Ohne Spaß geht Tradition nichtMetzger aus Bergneustadt hat Freude an seinem Handwerk
Bergneustadt – Markus Köhler liebt seine Mettwürstchen, am besten direkt auf die Hand. Sie müssen genau so schmecken, wie sie sein Opa Erich machte, der 1955 die Metzgerei in der Bergneustädter Altstadt eröffnete: Goldgelb und duftend kommen sie aus dem Rauch, bis zu 500 Stück jede Woche. Für den 35-Jährigen stehen sie für das, was ihm am Herzen liegt: die Liebe zur Heimat und zur Tradition.
Stolz durfte er als kleiner Steppke seinem Vater Bernd, der das Geschäft 1986 übernahm, schon mal in der Wurstküche zur Hand gehen und entdeckte seine Freude am Handwerk. „Du musst Spaß dran haben, sonst nützt die ganze Tradition nichts“, sagt er.
Vor zwei Jahren zurück zu den Wurzeln
Ihm macht es Spaß: So hat er nach der Schule eine Metzgerlehre gemacht, sich ein paar Jahre lang in anderen Betrieben umgeschaut. Vor zwei Jahren kehrte er dann zusammen mit seiner Frau Julie-Ann zurück zu den Wurzeln und übernahm das elterliche Geschäft. Wichtig ist Köhler, dass möglichst viel von dem, was er anbietet und verarbeitet, aus der Region kommt. Bestes Beispiel: Das Rindfleisch aus Pernze. Da schlachtet er selbst alle ein bis zwei Wochen, im EU-zugelassenen Schlachthaus auf dem Hof von Bauer Röttger: „Die Zusammenarbeit gibt es schon seit Jahrzehnten.“
Heute gehört das Schlachten nicht mehr unbedingt zur Ausbildung, er selbst hat es noch von Grund auf gelernt. „So weiß ich, dass es fachmännisch und tiergerecht geschieht, und weil ich vor Ort schlachte, müssen die Tiere nicht weite Strecken durch die Gegend gefahren werden.“ Wer Wurst essen wolle, müsse auch akzeptieren, dass dafür Tiere getötet werden, findet er. Das schließe die Tierliebe keineswegs aus: „Ich denke auch nicht bei jedem Tier, das ich sehe, gleich ans Schnitzel“, sagt er schmunzelnd mit Blick auf die beiden Hunde der Familie.
Eier aus Gummersbach, Wild und Geflügel aus Morsbach
Wild und Geflügel bezieht der Fleischermeister aus Morsbach, die Eier aus Gummersbach. Leider habe er bisher keinen Hof in der näheren Umgebung gefunden, der genügend Schweine aufzieht, bedauert er. Gerade plant er für das Wochenende, mit Blick auf die Wettervorhersage: Mehr Koteletts zum Grillen bei Sonne? Oder mehr Rinderbraten bei Regen?
Skandale in der Fleischindustrie, die Corona-Ausbrüche bei Tönnies – da könnte Markus Köhler aus der Haut fahren. „Das wirft doch ein schlechtes Licht auf die ganze Branche und damit auch auf Handwerksbetriebe, die vernünftig arbeiten!“ Nach solchen Horrornachrichten sieht er regelmäßig ein paar neue Gesichter im Laden. „Aber das gerät dann doch schnell wieder in Vergessenheit.“
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Dass insgesamt in Deutschland weniger Fleisch konsumiert wird, beunruhigt ihn wenig. „Die Stammkunden hier legen dafür immer mehr Wert auf Qualität. Ich kann überhaupt nicht verstehen, dass unser Handwerk allmählich ausstirbt“, seufzt er. Umso mehr freut es ihn, dass zwei Azubis ab kommenden Sommer bei ihm lernen wollen, auch wie die Mettwürstchen gemacht werden. Und Hoffnung machen auch die Pläne für die Bergneustädter Altstadt. „Es wäre schön, wenn dadurch wieder mehr Leben hier einkehrt.“
Besonders freut ihn, dass der Jägerhof als Kulturzentrum erhalten wird. „Der ist ja ein Stück Bergneustädter Geschichte.“ Ebenso wie Köhlers Mettwürstchen beim traditionellen Dobbeln in der Altstadt.
Wer mal in die Zeitung gehört? Markus Köhler findet: Pferdehofbesitzerin Nicole Pütz.