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Der Wald der ZukunftForstbetriebsgemeinschaft Dörspe-Othetal pflanzt mit Schülern

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Wald

Spuren hinterlassen hat die Trockenheit der vergangenen Jahre. Viele Bäume sind verschwunden.

Altenothe – Mit einer symbolträchtigen Pflanzaktion haben Bergneustädter Grund- und Realschüler gestern auf einer Testfläche der Forstbetriebsgemeinschaft Dörspe-Othetal vielleicht den Grundstein gelegt für einen klimastabilen Wald der Zukunft. Vielleicht wird es ihr Wald der Zukunft, denn sie werden am ehesten erleben, was in den nächsten Jahrzehnten aus den Setzlingen wird.Anlass war der geplante Besuch von NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU), die aber wegen eines Hexenschusses kurzfristig abgesagt hatte.

Die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) und der örtliche Naturschutzbund (Nabu) hatten Heinen-Esser an einen der Hotspots von Oberbergs Fichtensterben eingeladen, um sie über ihr Konzept der Wiederbewaldung zu informieren – und über die finanziellen Schwierigkeiten, es umzusetzen.Die Fläche auf dem Bergrücken zwischen Altenothe und Wiedenest sieht verheerend aus. Vor drei Jahren, erinnert sich Vorsitzender Kai-Uwe Fritz, habe man an dieser Stelle das 50-jährige FBG-Bestehen gefeiert, in strömendem Regen vor kräftig grünen Fichten beiderseits der Straße. Jetzt ist alles weg.

Drei trockene Sommer haben dem Zerstörungswerk des Borkenkäfers das Terrain bereitet. Inzwischen ist das Holz abtransportiert und zu Spottpreisen verkauft, die die Abfuhrkosten kaum wieder reinspielten. Waldwirtschaft findet hier nicht mehr statt, Fritz spricht von „Entsorgung“. Trotzdem blickt er nach vorne: „Der Wald wird wieder grün, aber er wird anders sein.“

Zusammen mit dem örtlichen Nabu

Schon vor dem Kahlschlag auf dem Höhenzug hatte die FBG mit dem Waldumbau begonnen und erste Laubbäume unter die Fichten gesetzt. Ob die jungen Buchen es schaffen werden, weiß Fitz nicht. Lärche, Buche, Eiche, Douglasie, Küstentanne – angepflanzt wird eine wild anmutende Mischung von Bäumen, die möglichst klimastabil sein sollen. „Mal sehen, was durchkommt“, sagt Fritz.

NABU Oberberg

Die versuchsweise breite Streuung von Baumarten ist nötig. Schließlich weiß niemand, wie sich das Klima in den nächsten zehn Jahren entwickelt. Ähnliche Versuche kündigte auch Landrat Jochen Hagt in den kreiseigenen Wäldern an. Vorsichtshalber will die FBG außerdem Kontakt zu Waldbauern in Südeuropa aufnehmen und hören, welche Baumarten mit den höheren Temperaturen dort gut klarkommen. Zusammen mit dem örtlichen Nabu sollen zudem erste Waldränder insektenfreundlich bepflanzt werden.

Weitere 1,5 Millionen

Weil längst nicht genug Geld da ist, um alle geschädigten Wälder zu erneuern – allein in NRW beträgt der Schaden zwei Milliarden Euro – wird ein Gutteil der FBG-Flächen sich selbst überlassen bleiben. Auch diese natürliche Wiederaufforstung wird irgendwann wieder ein Wald sein; wie er aussieht, wird man sehen. Das Land NRW hat die Hilfen für die Waldbesitzer auf 57,5 Millionen Euro aufgestockt, berichtete CDU-Fraktionschef Bodo Löttgen gestern vor Ort. Das Geld wird dringend benötigt.

Seit zwei Monaten habe man keine Förderanträge mehr bewilligen können, sagt Forstamtschef Kay Boenig, die eine Million Euro dafür war im Juni schon alle. Jetzt sind weitere 1,5 Millionen da, und Boenig hat die Zahl der Mitarbeiter zur Antragsbearbeitung auf vier verdoppelt. Der Stau werde rasch abgearbeitet sein, versichert er.

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Namens des Nabu rief dessen stellvertretender Landesvorsitzender Heinz Kowalski insbesondere Bodo Löttgen und Landrat Jochen Hagt dazu auf, die Politik möge die „Ökosystemleistungen“ des Waldes berechnen und den Waldbauern honorieren. Mit dem Wald könnten seine Besitzer kaum noch etwas verdienen, gleichzeitig aber profitiere die Gesellschaft in starkem Maße vom Forst. Dies müsse berücksichtigt werden.