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GummersbachKunst aus allem, was sich nicht wehrt

Lesezeit 3 Minuten

Edith Fischer lernte einst Damenschneiderin und arbeitet auch als Künstlerin viel mit Textilien. Ihr Wohnzimmer ist zugleich eine Galerie.

Gummersbach – Gebastelt hat Edith Fischer immer schon gern. „Die Kreativität zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben“, sagt die Gummersbacher Malerin, Textilkünstlerin und Bildhauerin. Als junge Frau lernte sie Mitte der 1950er Jahre Damenschneiderin, absolvierte ein Studium an der Textilakademie Schloss Hohenstein und wurde Directrice einer Gummersbacher Textilfirma. Dann allerdings wechselte sie Anfang der 1970er Jahre ihr Betätigungsfeld.

Edith Fischer begann, Grundschulkinder in Kunst und Textilgestaltung zu unterrichten und wurde Dozentin bei Lehrerfortbildungen. Diese Aufgabe führt sie bis nach Brasilien. In dreißig Jahren hat sie Generationen von Kindern Mut gemacht, kreative Ideen zu entwickeln und mit Fantasie und Geschick umzusetzen. Fotos von Ausstellungen im Gummersbacher Rathaus dokumentieren diese besondere Zeit mit den Kindern der Bernberger Gemeinschaftsgrundschule.

Theologie und Philosophie beeinflussen ihre Arbeit

1999 nahm die Gummersbacherin ein Studium an der Siegener Mittwochsakademie auf, beschäftigte sich mit Philosophie und Theologie. „Viele Gedanken und Impulse daraus fließen bis heute in meine Arbeiten ein“, sagt Edith Fischer. 2002 schied sie aus dem Schuldienst aus und widmet sich seither verstärkt ihrer ganz eigenen Kunst. Fortbildungen an der Alanus-Hochschule setzten neue künstlerische Ansätze frei.

Meist arbeitet die 84-Jährige in Serien. Wenn sie ein neues Material für sich entdeckt hat, sprudeln die Ideen. „Das lässt sich dann gar nicht in nur einem Bild ausdrücken. Ich brenne dann für genau diese Serie“, erläutert die Künstlerin. Den Prozess des Herausfindens, ob eine Idee funktioniert, findet Edith Fischer hochspannend. „Dabei wird man immer mutiger.“

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Mit einem Lächeln beschreibt die Gummersbacherin ihre Art, zu arbeiten: „Ich mache Kunst aus allem, was sich nicht wehrt.“ Dazu gehören Algen, Fischschuppen, Fundstücke wie Holz vom Rheinufer, Kaffeesatz, Stoffe und Krawatten. Als „Recycling Art“ bezeichnet Edith Fischer ihre oft enorm detailverliebte Kunst. So entstanden 51 Collagen mit dem Titel „Kinder der Welt“, die aus Stoffstückchen bestehen, ausgeschnitten mit einer feinen Schere und vorsichtig appliziert.

Inspiration durch Reisen

Für diese Serie ließ die Künstlerin sich von ihren Reisen inspirieren. Eine andere Serie beschäftigt sich mit der Ökumene: Stoff vom Besuch Papst Benedikts beim Weltjugendtag 2005 wurden verknüpft mit Gewebe vom evangelischen Kirchentag. Spuren der Pilger inklusive. „Ich sehe das Material und weiß, was daraus werden soll.“

Was ihre so unterschiedlichen Werke verbindet, ist der Anspruch, der Kunst einen Gedanken zu geben. So erzählen ihre Bilder vom Elend, das sie in Indien sah oder von den Menschen auf der nicaraguanischen Insel Ometepe, für die sie sich einsetzt. Im Zuge der Interkulturellen Woche hat Edith Fischer oft Künstlern, deren Wurzeln nicht in Deutschland liegen, eine Plattform gegeben. Ihre Vernetzung zu anderen Kreativen ist eben genauso vielfältig wie ihr eigenes Werk.