Das Pestel-Institut hat eine Analyse erstellt, die ein hohes Defizit an Wohnraum ausweist. Grund dafür seien auch teure Instandsetzungen.
ImmobilienDer Oberbergische Kreis braucht bis 2028 jährlich 920 neue Wohnungen
Pro Jahr müssen in Oberberg bis 2028 rund 920 neue Wohnungen gebaut werden, damit der Bedarf an Wohnraum im Kreisgebiet gedeckt werden kann. Zu diesem Ergebnis kommt das in Sarstedt (bei Hannover) ansässige Pestel-Institut, das im Auftrag des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel jüngst eine Regionalstudie zum Wohnungsmarkt auch in Oberberg erstellt und veröffentlicht hat.
Darin seien zudem die Ergebnisse aus dem jüngsten Zensus eingerechnet worden, sagt Matthias Günther, Geschäftsführer des Instituts. Er ist verantwortlich für diese Erhebung auf Grundlage amtlicher Daten. „Der Neubau ist notwendig, um das bestehende Defizit abzubauen“, betont er. Seinen Berechnungen zufolge fehlten im Kreis heute schon 2070 Wohnungen.
In Oberberg müsste insbesondere in Nachkriegsbauten der Wohnraum ersetzt werden
So müssten auch Wohnungen vor allem in den bestehenden Nachkriegsbauten ersetzt werden, weil sich eine Sanierung dort nicht mehr lohne und dieser Wohnraum nicht mehr auf dem Markt angeboten werden könne.
In der Analyse betrachtet das Institut allerdings nur den Kreis insgesamt – wie sich der Bedarf auf die 13 Kommunen Oberbergs verteilt und wo er am dringendsten ist, das verrät die Dokumentation nicht. Allerdings erwarte er, sagt Günther, dass das Baupensum sinke.
Im Oberbergische Kreis ist die Zahl der Baugenehmigungen deutlich gesunken
So seien in den ersten fünf Monaten dieses Jahres im ganzen Kreisgebiet nur 266 Baugenehmigungen erteilt worden. „Zum Vergleich: 2023 waren es im selben Zeitraum 354 – ein Minus von 25 Prozent in nur einem Jahr.“ Dem Bedarf an neuem Wohnraum steht laut Günther seit längerem schon eine große Zahl an leerstehenden Wohnungen gegenüber.
Da beruft sich der Forscher auf den jüngsten Zensus im Mai 2022: „5530 Wohnungen wurden da nicht mehr nicht genutzt“, zitiert der Institutsleiter diese Statistik. Und das seien 4,2 Prozent des Gesamtbestands in Oberberg. 3240 dieser Wohnungen seien bereits zu jener Zeit für mindestens ein Jahr nicht mehr genutzt und bisher wahrscheinlich auch nicht mehr dem Wohnungsmarkt zugeführt worden. „Das sind rund 59 Prozent des Leerstands insgesamt.“
Eigentümerinnen und Eigentümer schrecken in Oberberg vor teuren Sanierungen zurück
Grund dafür seien notwendige, aber auch aufwendige und teure Instandsetzungen, so Günther. Vor solchen Arbeiten schreckten Eigentümerinnen und Eigentümer aufgrund inzwischen hoher Auflagen oft zurück. „Aber es wird nur selten gelingen, lange Zeit leerstehenden Wohnraum wieder auf den Markt zu bringen“, ahnt der Diplom-Ökonom.
Die Einarbeitung der Daten aus dem Zensus von 2022 sei diesmal eine besondere Herausforderung gewesen, betont Matthias Günther, „immerhin lebten Mitte 2022 gut 2000 Personen weniger als erwartet im Oberbergischen Kreis“. Dagegen sei die Zahl der Wohnungen in der Fortschreibung mit einer Abweichung von weniger als einem Prozent nahezu korrekt gewesen. Auch sei die seit den 1950er Jahren laufende, stetige Verkleinerung von Haushalten nahezu zum Erliegen gekommen, während im Zuge des Zensus dann ein recht hoher Leerstand festgestellt worden sei.