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Bergneustädter StadtdukateMatthias Thul ehrt Urgestein Friedhelm Julius Beucher

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Im Interview mit Bürgermeister Thul hatte Beucher zuvor in seinen Jägerhof-Erinnerungen gekramt.

Bergneustadt – Damit hatte selbst der ausgebuffte Medienprofi Friedhelm Julius Beucher nicht rechnen können: Unter dem Vorwand einer harmlosen Plauderei über das Leben an und im Jägerhof hatte ihn Bürgermeister Matthias Thul aus Anlass des 720. Bergneustädter Stadtgeburtstags in die Kneipe kaum 100 Meter entfernt von Beuchers Wohnhaus gebeten.

Der neue Stadtdukaten-Träger mit seiner Ehefrau Hanne.

Nach knapp einer Stunde live via Internet übertragener humorvoller Geschichtsstunde wurde Thul dann plötzlich offiziell, verließ kurz die Szenerie, um dann mit Buchers Ehefrau Hanne zurückzukehren und den „Talkshow-Gast“ mit dem Bergneustädter Stadtdukaten zu ehren.

„Es ist Heimat, wiederkennbar.“

Das war eine weitere Episode in der bunten Geschichte der mehr als 200 Jahre alten Gaststätte. „Es war immer was los im Jägerhof!“, erinnerte sich der 1946 in Bergneustadt geborene Beucher. Im Saal waren Veranstaltungen mit den Firmen der Stadt oder dem TV Bergneustadt. Das „Neujahrskränzchen“ gehört zu seinen Lieblingserinnerungen. Es gab ein ungeheiztes Zimmerchen, aus dessen Fenster die Kinder in den Saal gucken konnten – „aber man musste erst die Eisblumen wegkratzen!“ Oder man spinxte von der Empore aus den Damen aufs toupierte Haar oder etwas tiefer. „Herzzerreißend“ erlebte er, wie letzte Kriegsgefangene durch die abgedunkelte Altstadt heimgeführt wurden. Einer der vielen Höhepunkte waren die TV-Übertragungen der WM: „Da gab’s für uns eine Sinalco!“

„Gut für die Stadt“

Für die überraschende Auszeichnung hatte Bürgermeister Matthias Thul Beuchers Gattin Hanne mitgebracht. Sie sollte dabei sein, als dem Neustädter Urgestein der Stadtdukaten verliehen wurde. Thuls Laudatio referierte alle Ämter und Ehrenämter des Geehrten, vom Juso-Chef des Ortsvereins bis zum Paralympics-Frontmann und lobte das Engagement auf allen Ebenen: „Er überlegt immer, was er Gutes tun kann.“ Im Kleinen wie im Großen: Dieses Jahr spendet Beucher zum 118. Mal Blut. Und er habe mit dem von ihm gegründeten Verein für Soziale Dienste „segensreich für Bergneustadt gewirkt“. „Sie sind nie langweilig, immer augenzwinkernd, oft kontrovers und stets an Lösungen für Menschen interessiert. Sie sind gut für Bergneustadt.“ Beucher dankte: „Vorne kann man nur stehen, wenn ganz viele hinter einem stehen.“ (mmö)

Mit Heinz Jäger, dem Wirt in Ruhestand, ist Beucher aufgewachsen. „Mit dem Heinz kamen wir in den Saal, dort stand eine Tischtennisplatte.“ Legendär auch der „Tanz in den Mai“ mit der Feuerwehrkapelle. „Es war so voll! Wenn das Bier von der Theke bei einem ankam, war es warm.“ Thul hakte nach: Was das Besondere sei am Jägerhof? „Es ist Heimat, wiederkennbar.“

Minchen und Karl ließen den Bürgermeister noch ungeschoren.

Wenn der umtriebige SPD-Mann spät abends vom Flughafen kam, rief er an und Heinz fragte nur: „Wo biste?“ Oft brachte der Bundestagsabgeordnete Beucher Promis aus Politik und Sport mit. Und feierte hier runde Geburtstage mit bis zu 600 Gästen. Natürlich auch Wahlsiege und Wahlniederlagen.

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Und die Zukunft? „Den Saal werden wir so nicht erhalten können“, sagte Thul. Beucher: „Aber im Schankraum müssen wir um jeden Stuhl kämpfen. Und es muss überschaubar bleiben, keine Remmidemmi-Bude.“