Hart arbeitende GlücksbringerBrucher Schornsteinfegermeister übergibt an Sohn
Bruch – Wenn Max Verantwortung an Moritz übergibt – kann das gut gehen? Glaubt man Wilhelm Busch, ist die Katastrophe in solch einem Fall schon programmiert. Denn die beiden Lausbuben in der Bildergeschichte in sieben Streichen purzeln im sechsten Streich durch den Kamin des Bäckermeisters mitten hinein in die Mehlkiste und werden zum Schluss gar in Teig gehüllt und gebacken.
Im Oberbergischen wird die Geschichte von Max und Moritz dank Max Uwe Ringsdorf (64) und seines Sohnes Moritz (38) glücklicherweise vollkommen anders erzählt. Denn der Nümbrechter Schornsteinfegermeister Max Uwe Ringsdorf ist noch nie durch einen Kamin nach unten gesaust, und auch sein Sohn Moritz, ebenfalls Meister seines Berufes, hat noch keine Mehlkiste von innen gesehen. Ganz im Gegenteil, ihre Kundinnen und Kunden freuen sich, wenn sie kommen, denn, so sagt Max Uwe Ringsdorf: „Unsere Arbeit ist wichtiger Teil des Brandschutzes und gibt daher ein sicheres Gefühl.“
Es fehlt Nachwuchs
Als Schornsteinfegermeister ist er nun im Ruhestand, sein Sohn übernimmt den Betrieb, den er schon seit einigen Jahren mitträgt. Unterstützt wird Moritz Ringsdorf dabei von Azubi Steffen Thomas. Die beiden sind seit ihrer Jugend befreundet und als Steffen Thomas am Anfang der Corona-Pandemie als selbstständiger Eventmanager und Veranstaltungstechniker die Reißleine zog, fragte Moritz Ringsdorf ihn beim Bierchen, ob er sich die Ausbildung zum Schornsteinfeger vorstellen könnte.
Aus einer Bierlaune wurde im August 2020 die Sicherung der Zukunft des Betriebes, denn, wie die Nümbrechter mit Sorge sagen: auch in ihrem Beruf fehlt der Nachwuchs. So erwies sich Thomas’ Zusage als Glücksfall für beide Seiten. Zumal sich herausstellte, dass Steffen Thomas im neuen Job genau richtig ist und sogar ein Jahr der Ausbildung überspringen wird.
„Harte, dreckige Arbeit“
Der Job, mit dem ihn sein Ausbilder Moritz Ringsdorf jetzt vertraut macht, hat mit dem Handwerk, das Max Uwe Ringsdorf gelernt hat, nicht mehr viel zu tun. Wenn der Senior zurückblickt, sieht er solides Handwerk, keine Computer, ein Rad, mit dem er ab 1971 zu den Kunden von Allenbach bis Wildbergerhütte fuhr und vor allem „harte, dreckige Arbeit“. „Heute nimmt der Bürokram viel Zeit in Anspruch. Schornsteinfeger sind mittlerweile Berater für energetische Maßnahmen, Experten im Umgang mit Messgeräten und beraten bei der Modernisierung von Heizungsanlagen“, erläutert der Schornsteinfegermeister. Geändert hat sich auch das Tempo. Ist sein Sohn heute 24 Stunden sieben Tage die Woche über ein paar Zeilen via WhatsApp erreichbar, galt früher felsenfest der vorab telefonisch vereinbarte Termin.
Was sich allerdings nicht geändert hat, ist etwas, das beide Generationen nach wie vor erfreut. So berichtet Moritz Ringsdorf, dass Schornsteinfeger immer noch als Glücksbringer gelten. Als Symbol dafür bekamen jetzt, rund um den Jahreswechsel, alle Kundinnen und Kunden eine kleine goldene Münze. Der Schornsteinfeger und das Kleeblatt im Gold haben nämlich immer noch eine Bedeutung für viele Menschen. Da es von Ringsdorfs jedes Jahr eine andere Münze gibt, existieren in Reichshof nicht wenige Bilderrahmen, in denen es dank langjähriger Kunden üppig golden schimmert.
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Was jetzt seltener passiert – auch schon vor der Pandemie mit ihren Abstandsregeln – ist, dass Kinder die Jacke des Schornsteinfegers berühren. „Kinder kennen uns weniger als Glücksbringer, sondern als diejenigen, denen man über die Schulter schauen kann und die technische Zusammenhänge erklären“, hat Steffen Thomas beobachtet. Da die Schornsteinfeger heute viel Technik erklären und die Anlagen sicherer geworden sind, wurden auch die Noteinsätze seltener – das wiederum sei den modernen Zeiten zu verdanken, gibt Max Uwe Ringsdorf gerne zu.
Bei all den Veränderungen ist bei Ringsdorfs eins über die Jahre unverändert geblieben. Und das ist die Leidenschaft für das Handwerk und die Hinwendung zu den Menschen. „Mit ganz vielen Leuten aus meinem Kehrbezirk bin ich längst per Du. Der Kontakt ist sehr herzlich“, sagt Moritz Ringsdorf und ist sicher, dass der Betrieb in Nümbrecht-Bruch noch lange fortbestehen wird.