AboAbonnieren

Silvestercrosslauf GummersbachReinhard Grüber erinnert sich an die Anfänge zurück

Lesezeit 4 Minuten

Im Jahr 1959 ging Reinhard Grüber (r.) für den TuS Waldbröl beim Silvestercrosslauf an den Start.

Waldbröl/Gummersbach – Vor 65 Jahren, im Jahr 1956, war die pandemische Welt noch in Ordnung – Corona gab es nicht. Was es aber schon damals gab, war der Gummersbacher Silvestercrosslauf. Dieser startete 1956 – initiiert vom Vorsitzenden des Oberbergischen Leichtathletikkreises, Prof. Dr. Hans Ulrich Solbach – zunächst als Schnitzellauf – und findet als Crosslauf bis heute statt.

Nur zweimal fiel er aus, 1995 wegen Glatteis und 2020 wegen der Corona-Pandemie. Seit den 1960er Jahren ist er zudem der älteste Silvesterlauf in Deutschland. In diesem Jahr soll die Tradition fortgeführt werden. Coronabedingt findet der 63. Silvestercrosslauf jedoch unter strengeren Regeln statt.

Reinhard Grüber erinnert sich gerne an die Anfänge zurück

An die Anfänge erinnert sich Reinhard Grüber aus Waldbröl auch heute noch gerne zurück. Er war bei den ersten Läufen dabei und ging damals mit etwa 15 weiteren Läuferinnen und Läufern im Gummersbacher Stadion an der Lochwiese an den Start. „Ich habe mich in den 50er und 60er Jahren meist mit der Bahn auf den Weg nach Gummersbach gemacht.

Das allein war schon ein Erlebnis“, erinnert sich der Senior, der am heutigen Silvestertag seinen 82. Geburtstag feiert. Oft sei die Bahn unpünktlich gewesen oder wegen technischen Defekten ausgefallen. In Osberghausen mussten die Fahrgäste zudem umsteigen, da der Zug umgekoppelt werden musste.

Reinhard Grüber erinnert sich an den Silvestercrosslauf im Schnee, nach dem er am Gummersbacher Bahnhof strandete.

Auch den Start hat man früher mal verpasst

So sei es häufiger vorgekommen, dass er es gerade noch pünktlich zum Start geschafft habe, berichtet Grüber. „Die Gummersbacher wussten das natürlich und haben auf uns Waldbröler gewartet“, erzählt er und muss schmunzeln.

Ein Gutes habe die Verspätung gehabt: Kam die Bahn nicht pünktlich in Gummersbach an, habe man sich auf dem Weg zum Startpunkt schon mal warm laufen können. „Es kam aber auch schon mal vor, dass ich den Start verpasst habe, dann bin einfach hinterhergelaufen“, erzählt Grüber.

Schnee, Kälte und Glatteis machten den Lauf zu großen Herausforderungen

Umgezogen wurde sich bereits zu Hause. Mit einfachen Turnschuhen und Trainingsanzug sowie einem kleinen Campingrucksack, in dem sich ein Handtuch und Waschzeug befanden, ging es bereits früh morgens los. Dabei waren die Witterungsbedingungen an Silvester in den 1950er Jahren alles andere als rosig.

Schnee, Kälte und Glatteis ließen den Lauf häufig zur Herausforderung werden. Für Reinhard Grüber seien die Silvestercrossläufe, an denen er teilgenommen habe, dennoch das persönliche Jahreshighlight gewesen, erzählt er.

Ein Silvestercrosslauf ist besonders in Erinnerung geblieben

An einen Silvestercrosslauf erinnert er sich noch ganz genau. Wieder waren die Witterungsbedingungen schlecht und es hatte bereits während des Laufs ordentlich geschneit. Am Ende war so viel Schnee gefallen, dass die Bahn zurück nach Waldbröl ausfiel. „Da kam ich nicht mehr nach Hause und musste tatsächlich am Bahnhof übernachten“, erzählt Grüber, der es sich notgedrungen auf einer Bank gemütlich machen musste.

Angst habe er als junger Mensch keine gehabt, aber unglücklich sei die Situation schon gewesen. Nicht etwa wegen des Schnees, sondern wegen der wartenenden Geburtstagsgäste, die in Waldbröl saßen und Reinhard Grüber gratulieren wollten. „Ich habe dann meine Eltern informiert, damit sie sich keine Sorgen machen, aber die waren natürlich nicht begeistert“, berichtet der 82-jährige Waldbröler.

Stets ehrgeizig, um beim Crosslauf einen guten Platz zu belegen

Der Leidenschaft für die Leichtathletik und den Silvestercrosslauf konnte diese Nacht am Bahnhof jedoch nichts anhaben. Auch in den darauffolgenden Jahren, bis 1962, nahm Grüber am Crosslauf durch Gummersbach teil – stets mit dem Ehrgeiz, einen guten Platz zu belegen. Und das gelang auch.

1957 belegte Grüber den zweiten Platz seiner Klasse. Ebenfalls zweiter wurde er ein Jahr später, 1958, als er nach 8,4 Kilometern und 31:55,4 Minuten ins Ziel lief. „Ich fand als junger Mensch Leichtathletik den schönsten Sport. Ich wäre gerne auch Teil von Olympia Oberberg geworden, aber da kamen nur die Besten rein und bei mir hat es leider nicht gereicht“, sagt er.

Dabei nahm Grüber, der stets für den TuS Waldbröl an den Start ging, seinen Sport sehr ernst, stand in der oberbergischen Auswahlmannschaft für den 400-Meter-Lauf, legte das Sportabzeichen ab und nahm 2003 noch einmal an den Mehrkampfmeisterschaften in Kleinwiedenest in der Klasse Ü65 teil, wo er den dritten Platz belegte. Trainiert wurde damals täglich in der Waldbröler Nutscheid auf Asphaltstraßen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Dass er nach 1962 nicht mehr am Silvestercrosslauf teilgenommen und den Sport heruntergefahren habe, habe an seinem Lebensweg gelegen, der sich geändert habe. Grüber machte eine Lehre zum Kfz-Meister und wurde schließlich Fahrlehrer. Mit seiner eigenen Fahrschule in Waldbröl erfüllte er sich einen Traum. Seit 65 Jahren besteht diese nun in der zweiten Generation.

Den Gummersbacher Silvestercrosslauf verfolgt Grüber jedoch bis heute gerne. Ab und an verschlägt es ihn noch mal als Zuschauer an den Straßenrand. „Aber nur, wenn keine Geburtstagsgäste zu Hause sitzen“, sagt er und lacht.