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Bisher nur auf der DurchreiseDer Wolf könnte im Oberbergischen Kreis bleiben

Lesezeit 4 Minuten

In freier Natur bekommt man ihn selten so nah zu Gesicht. Dieser Wolf lebt im Wisentgehege Springe in Niedersachsen.

  1. Im Oberbergischen Kreis wurde bisher nur einmal ein Wolf gesichtet.
  2. Ein Wolfsterritorium gibt es aber in der Nachbarschaft.
  3. Ob in Zukunft mit einem dauerhaften Vorkommen von Wölfen in Oberberg zu rechnen ist, erfahren Sie vom Artenschutzexperten.

Oberberg – Im Wolfsmonitoring des NRW-Umweltministeriums ist für Oberberg nur ein Nachweis aufgeführt. Dabei handelt es sich um das im Mai 2017 in Gummersbach-Apfelbaum gesichtete Tier (siehe Kasten). Ist in der Zukunft mit häufigeren Besuchen zu rechnen oder gar damit, dass sich Tiere hier ansiedeln? Diese Frage wurde jetzt im Kreisumweltausschuss aufgeworfen. Als Referent sprach Dr. Matthias Kaiser, Artenschutzexperte beim NRW-Umweltministerium.

Wolfsterritorium in der Nachbarschaft

Kaiser hielt sich mit Prognosen zurück, gab aber interessante Hinweise. So erinnerte er daran, dass die Behörden in unmittelbarer südlicher Nachbarschaft ein Gebiet als Wolfsterritorium ausgewiesen haben: Anfang April 2019 wurde im Bereich des ehemaligen Truppenübungsplatzes Daaden/Stegskopf (Landkreise Altenkirchen und Westerwaldkreis) das Vorkommen eines standorttreuen Wolfes festgestellt. Daraufhin hat das Ministerium auf nordrhein-westfälischer Seite im Radius von 30 Kilometern eine so genannte Pufferzone eingerichtet. Zu dem etwa 1270 Quadratkilometer großen Gebiet gehören auch die oberbergischen Kommunen Morsbach, Reichshof und Waldbröl.

Was aus dem Gummersbacher Wolf wurde

Der einzig sichere Nachweis eines Wolfsbesuchs im Oberbergischen Kreis gelang am 19. Mai 2017, also genau vor zwei Jahren. Das Ministerium hat inzwischen mit einiger Gewissheit das Tier identifiziert, das damals auf einer Weide nahe Gummersbach-Apfelbaum fotografiert werden konnte, berichtet Artenschutz-Experte Matthias Kaiser. Dabei verglichen Sachverständige mehrere Bilder, auf denen der Wolf an seiner hellen Schnauze und dünnen Rute erkannt wurde. Nachdem der Rüde in Gummersbach fotografiert wurde, sichtete man das mutmaßlich selbe Tier unter anderem in Bad Berleburg, bevor es sich nach Süden aufmachte und in Bayern und Baden-Württemberg auftauchte.

Am 8. Juli 2017 wurde der Wolf tot im Schluchsee bei St. Blasien im Hochschwarzwald aufgefunden. Die genetische Untersuchung ergab, dass das Tier ursprünglich aus einem Rudel stammt, das auf dem Truppenübungsplatz Munster in der Lüneburger Heide beheimatet ist. Bei der Obduktion stellte sich heraus, dass der Wolf erschossen wurde. Die Kugel steckte noch in dem toten Tier. Die Staatsanwaltschaft Freiburg eröffnete ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt. Denn der Wolf ist laut Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt, dementsprechend ist sein Abschuss eine Straftat. Ein Bündnis von Naturschutzverbänden lobte eine Belohnung von 2500 Euro für Hinweise auf den Täter aus. Zahlreiche Waffenbesitzer gaben ihre Gewehre freiwillig ab, um diese als mögliche Tatwaffen untersuchen zu lassen. Kriminaltechniker glichen die Gewehre mit dem Projektil ab, das im Körper des Tieres gefunden wurde. Am Ende konnte kein Täter identifiziert werden, die Staatsanwaltschaft Freiburg stellte das Verfahren ein. (tie)

Wolf Gummersbach 2017

Im Mai 2017 wurde nahe Apfelbaum ein Wolf fotografiert – das bisher einzige eindeutig identifizierte Tier.

Das Land gewährt in derartigen Pufferzonen eine Förderung von vorbeugenden Maßnahmen zum Herdenschutz und erstattet Wolfschäden in Nutztierhaltungen. Die Bezirksregierung Arnsberg hat auch Vertreter der oberbergischen Kommunen und Verbände wie der Kreisbauernschaft gestern zu einem Treffen in Neunkirchen bei Siegen geladen, wo das weitere Vorgehen beraten wurde.

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Dass auch ein einzelner sesshafter Wolf verheerende Schäden anrichten kann, zeigte sich im vergangenen Jahr im Kreis Wesel, wo eine einzige Wölfin innerhalb weniger Monate mehr als 42 ungeschützte Schafe riss. Nach Herdenschutzmaßnahmen wie Elektrozäunen und Hütehunden sei allerdings kein einziger Schadensfall eingetreten.

Herdenschutzmaßnahmen für Schafe

Solch einem Territorialwolf reichen 170 Quadratkilometer als Revier aus, was beispielsweise den Gebieten der Stadt Wiehl und der Gemeinde Reichshof zusammengenommen entspricht. Allerdings zeigten die beiden in NRW ausgewiesenen Wolfsgebiete Schermbeck und Senne, dass die einst aus Polen zugewanderte Wolfspopulation eine Mischung aus ruhigen Wäldern und Freiflächen im Flachland bevorzuge, sagt Wolfsexperte Kaiser. Anders sehe es bei den im eigentlich italienischen Apennin-Gebirgszug ansässigen Tieren aus. Diese wurde bereits in Deutschland gesichtet und könnten sich auch im oberbergischen Mittelgebirge wohlfühlen.

Der Wolf ist ein Langstreckenwanderer, wie nicht nur das Tier beweist, dass 2017 Oberberg durchstreift hat. Matthias Kaiser berichtet von einer Wölfin, die auf dem Weg von Mecklenburg nach Belgien 750 Kilometer quer durch Deutschland marschiert ist, ohne dass sie bemerkt wurde, abgesehen davon, dass Wissenschaftler ihre Route mit Hilfe eines Halsbandsender verfolgen konnten.

Bedrohung kommt von anderer Seite

Daher ist nicht unwahrscheinlich, dass auch in Oberberg der ein oder andere Wolf unbemerkt unterwegs war. Dabei gilt: Eine ungleich größere Bedrohung für die Region geht nach Meinung der Experten von einem anderem Tier aus, das in der Sitzung des Kreisumweltausschusses anschließend Thema war: dem Borkenkäfer.

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