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Ein tierischer LockdownGummersbacher Hundeschulen müssen schließen

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Training verboten: Hundetrainerin Claudia Landgrafe nutzt die Zeit, um mit ihren Hunden, dem elfjährigen Woody-Husky Dajan (l.) und dem achtjährige Englisch Setter Gioja, spazieren zu gehen. Die neuen Regeln im November versteht sie nicht.

Gummersbach – Es ist schon eine eigentümliche Situation, in der die Problemhund-Therapeutin und Gebrauchshundeausbilderin Claudia Landgrafe von der Rebbelrother Hundeschule Signal-Hund gerade steckt. Noch vor einigen Tagen war sie sich sicher, dass ihre Hundeschule im Einklang mit der aktuellen Corona-Schutzverordnung geöffnet bleiben darf. Dann wurde ihr mitgeteilt: Es geht doch nicht. Hundeschulen seien Orte außerschulischer Bildungsangebote und müssten somit im November schließen.

Besonders seltsam daran: Die Regeln haben sich gegenüber dem Frühjahr und dem ersten Lockdown, als die Hundeschulen zwar zunächst wie vieles andere schließen mussten, dann aber früh zu den ersten Einrichtungen gehörten, die wieder öffneten, gar nicht geändert. Wie das Kreisordnungsamt auf Anfrage bestätigt, ist der Wortlaut in der Schutzverordnung mit dem vom ersten Lockdown identisch.

Nich nur strenger, sondern auch neu

Doch die Auslegung ist nicht nur strenger, sondern auch neu: Wurden Hundeschulen im März noch als Dienstleiter angesehen, gelten sie jetzt laut dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales als außerschulische Bildungsangebote – ähnlich den Volkshochschulen und den Angeboten in der Jugend- und Sozialarbeit. Und deshalb müssen sie eben bis Ende November schließen. „Es ist schwer nachzuvollziehen, aber eben nicht zu ändern“, ist die Aussage des Kreisordnungsamtes. Denn auch der Kreis sei an die Landesvorgaben gebunden.

Claudia Landgrafe schüttelt darüber den Kopf. Voller Unverständnis sagt sie: „Wir trainieren an der frischen Luft, in Gruppen von maximal sechs Personen auf rund 2000 Quadratmetern.“ Zudem habe die Hundeschule dem Ordnungsamt ein schlüssiges Hygienekonzept vorgelegt. Die Teilnehmer der Kurse unterliegen der Maskenpflicht auf dem Trainingsgelände, und die Gruppenstärke wurde deutlich verringert, um die Abstände jederzeit zu gewährleisten.

„Ohnehin brauchen Hunde im Training den freien Raum um sich. Wir kommen uns sowieso nur in seltenen Ausnahmefällen nah“, sagt die Hundetrainerin nachdrücklich. Dennoch habe die Entscheidung des Landes Vorrang und müsse umgesetzt werden, betont die Stadt Gummersbach. Nach der aktuell geltenden Rechtsauffassung, so die Stadt, bleiben die Hundeschulen demnach bis Ende November geschlossen.

Große Nachfrage

Claudia Landgrafe berichtet davon, dass gerade jetzt eine Zeit sei, in der viele Menschen im Homeoffice sich einen Vierbeiner angeschafft haben und Unterstützung bei der Erziehung bräuchten. „Ich könnte die Zahl der Trainingsgruppen für Hund und Halter locker verdoppeln, so viele Anfragen habe ich gerade. Viel mehr Menschen als sonst haben sich Welpen angeschafft, weil sie im Moment wirklich Zeit für das Tier hätten. Und jetzt stehen sie ohne fachkundige Hilfe da.“

Außerdem gibt es noch eine zweite Entwicklung, die ihr gerade große Sorgen bereitet: „Unseriöse Züchter können augenblicklich das Geschäft ihres Lebens machen. Darum bieten wir eine fundierte Beratung vor der Anschaffung des Hundes an, damit das Tier auch charakterlich zu den neuen Besitzern passt.“ Fällt diese Beratung weg, würden demnächst wohl viele Vierbeiner im Tierheim landen, vermutet sie: „Weil die neuen Besitzer einfach überfordert sind.“

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Dazu kommen ganz nebenbei auch die finanziellen Einbußen, die die Hundeschulen erneut verkraften müssen, und nicht zuletzt die langfristigen Folgen, warnt Landgrafe: „Hunde und Halter, denen ich jetzt nicht helfen kann, werden vielleicht nie zu einem harmonischen Team. Und das finde ich für alle Seiten sehr bedauerlich.“