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Trotz fehlender FischtreppeDie Wasserkraftanlage in Osberghausen läuft wieder

Lesezeit 3 Minuten

In Osberghausen wird wieder Strom aus der Wasserkraft gewonnen.

Engelskirchen – Sieben Jahre lang, seit 2013, wurde an der Wasserkraftanlage in Engelskirchen-Osberghausen kein Strom erzeugt. Jetzt läuft sie wieder, schon seit dem 15. Juni, teilte Christian Auer, geschäftsführender Gesellschafter der Auer Holding GmbH, die mehrere Wasserkraftanlagen an der Agger betreibt, auf Anfrage mit.

Für Paul Kröfges, den Vertreter der Naturschutzverbände in der Verbandsversammlung des Aggerverbandes, ist das ein Unding: Die entscheidende Auflage für die Inbetriebnahme sei der Bau einer Fischauf- und Fischabstiegsanlage. Und diese Auflage sei noch nicht erfüllt, heißt es in einem Schreiben, das Kröfges zusammen mit Friedrich Meyer, Wassernetz-Flussgebietskoordinator für die Agger, an den Aggerverband geschickt hat.

Naturschützer wünschen sich den Rückbau möglichst aller Wasserkraftanlagen

Prof. Dr. Lothar Scheuer als Vorstand des Aggerverbandes und Wiehls Bürgermeister Ulrich Stücker als Vorsitzender des Verbandsrates werden darin um die zeitnahe Einberufung einer Verbandsversammlung gebeten, damit die Mitglieder „den bisherigen Kurs überdenken“. Kröfges und Meyer wünschen sich (wie berichtet) den Rückbau möglichst aller Wasserkraftanlagen, damit die Agger wieder frei fließen kann. Dafür würden sie auch auf die Gewinnung von Strom aus der regenerativen Wasserkraft verzichten.

Kröfges und Meyer verweisen auf eine Empfehlung des Bundesamtes für Naturschutz, gemäß der mittelfristig Kleinwasserkraftanlagen zurückgebaut werden sollen. Ihre Empfehlung: Die Aggerverbandsversammlung solle sich „vor eventuellen Baumaßnahmen mit der Sinnhaftigkeit des Projektes befassen“.

Bezirksregierung: Ein vorübergehender Betrieb ohne Fischtreppe ist wasserrechtlich möglich

Davon, dass die Wasserkraftanlage in Osberghausen schon seit Mitte Juni in Betrieb ist, weiß man bei der Bezirksregierung in Köln nichts, heißt es in einer Antwort der Pressestelle auf eine Anfrage dieser Zeitung. Allerdings sei eine Inbetriebnahme durchaus auch dann möglich, wenn die Fischauf- und Fischabstiegsanlage noch nicht fertiggestellt sei. Zwar müsse der Stauanlagenbetreiber tatsächlich die Durchgängigkeit herstellen. Aber: „Die Vorarbeiten zum Bau dieser Anlagen sind weit fortgeschritten. Ein vorübergehender Betrieb ohne Fischtreppe ist wasserrechtlich möglich.“

Meyer und Kröfges hatten bei der Bezirksregierung auch schon unter Hinweis auf fehlende Sicherheitsberichte die Einstellung des Betriebs aller Wasserkraftanlagen an der Agger gefordert. Das ist aber nicht so einfach, heißt es seitens der Bezirksregierung. Den Betrieb einer Stauanlage könne sie nur untersagen, wenn eine akute Gefährdung der An- und Unterlieger besteht – so wie in Ohl-Grünscheid. Dort wurde der Abstau angeordnet. Bei den anderen Anlagen an der Agger bestehe aber keine akute Gefährdung der Sicherheit.

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Die sogenannten vertieften Überprüfungen der Anlagen und zugehörigen Wasserkraftanlagen an der Agger seien weit fortgeschritten – „bzw. weitgehend abgeschlossen“. Die Abschlussberichte lägen der Bezirksregierung aber noch nicht vor.

Der Betreiber der Wasserkraftanlagen, die Auer Holding mit Sitz in München, denkt derweil gar nicht an ein Zurückfahren ihres Engagements. Im Gegenteil: Die Auer Holding hatte jüngst angekündigt, sie wolle binnen zwei Jahren sechs Millionen Euro in die Modernisierung der Kraftwerke Ohl-Grünscheid, Ehreshoven I und II investieren.