln die Denkmalschützer aus Bonn an Wernscheids Haus. „150 000 D-Mark Strafe, wenn ich auch nur eine Kleinigkeit verändere“, blickt er zurück – und klingt auch heute noch ein bisschen zerknirscht.

Denn das schmucke Heim mit seinem etwa 3500 Quadratmeter großen Grundstück steht auf historischem Boden, schon um das Jahr 800 könnte da ein fränkischer Gutshof gestanden haben. Und das ist nur ein Teil der vielen Dinge, die Heimatkundler Wolfgang Gaudich am Samstag 27 Mitgliedern des Bergischen Geschichtsvereins erzählt, als er die Gruppe mitnimmt auf eine Riese tief in die Historie des Marienheider Ortes Müllenbach.

Taschenlampen-Abenteuer für kleine Jungs

Auf Wernscheids Grund – er hat am Samstag seinen 80. Geburtstag gefeiert – holt Gaudich, selbst Müllenbacher Urgestein, weit aus und erinnert an Grabungen in der Zeit vom 21. April bis 5. Juli 1952 unter Hermann Conrad, einst Gründer des Museums auf Schloss Homburg: Diese bringen Reste der wehrhaften Anlage ans Tageslicht.

Auch Totenschädel wurden gefunden

„Man vermutete zudem Gänge unter der Erde, hin zur Kirche und hinunter zur 1926 abgebrochenen Wassermühle etwa“, zählt Gaudich auf und weiß auch, dass diese Gänge nicht nachgewiesen werden konnten. Dafür aber finden die Forscher einen Brunnen, dessen Platz Otto Wernscheid mit einem Blumenkübel markiert hat, und eben das sehr gut erhaltene Gemäuer. Nur 15 bis 20 Zentimeter tief müsste man graben. Auch finden sie die Fundamente von zwei Ecktürmen – und zwei Totenschädel. „Zudem waren die Räume mit einer Art schwarzer Erde gefüllt, weil aus einer heute nicht mehr existierenden Metzgerei Blut hingelaufen war“, berichtet Gaudich.

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Die Datierung auf die Zeit um 800 gehe auf einen Fund in einem geheimnisvollen Schutthügel zurück, schildert der Müllenbacher. Tief aus dessen Inneren seien Scherben von Siegburger Steinzeug und Badorfer Steingut geborgen worden. „Und damit hatte man bereits eine Epoche, die auf eine Zeit vor der ersten Erwähnung eines Grafen von Möllenbeck von 1348 hinweist.“

Denkmalschützer prüfen auch heute noch

Auf den alten Hof – „Festes Haus“ im Fachjargon – stoßen Arbeiter, als sie für Wernscheids Vater, Otto sen., einen Brunnen bauen wollen und nicht weit kommen. Für den Sohnemann beginnt da eine aufregende Zeit: „Natürlich sind wir Jungs ins Gewölbe gekrochen – immer mit der Taschenlampe in der Hand.“ Übrigens: Noch heute klingelten Denkmalschützer vom Amt für Denkmalpflege im Rheinland bei Otto Wernscheid alle ein bis zwei Jahre, um zu sehen, ob er nicht doch etwas verändert hat.