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Verkehrswichtig?Bergneustadt möchte Reparatur der Sülemicker Straße fördern lassen

Lesezeit 3 Minuten

Ist die recht marode Sülemicker Straße zwischen Wiedenest und Belmicke verkehrswichtig oder nicht? Wäre sie es, würden der Stadt Bergneustadt saftige Sanierungszuschüsse winken.

Bergneustadt – Gäbe es einen Wettbewerb um die schlechteste Straße im Bergneustädter Stadtgebiet, die Sülemicker Straße hätte gute Siegchancen. Vom Stadtteil Wiedenest aus führt die Strecke Richtung Belmicke. Die ersten paar hundert Meter ist sie noch ganz in Ordnung, dann aber beginnt eine echte Rumpelstreckepiste. Die möchte die finanziell notorisch klamme Stadt jetzt gerne instand setzen und sich dazu eines Kniffs bedienen, um die geschätzt 300 000 Euro für eine neue Teerdecke nicht alleine bezahlen zu müssen.

Der Trick ist folgender: Man erklärt die Strecke zur verkehrswichtigen Straße und lässt sie als solche bei der Bezirksregierung in den Flächennutzungsplan eintragen. Dann kann es bis zu 60, möglicherweise sogar 70 Prozent Zuschuss geben, weil sie ja so verkehrswichtig ist und Bund oder Land die Kommune beim Erhalt wichtiger Infrastruktur unterstützen.

Zustand der Sülemicke ein Dorn im Auge

Nicht nur Detlef Kämmerer (SPD), Vorsitzender im städtischen Bau- und Planungsausschuss, ist der Zustand der Sülemicke seit langem schon ein Dorn im Auge. Kämmerer wohnt im Othetal, von dort führt eine Verbindungsstraße über den Berg und die Sülemicker Straße nach Wiedenest. Nicht nur Othetaler nutzten diese Verbindung, um nach Wiedenest zu gelangen, sondern für die Belmicker sei es ein guter Weg zum Einkaufen nach Wiedenest, so Kämmerer.

Reichshof

Auch in der Gemeinde Reichshof ist man auf den Trichter mit der „verkehrswichtigen Straße“ gekommen. Dort ist man aber schon weiter und hat gerade die Ortsverbindungsstraße der Reichshofer Ortschaften von Dreschhausen über Lüsberg und Hassel nach Hespert für verkehrswichtig erklärt und eine 70-prozentige Förderung beantragt.

Die Straße fungiere als Verbindung zu den Siedlungsschwerpunkten sowie zu den Landesstraßen 324 und 351. Letztere diene dabei auch als direkte Anbindung an die A4, heißt es in der Begründung. Vor allem auch deshalb werde sie durch Verkehr aus Nachbarkommunen und –kreisen stark frequentiert und sei entsprechend reparaturbedürftig. (kn)

Viele Belmicker erledigen ihre Einkäufe zwar im besser zu erreichenden Drolshagen, aber das müsse ja nicht so bleiben, wenn die Sülemicker Straße wieder in einem vernünftigen Zustand sei. Das wäre der Bezirksregierung und möglichen Geldgebern aber wohl leichter zu verkaufen, hätte die Stadt vor nicht allzu langer Zeit versucht, die Strecke wegen der hohen Kosten der Sanierung zum Wirtschaftsweg herunterzustufen. Das erschien unter dem vorigen Bürgermeister Wilfried Holberg als eine Möglichkeit, um die Reparaturkosten zu vermeiden, wurde letztlich aber auch nicht weiterverfolgt.

Und jetzt ist dieselbe Straße plötzlich „verkehrswichtig“. „Machen wir uns da nicht lächerlich?“, fragte Roland Wernicke (Grüne). Zumal das 2,7 Kilometer lange Stück Sülemicke nur 3,75 Meter breit ist, da kommen selbst auf neuer Teerdecke zwei Lkw kaum aneinander vorbei.

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Fünf Meter Breite klang auch für Kai Hoseus von der städtischen Tiefbauabteilung deshalb schon eher nach verkehrswichtiger Strecke. Vielleicht reichten ja 3,75 Meter, wenn man genügend Ausweichbuchten anlegen. Trotzdem: Eine Verbindungsstraße zwischen zwei Ortschaften sei schon ein Argument, meinte Hoseus. Heiner Grütz (SPD) erinnerte an die Feuerwehr. Für den Löschzug Dörspetal sei die Sülemicker wichtig, um schneller zu Einsätzen auf die Belmicke und ins Othetal zu kommen.

Im Bergneustädter Rathaus soll die Verwaltung jetzt die Kosten für die unterschiedlichen Ausbauvarianten der Sülemicker ermitteln. Tiefbauer Hoseus erinnerte vergeblich daran, das schon die 300 000 Euro das Doppelte dessen seien, was er im Jahr für Straßeninstandsetzungen insgesamt zur Verfügung habe. Bürgermeister Matthias Thul wollte ihm zur Seite springen und stimmte als einziger gegen den Prüfauftrag. Augenblicke später fiel auch ihm auf, dass er im Planungsausschuss gar nicht stimmberechtigt ist.