AboAbonnieren

SymposiumKlare Antworten und kein Kauderwelsch für Krebspatienten in Bergneustadt

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mitarbeiter im DKMS Life Science Lab, im ehemaligen Gebäude der Dresdner Bundesbank, betrachtet eine Platte mit DNA Material von 384 Spendern. (Symbolbild)

Rund 1900 Deutsche lassen sich pro Tag neu als Stammzellenspender registrieren. In den Datenbanken sind über 13 Millionen Bundesbürger gespeichert. (Symbolbild)

Am Samstag findet ein kostenloses Symposium für Erkrankte statt. Namhafte Krebsforscher halten Vorträge – ohne Fachvokabular.

Bloß kein medizinisches Kauderwelsch. Wenn es einen Leitgedanken gibt, der das Symposium zu Krebserkrankungen am kommenden Samstag im Krawinkelsaal prägen soll, dann ist es der Verzicht auf umständliches ärztliches Fachvokabular. So wünscht es sich Michael Enders, der Organisator der hochkarätig besetzten Zusammenkunft – und das hat einen persönlichen Hintergrund.

Michael Enders trägt einen schwarzen Anzug, ein schwarzes Hemd und lächelt in die Kamera.

Michael Enders, Vorsitzender der Leukämie- und Lymphomhilfe NRW und Begründer der Leukämie-Selbsthilfegruppe Bergneustadt.

Im Jahr 1998 erkrankte der Bergneustädter, damals 34 Jahre alt, selbst an Leukämie. Seine Hausärztin war angesichts höchst ungewöhnlicher Blutwerte hellhörig geworden und hatte Enders sofort in die Kölner Uniklinik überwiesen. Ein Glücksfall, wie Enders heute weiß. Einige Wochen später erhielt er eine Stammzellentransplantation – kurioserweise kam der passende Spender auch aus Oberberg – und gilt seitdem als geheilt.

Es gab tatsächlich Ärzte, die sich nicht mehr in mein Krankenzimmer getraut haben.
Michael Enders

Vor allem beschäftigte ihn damals die häufig schwierige Kommunikation der Mediziner mit den Betroffenen. „Ich wollte alles über meine Krankheit wissen und habe die Experten regelrecht gelöchert. Es gab tatsächlich Ärzte, die sich nicht mehr in mein Krankenzimmer getraut haben“, erinnert sich Michael Enders und schmunzelt. Noch in der Klinik begann er mit den ersten Entwürfen für sein Buch „Leukämie – was nun?“.

Enders will Krebspatienten ihre Diagnose verständlich erklären

Losgelassen hat ihn die Aufgabe, Schwerkranken ihre Diagnose und mögliche Therapien verständlich zu erklären, seither nicht mehr. 2004 gründete Enders im Eckenhagener Reha-Zentrum die Leukämie-Selbsthilfegruppe Oberberg, aus dem sich der NRW-Dachverband für die organisierte Unterstützung bei Leukämie- und Lymphomerkrankungen (LLH) entwickelte.

Dessen Vorsitzender heißt natürlich Michael Enders und treibt gerade die Gründung der 22. NRW-Gruppe für den Großraum Bielefeld/Gütersloh voran.

Als Nicht-Mediziner ein Exot auf den Ärzekongressen

Ab den frühen 2000er Jahren nahm der Bergneustädter regelmäßig als Patientenvertreter an Ärztekongressen teil. Damals galt der Nicht-Mediziner vielen noch als Exot. 326 Info-Broschüren für Erkrankte hat der LLH seit dieser Zeit herausgegeben.

Jüngstes Beispiel: Ein Ratgeber, wie das komplizierte Laborblatt zur Blutuntersuchung zu deuten ist. Für Leukämiekranke in NRW bietet der LLH zudem die Option zur Vermittlung einer ärztlichen Zweitmeinung. „Es hat sich tatsächlich eine ganze Menge getan“, betont Enders. Allein die Zahl der Stammzellenspender in den Datenbanken hat sich seit dem Jahr 2000 von 400.000 auf über 13 Millionen erhöht.

Bergneustadt: Infoveranstaltung am kommenden Samstag

Nach ziemlich genau 25 Jahren Kampf gegen den Blutkrebs will Michael Enders mit der Veranstaltung am Samstag in seiner Heimatstadt weiter informieren. Dazu ist es ihm gelungen, namhafte Krebsforscher für Vorträge zu gewinnen. Manche der heutigen Professoren kennt Enders noch aus deren Doktorandenzeit.

Vor allem freut sich Enders aber auf ein Wiedersehen mit dem Mann aus Radevormwald, der ihm damals gesunde Stammzellen spendete, ihm damit das Leben rettete und damit überhaupt erst dafür sorgte, dass Michael Enders ein Vierteljahrhundert Ehrenamt in den intensiven Kampf gegen den Krebs investieren konnte.


Das Symposium beginnt am Samstag, 15. April, um 13 Uhr im Bergneustädter Krawinkelsaal, Kölner Straße 260. Bis 14.10 Uhr stehen Vorträge zu neuen Behandlungsformen bei Bluterkrankungen auf dem Plan, danach geht es bis 15.30 Uhr um die Möglichkeiten der sozialen Sicherung Krebskranker. Zwischen 15.40 und 17 Uhr schließt sich ein Vortrag zum Thema Sport und Bewegung während einer Krebserkrankung an.

Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenlos – die Leukämie- und Lymphomhilfe freut sich aber über Spenden zugunsten ihrer Arbeit in Nordrhein-Westfalen.