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„Der Klimawandel ist angekommen“Hobbymeteorologe Oliver Baldsiefen zum Sommerende

Lesezeit 3 Minuten

Oliver Baldsiefen aus Hartegasse

  1. Mit „Wetterinfo Lindlar“ hat Oliver Baldsiefen aus Hartegasse eine Wetter-App für Lindlar und das Bergische Land programmiert, die sich großer Beliebtheit erfreut.

Herr Baldsiefen, wie war er denn nun, der Sommer 2020?

Baldsiefen: In diesen Tagen endet ein typisch durchwachsener bergischer Sommer. Interessant ist, dass das amerikanische Langzeit-Modell die Entwicklung ziemlich gut vorhergesagt hat. Mit noch kühlen Phasen im Juni und einem August, der dann die große Hitze brachte.

Die es tatsächlich in sich hatte…

Die heißesten Tage waren der 8. und 9. August – an meiner Messstation in Süng jeweils mit Schattentemperaturen über 35 Grad. Das ist ordentlich, dazu kam die Schwüle. Insgesamt hatte dieser Monat zwölf Tage mit Temperaturen über 30 Grad im Gepäck. Und: Am 10. und 12. August sogar zwei tropische Nächte, in denen das Thermometer nicht unter 25 Grad gefallen ist.

Herbstanfang

Meteorologen zählen die Monate Juni, Juli und August zum Sommer – entsprechend beginnt für sie der Herbst am 1. September. Der kalendarische Herbstbeginn nimmt hingegen die Astronomie und den Stand der Sonne zum Maßstab. Herbst und Frühling fallen danach auf das Datum, an dem Tag und Nacht genau gleich lang sind. Dieser Zeitpunkt variiert jährlich ein wenig. Auf der Nordhalbkugel beginnt der Herbst diesmal am 22. September um genau 15.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit. (sfl)

Sind solche Werte inzwischen im Bergischen normal?

Der Klimawandel ist angekommen, das dürfte unbestritten sein. Ich gehe davon aus, dass sich die Spitzentemperaturen kommender Sommer höher schrauben werden, als wir es bisher gewohnt waren. Schneereiche Winter dürften ebenfalls selten werden. Unser Klima ähnelt zunehmend dem des Mittelmeerraumes.

Stichwort Wasser: Landwirte und Waldbesitzer klagen über die Dürre, die Gartenbesitzer haben zuletzt regelmäßig ihre Gießkannen geschleppt.

Wenn man sich die Niederschlagsmengen der drei Sommermonate ansieht, lagen sie überwiegend im üblichen Bereich. Im Juni sind in Süng 96 Liter, im Juli immerhin 90 Liter Regen gefallen. Der August war sicherlich zu trocken. Das Problem ist aber: Es hat zu wenig geregnet, um die Fehlmengen aus den vergangenen Jahren auszugleichen. Und: Der Starkregen eines Gewitters läuft oberflächlich ab. Er dringt kaum in die Böden vor.

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Gewitter gab es gerade im August reichlich.

Das war lokal ganz unterschiedlich, weil wir es oft mit Popcorn-Gewittern zu tun hatten – also Zellen, die sich plötzlich bilden, auftürmen und dann in ganz eng begrenztem Raum toben. Das macht die Vorhersage so schwierig. Vor zwei Wochen hat es in Lindlar keinen Tropfen geregnet, während in Bergisch Gladbach die Welt untergegangen ist. Ein paar Abende später war ich mir sicher, dass es trocken bleiben würde. Wenig später hat es draußen ordentlich gescheppert.

Haben Sie schon eine Prognose für den Herbst?

Das Wort Herbst vermeide ich noch – ich spreche im September lieber vom Spätsommer. Alle Sommerfans kann ich erst einmal beruhigen: Den großen Kälteeinbruch sehe ich noch nicht.