Stefan Voigt, Entdecker des Windlochs in Engelskirchen-Ründeroth, ist im Klutertberg in Ennepetal einer neuen Rekordhöhle auf der Spur.
NRW-Rekord wackeltNeue Höhle länger als das Windloch in Engelskirchen?
Riesenhöhle, Jahrhundertentdeckung: Nachdem Stefan Voigt, Vorsitzender des Arbeitskreises Kluterthöhle, vor vier Jahren das Windloch im Mühlenberg in Engelskirchen-Ründeroth entdeckt hatte, riss der Strom der spektakulären Nachrichten nicht ab. Letztlich hatten die Forscher so viel Höhle vermessen, dass das Windloch in der offiziellen Liste der größten Höhlen Nordrhein-Westfalens auf Platz eins steht. Mehr als 8,2 Kilometer weit ist das System begehbar, zumindest für Höhlenforscher, denn für den Publikumsverkehr bleibt sie ja geschlossen.
Pfingsten eine riesige Halle entdeckt
Doch jetzt droht das Windloch auf Platz zwei zu rutschen. Ausgerechnet Stefan Voigt hat in seiner Heimat in Ennepetal im Klutertberg eine neue Höhle aufgetan, die genau zwischen Kluterthöhle und Bismarckhöhle liegt. „Das war immer einer meiner Träume, das wollte ich im Leben noch schaffen: die Verbindung zwischen Klutert- und Bismarckhöhle finden.“ Und genau das könnte ihm jetzt gelingen.
„Dann wäre wir da auch bei acht oder vielleicht sogar neun Kilometern Länge.“ Was den Bürgermeister von Engelskirchen schon auf den Plan gerufen: „Gero Karthaus hat mich schon angerufen und wollte wissen, ob er sich Sorgen machen muss“, berichtet Voigt und lacht.
„Hackerloch“ heißt die neue Höhle, „weil wir uns praktisch von hinten ins System gehackt haben“, erklärt Voigt und schwärmt von den jüngsten Entdeckungen in der neu zu erforschenden Höhle, von deren Existenz er schon seit zehn Jahren wusste. „Pfingsten haben wir eine riesige Halle gefunden, 35 Meter lang, 15 Meter breit, vier Meter hoch, voller Tropfsteine. Das ist die größte Halle, die es im Klutertberg gibt.“ Sie tauften sie Pfingstdom.
Zunächst erwartet Voigt den Fund eine Verbindung zwischen Hackerloch und Kluterthöhle: „An zwei Stellen sind wir schon über der Kluterthöhle. Bis zur Bismarckhöhle fehlen noch 20 bis 30 Meter.“
Ähnlichkeiten zur unterirdischen Beschaffenheit in Ründeroth gibt es durchaus: Über dem Kalkstein liegen Grauwacke und Schiefer. Aber das bedeute nicht, dass ähnlich spektakuläre Aragonit-Kristalle oder Eisenblüten wie im Ründerother Windloch jetzt auch in Ennepetal im Hackerloch gefunden werden können.
Zumindest in dieser Hinsicht wird die neue Unterweltlandschaft dem Oberbergischen nicht die Show stehlen. „Keinesfalls“, ist sich Höhlenforscher Voigt sicher, „wir haben dort keine Vererzungen im gleichen Maße wie in Ründeroth. Die Schönheit des Windlochs wird also auf keinen Fall geschlagen“.
Klar, der Eifer der Forscher gehört jetzt in erster Linie dem neuen Fund. „Ich hatte eigentlich vor, in diesem Jahr wieder so richtig im Windloch durchzustarten, aber das muss jetzt verschoben werden“, sagt Voigt. Dennoch geht auch dort die Arbeit weiter, auch in Ründeroth stehen einige Projekte an. „Wir werden zum Beispiel die Datenlogger, die wir ausgelegt haben, da rausholen und für die Klimamessungen auswerten. Und wir werden Sedimentproben aus dem Windloch holen und untersuchen lassen.“
Bisher lag der Fokus auf der Zusammenarbeit mit Experten der Uni Bochum. Jetzt werden weitere Fachleute hinzugezogen. Ein Fachmann, der bei der Untersuchung der Ründerother Eisenblüten einen biogenen Ansatz verfolgt, „mal eine ganz andere Richtung“, freut sich Voigt. Und die Sedimentologin Dr. Katharina Peterknecht von der Uni Hamburg soll Proben von möglicherweise tertiären Sedimenten sowohl aus dem Hackerloch als auch aus dem Windloch unter die Lupe nehmen. Was kann dabei rauskommen? Informationen über das Ablagerungsmilieu, sagt Voigt, und über das Alter der Höhlen.
Vieles sei unter der Erde erhalten, was an der Oberfläche lange weg ist. „Höhlen sind immer Schatzkästchen, Archive. Man muss sie bloß zu lesen wissen.“ Und die richtigen Fragen stellen: „Aus welcher Zeit stammt das Zeug? Und wie ist es da rein gekommen?“