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Ein Nümbrechter beim BVB„Auf jeden Fall wollte ich kein Bayern-Fan sein“

Lesezeit 5 Minuten

Auf der großen Bühne bei Borussia Dortmund stand Bodo Löttgen im vergangenen Jahr, als er in den Aufsichtsrat kam.

  1. Mit einem Heimspiel gegen Mönchengladbach startet Borussia Dortmund heute in die Bundesliga.
  2. Ein spezieller Fan ist dabei Bodo Löttgen, CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag: Er sitzt seit 2019 im Aufsichtsrat des BVB.
  3. Wir haben mit dem Nümbrechter über seine Vorliebe für Dortmund, seine alte Liebe zu Mönchengladbach und über die Auswirkungen von Corona auf den Fußball gesprochen.

Wie hat es Sie in den Aufsichtsrat des BVB verschlagen?Bodo Löttgen: Es begann im Juli 2019 mit dem Tod des ehemaligen Bundeswirtschaftsministers Werner Müller. Als stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates hat er viel für den BVB getan. Und der Club verfolgt ja über den Aufsichtsrat das Ziel, Kontakt zur Politik und zu den Entscheidungsträgern zu halten. Peer Steinbrück zum Beispiel ist auch Mitglied. Jedenfalls hat mich Aki Watzke dann angesprochen, ob ich diesen Job übernehmen möchte und ich habe gerne zugesagt.

Sie sagen es selbst: Kontakt zur Politik ist für den Fußball wichtig – das zeigt gerade diese Woche. Was bedeutet für einen Verein wie Dortmund die beschlossene Rückkehr der Fans?

Zunächst einmal muss man sagen, dass die Deutsche Fußball-Liga sich viel Mühe gegeben hat, ein tragfähiges Konzept vorzulegen. Die Chefs der Staatskanzleien aus den Ländern haben dann mit dem Bundeskanzleramt beschlossen, für sechs Wochen den Probebetrieb mit 20 Prozent der Auslastung zu testen. Das gilt allerdings unter strenger Einhaltung der Vorgaben: Im Einbahnverkehr mit Maske und Abstand bis zum Platz und nachher auch wieder hinaus aus dem Stadion. Daran und an das Alkoholverbot werden die Fans sich halten müssen.

Und die Fans halten sich ja gewöhnlich besonders gerne an Regeln – vor allem wenn andere draußen bleiben müssen...

Ich weiß, dass es gerade auch in Dortmund Fans gibt, die gesagt haben: Alle oder keiner. Deshalb ist aber auch im Vorfeld ganz bewusst der Kontakt zu den organisierten Fans gesucht worden. Aber Geisterspiele sind auch nicht schön. Ich habe eines beim BVB im Stadion gesehen – nach dem Re-Start am 14. März, Dortmund gegen Schalke. Das war schon spooky, ein schlimmes Erlebnis. Auch für die Spieler, die überhaupt keine Reaktion auf das bekommen, was sie da machen.

Für den Handball gilt das ja auch – und nicht nur für den VfL. Sie waren selbst früher Vorsitzender des Kreissportbundes in Oberberg: Was bedeutet es für den Erhalt der sportlichen Infrastruktur, wenn jetzt wieder Sport vor Zuschauern stattfinden kann?

Mir persönlich ist es wichtig, dass wir in NRW, bevor wir uns um die Profivereine gekümmert haben, bereits in der vorigen Woche die Entscheidung getroffen haben, dass die Amateurclubs bis zu einem Drittel ihrer Plätze vergeben dürfen. Im Fußball zum Beispiel gilt das bis zur Regionalliga. Die Stadien und Hallen dort sind kleiner, es gibt keine Fernsehgelder und die Vereine sind noch mehr auf Eintrittsgelder angewiesen. Es ist wichtig, dass Sport wieder stattfindet – und das auch als Wettkampfsport mit Zuschauern. Nur so können wir die Infrastruktur erhalten, die NRW als Sportland Nummer 1 ausmacht – nicht nur im Fußball.

Man hört so etwas wie eine emotionale Bindung zum Club. Wie lange sind Sie selbst schon Dortmund-Fan?

(lacht) Na ja, als ich in den 1970er Jahren zur Schule gegangen bin, da wurde die Frage anders gestellt: Bist Du Bayern-Fan? Oder bist Du für Mönchengladbach? Und ich wollte alles sein, nur auf jeden Fall kein Bayern-Fan.

Nicht, dass Sie es mir erklären müssten, aber: Warum?

Da ist kein Hass, keine Antipathie. Ich habe heute sogar Respekt davor, wie die Bayern ein modernes Fußballunternehmen erfolgreich führen. Aber damals, als der Sport noch nicht ein so großes Geschäft war, spielte bei den Bayern das Geld schon ein großes Rolle. Gladbach hat damals hingegen eher mit eigenen Kräften versucht, dagegen mitzuhalten.

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Und wie hat es Sie dann zum BVB verschlagen?

Das muss so um 2005 gewesen sein, als ich zum ersten Mal in den Landtag kam. Damals habe ich nicht nur den BVB, sondern die gesamte Region an Ruhr und Emscher kennengelernt – eine gerade von Oberberg aus gesehen oft unterschätzte Kulturlandschaft. Beim BVB gefallen mir die Mentalität und gerade jetzt der Ansatz, mit jungen Spielern nach den Sternen zu greifen. Da gibt es immer wieder 17-Jährige, die spielen wie die ganz Großen.

Geld soll meines Wissens inzwischen aber auch beim BVB durchaus bezahlt werden.

Ja, aber trotzdem ist es immer noch so, dass ein Jude Bellingham zum Beispiel bei den vielen großen Vereinen, die er sich aussuchen konnte, viel mehr hätte verdienen können als jetzt in Dortmund. Und am Ende spielt da sowohl bei den Spielern als auch bei mir natürlich das Stadion mit seinen 81 365 Plätzen und seiner einmaligen Atmosphäre eine große Rolle. Wer einmal dort auf der prall gefüllten Südtribüne gestanden und das miterlebt hat, vergisst das nie wieder.

Jetzt dürfen Sie als Aufsichtsrat auch hinter die Kulissen einen großen Bundesligisten schauen. Entzaubert das nicht die eigenen Fan-Träume davon, dass in Dortmund alles nur „Echte Liebe“ ist? Lernt man da dazu?

Ganz im Gegenteil. Es ist sehr spannend, zu sehen, wie die Verantwortlichen auch gerade jetzt in der Corona-Krise damit beschäftigt sind, die anstehenden Aufgaben zu bewältigen, um auch weiterhin um Titel mitspielen zu können.

Und wie sieht das die Konkurrenz? Die sportliche, meine ich. Rechnen Sie in Ihrem Wahlkreis nicht mit Stimmverlusten in Hermesdorf und Morsbach – seit jeher traditionelle Schalke-Hochburgen? Und wie ist das im Parlament?

(schmunzelt) Im Parlament ist es genauso wie in Hermesdorf oder Morsbach: Man frotzelt sich gegenseitig an, aber vor allem redet man über Fußball. Im NRW-Landtag gibt es parteiübergreifende Fanclubs. Von „Königsblauer Landtag“ bis zu den „Schwarzen Borussen“ ist jeder Club vertreten. Wir haben ja auch nun mal die meisten Bundesligisten.

Und wer wird Deutscher Meister?

(lacht) Natürlich der BVB. Als Verein muss man sich solche Ziele setzen, auch wenn der Trainer das vielleicht manchmal nicht so sagen kann.