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Bürgermeisterwahl in WaldbrölZweiter Anlauf auf das Rathaus

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Vor fünf Jahren gratulierte Larissa Weber Peter Koester (l.) nach der Wahl zum Sieg. 2020 wagt sie einen neuen Anlauf.

Waldbröl – Etwas mehr als einen Monat nach dem plötzlichen Rückzug von Thorgai Wilmsmann als Kandidat für das Amt des Bürgermeisters in Waldbröl gibt es mit Larissa Weber eine neue Bewerberin – und die ist, ebenso wie der Schuldirektor Wilmsmann, parteilos. Zudem ist die 40-Jährige aus der Ortschaft Dahl den Waldbrölern bereits bestens bekannt: Im Mai 2014 war Weber gegen den späteren Bürgermeister Peter Koester (CDU) ins Rennen gegangen und hatte bei der Wahl annähernd 38 Prozent geholt.

Damals hatten SPD und FDP hinter Larissa Weber gestanden – und das werde im September kommenden Jahres wahrscheinlich ebenfalls so sein, wie beide Parteien wissen lassen. „Erneut sehe ich eine große Chance, etwas Gutes für Waldbröl zu tun“, sagt Weber, die in der Verwaltung der Nachbargemeinde Reichshof zurzeit die Abteilung Ordnungswesen und Feuerwehr, Einwohner und Personenstandswesen, Einbürgerung sowie Wahlen leitet.

CDU sucht eigenen Kandidaten

Bevor CDU, SPD, UWG und Grüne im vergangenen September ihre gemeinsame Unterstützung für den Pädagogen Wilmsmann erklärt hatten, war die parteilose Weber erneut als Kandidatin im Gespräch – wieder mit Unterstützung der Sozialdemokraten und der Liberalen. Nachdem die UWG um ihren Fraktionschef Roger Helzer aber Wilmsmann – er leitet in Nümbrecht das Homburgische Gymnasium – ins Spiel gebracht hatte, verzichtete Weber auf ihre Kandidatur: „Es war eine einmalige Chance für die Stadt, dass es einen gemeinsamen Kandidaten von gleich vier Parteien geben würde“, erklärt sie den Rückzug. Dem habe sie nicht im Weg stehen wollen: „Denn dass so etwas bestens funktionieren kann, zeigt uns die Stadt Wiehl schon lange.“

Als sich Thorgai Wilmsmann dann überraschend und aus „kurzfristig eingetretenen, persönlichen Umständen“ verabschiedet habe, sei „das Nachdenken erneut losgegangen“: „Ich habe mich dann mit Unterstützung meiner Familie dazu entschlossen, weil ich mich für meine Stadt Waldbröl, in der ich seit meiner Kindheit wohne, einsetzen möchte. Ich möchte gemeinsam mit allen Beteiligten an einer lebenswerten Stadt arbeiten“, so die zweifache Mutter.

Nach dem Rückzug

„Wir sind immer noch in Schockstarre.“ So beschreibt CDU-Fraktionschef Andre Steiniger den Zustand seiner Partei, nachdem der gemeinsame Kandidat von Christdemokraten, SPD, Grünen und UWG am 4. Oktober erklärt hatte, er ziehe seine Kandidatur zurück.

Seither wuchern die Spekulationen, warum der Schulleiter nicht mehr antreten will. Viele Waldbröler Politiker sind verwundert, etliche verärgert. Zudem berichten alle Parteien, nach seinem Rückzug habe es keinen weiteren Kontakt zu dem Ex-Kandidaten gegeben. Wilmsmann sei also noch immer eine echte Erklärung schuldig.

Doch die wird es wohl nicht geben: „Meine Entscheidung, die Kandidatur für das Bürgermeisteramt zurückzuziehen, war und ist ausschließlich persönlicher Art und daher für mich nicht für eine öffentliche Erörterung oder Berichterstattung geeignet“, teilt er auf Anfrage dieser Zeitung mit. Für die kommende Woche hat ihn die SPD um ein Gespräch gebeten. (höh)

Dafür erhält sie allerdings keine Unterstützung der Christdemokraten: „Wir werden einen eigenen Bewerber finden“, kündigt Fraktionschef Andre Steiniger an. „Denn Larissa Weber ist uns nicht unabhängig genug“, sagt Steiniger mit Blick auf Webers Tätigkeiten im Rat der Stadt Waldbröl: Dort ist (und war) sie als Sachkundige Bürgerin in Fachausschüssen aktiv – sowohl für die SPD als auch für die FDP. Derweil bezieht die SPD klar Stellung für Weber: „Uns war immer klar: Wenn es noch mal die Möglichkeit gibt, Larissa Weber zu unterstützen, dann machen wir das“, führt Fraktionsvorsitzender Bernd Kronenberg aus.

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Am morgigen Donnerstag hat der SPD-Ortsverein Mitgliederversammlung, dort soll eben dieses Vorgehen beschlossen werden – so auch bei der FDP, wie Fraktionsleiter Herbert Greb berichtet: „Dass wir Larissa Weber künftig ebenfalls unterstützen, ist aber sehr wahrscheinlich.“

Wie sich UWG und Grüne positionieren, ist derzeit noch nicht bekannt. Dem Vernehmen nach wollen sie die Kandidatin jedoch nicht unterstützen. UWG-Fraktionschef Roger Helzer: „Wir teilen unsere Entscheidung Ende dieser, Anfang nächster Woche mit“, schildert der Waldbröler. Die UWG führe derzeit eigene Gespräche. „Und es gibt sicherlich einige Leute, die wir ins Auge gefasst haben.“ Für die Waldbröler Grünen erklärt Fraktionssprecherin Claudia derweil, ihre Partei sei „komplett offen“: „Am Donnerstag kommt der Ortsverband zusammen, danach wissen wir mehr.“