Bahnhof MorsbachAus dem alten Gemäuer wird ein Zuhause für viele Vereine
Morsbach – Der Kohldampf muss gewaltig gewesen sein. Und jene Holzwürmer, die sich durch das Balkenwerk in Morsbachs altem Bahnhof gefressen haben, waren anschließend sicher kugelrund. „Die haben mehr gewütet, als wir es uns zuvor vorgestellt hatten“, sagt Mohammet Isik.
Der Mann von der Gelsenkirchener Firma Ekom ist als Bauleiter verantwortlich dafür, das aus dem Gebäude ein soziokultureller Treffpunkt und ein Integrations- und Begegnungshaus wird. Ende Oktober haben Umbau und Sanierung begonnen, im Herbst kommenden Jahres sollen sie enden.
Baupläne fehlen zu dem historischen Gebäude
Doch sind nicht nur hungrige Holzwürmer ein Problem. Baupläne oder andere Dokumentationen gibt es zu dem um das Jahr 1890 errichteten Gebäude nicht. Dieses ist bereits komplett entkernt, an mancher Stelle reicht der Blick vom Erdgeschoss bis unter den Dachfirst.
Verschwunden sind die löchrigen Balken, abgebrochen und neugemacht die Böden. Leitungen haben die Arbeiter ebenso entfernt wie Lehm, mit dem einst das Mauerwerk aufgefüllt worden war. „Man hat sogar Bahnschienen als Träger verbaut“, erzählt Bauleiter Isik von einer der fast täglich gefundenen Kuriositäten.
Aber auch mit Asbest und künstlichen Mineralfasern haben es die Bauarbeiter zu tun. „Eine Bild-Zeitung von 1963 haben wir übrigens auch gefunden.“ Fenster und Türen kommen ebenfalls weg, sollen aber durch Nachfolger ersetzt werden, die dem Stil des Bahnhofs angepasst sind.
Öffentliche Fördermittel für Morsbach
Im kommenden Jahr hofft die Gemeinde Morsbach auf Fördermittel in Höhe von mehr als 10,5 Millionen Euro. Der Antrag ist bereits auf dem Weg.
Der Löwenanteil davon, mehr als acht Millionen Euro, soll für zwei Bauabschnitte im Umbau des Schulzentrums an der Hahner Straße zu einem Bürgercampus ausgegeben werden. Weitere 2,43 Millionen sind für den Bahnhof bestimmt.
Sollte Morsbach positive Bescheide bekommen, liege die Förderquote für diese beiden Projekte bei 50 Prozent, teilt die Morsbacher Verwaltung mit. (höh)
Auf einer Nutzfläche von 455 Quadratmetern sollen fünf Büroräume, ein Veranstaltungssaal und Nebenzimmer entstehen, hinzugesellen sich eine Bar und die spätere Unterkunft des Jugendzentrums Highlight. Dieses bekommt den Keller. „Dafür legen wir neue, eigene Zugänge an“, schildert Florian Stausberg vom Gebäudemanagement der Gemeinde.
Umbau kostet fast 2,5 Millionen Euro
Mehr als 2,4 Millionen Euro darf sich Morsbach dieses Vorhaben kosten lassen. Rund 400.000 Euro kommen aus der eigenen Kasse, der Rest fließt aus den Töpfen öffentlicher Förderungen.
Seit 1994 ist die mehr als 23.000 Quadratmeter große Anlage nicht mehr in Betrieb, im November 2016 konnte die Gemeinde diese für etwa 430.000 Euro kaufen. Eigentümer bis dahin war die Kölner Dienststelle des Bundeseisenbahnvermögens.
Bedarf für neue Räume hätten die Vereine bereits reichlich kundgetan, berichtet Jörg Bukowski über die Vorfreude auf dieses neue Zentrum in den historischen Mauern. Bis diese dort aber dauerhaft einziehen dürfen, wird noch viel Wasser die Wisser hinunterfließen.
„Denn während das Schulzentrum zum Bürgercampus umgebaut wird, brauchen wir den Bahnhof als Ausweichquartier.“ Gleichwohl werde im Rathaus bereits an einer Verteilung der Vereinsstandorte für die Zukunft getüftelt.
Und nicht nur das: Der Verwaltungsleiter plant die Gründung eines Gemeindesozialverbandes, in dem die Bürgerhilfe und die Ehrenamtsinitiative Weitblick feste Säulen sind. „Es ist sinnvoll, solche Organisationen zu bündeln, auch räumlich.“
Sehr gut vorstellbar sei, dass das Seniorencafé der Arbeiterwohlfahrt im Bahnhof einen Platz findet. Dieser soll zudem ein Trauzimmer beherbergen. „Event-Hochzeiten werden hier ebenfalls möglich sein“, kündigt Bürgermeister Bukowski mit Blick auf die Pläne für das Gelände rund um den Bahnhof an.
Auf den Gleisen soll Museumsbetrieb herrschen, zu den weiteren Ideen gehört etwa eine Strecke für Fahrraddraisinen. Alle Ebenen, betont Bukowski, würden so weit barrierefrei wie möglich gestaltet werden. Nur noch als Lager dienen soll das Dachgeschoss. Darin und eine Etage darunter waren früher Wohnungen eingerichtet, in einer davon hatte der Bahnhofsvorsteher viele Jahre gelebt.
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„Die Nachbarn finden es jedenfalls toll, dass hier so viel geschieht“, berichtet Mohammet Isik von vielen Baustellenguckern, die gerne mal vorbeikommen. „Oft kommt der Opa mit den Enkelkindern und erzählt von früher.“ Isik hofft, dass der Winter noch lange auf sich warten lässt. „Bis er kommt, müssen wir unbedingt den Keller betoniert haben.“
Insgesamt wird derzeit an 17 Gewerken unter dem Dach des Bahnhofs gearbeitet. Ortsansässige Unternehmen sollen bevorzugt werden.