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Fruchtig und hochprozentigEngelskirchener Brüder entwickeln Bergische Obstbrände

Lesezeit 3 Minuten

Bergische Brände haben Markus Ueberberg (l.) und sein Bruder Bernd Karl aus Loope auf den Markt gebracht.

Engelskirchen-Loope – Nuss ist aus. Wenn Markus Ueberberg heute im Lager vor den Regalen mit seinen Spirituosen steht, dann findet er dort Marille, Birne und Pflaume, aber eben nichts Nussiges mehr. „Unglaublich“, sagt der 48 Jahre alte Getränkehändler aus Engelskirchen-Loope. Mit seinem Bruder Bernd Karl (50) widmet er sich seit kurzem einem echten Trendgetränk, dem Obstbrand.

Und mit den Bergischen Bränden haben die beiden eine eigene Marke auf den Markt gebracht. Hergestellt werden „Die Bergische Birne“ und ihre Kompagnons in der Rösrather Brennerei Hoffer Alter von Brennmeister Tino Müllenbach (50).

Nüsse, Birnen und Pflaumen aus Oberberg

Gereift ist die Idee dazu im vergangenen Jahr. Anschließend haben die drei Männer erste Rezepturen entwickelt, die Experte Müllenbach dann in die Brennblase gebracht hat. „Danach bin ich bei jedem Fest und jeder anderen Gelegenheit von Stehtisch zu Stehtisch gewandert, habe den Leuten einen eingeschenkt und gefragt, wie’s ihnen schmeckt“, schildert Markus Ueberberg. Im November waren die ersten Chargen fertig. „Wir wollten Brände mit einem milden, runden Geschmack, die aber nicht im Rachen brennen.“

Diese werden so regional wie möglich gehalten. „Nüsse, Birnen und Pflaumen beziehen wir aus Oberberg“, schildert der Looper, der im kommenden Jahr, spätestens aber 2023 das Sortiment um die Sorten Himbeere und Alter Apfel ergänzen möchte. „Und natürlich nehmen wir dann Äpfel aus dem Kreis.“ Als Hersteller ins Schnapsgeschäft eingestiegen ist Ueberberg im Frühjahr 2019: Gemeinsam mit der langjährigen Freundin Christiane Altenrath hat er damals den „Second Life Gin“, eine heute vielfach prämierte Spirituose, entwickelt.

Obstler sind „Pandemie-Getränk“

„Aber Gin ist noch immer so etwas wie ein Nischen-Getränk, etwas für Liebhaber“, erklärt der Looper. Und Gin sei auch „kein Pandemie-Getränk“. Obstbrände und Obstler seien dagegen inzwischen extrem beliebt. „Das merken wir am Tresen im Engelskirchener Brauhaus ,Gleis 1’“, berichtet Vermieter Ueberberg, der auch das Konzept für diese Gaststätte entworfen hat. „Und Gin trinkt man eher zu besonderen Anlässen, Weihnachten zum Beispiel, während Obstbrand auch im Alltag geht.“ Aber warum gerade diese Sorten? „Nuss hat viele Liebhaber, Marille und Birne sind die Mengenbringer schlechthin, und die Pflaume wollten wir sozusagen als Exoten im Programm haben.“

Wichtigstes Werkzeug bei der Produktion ist derweil des Brenners Nase. An der Destille muss Tino Müllenbach den richtigen Moment erwischen. Da unterscheidet der Rösrather zunächst zwischen dem sogenannten Vorlauf und dem, was er wirklich in die Flasche füllen will, sowie schließlich dem Nachlauf. „Der Vorlauf riecht wie Klebstoff, das will keiner haben“, erklärt der Fachmann. Und der Nachlauf schmecke entweder pappig-marmeladensüß oder bitter-dumpf. „Das will ja auch keiner.“ Zuletzt helfe dann nur noch: probieren, probieren, probieren. „Dann fährt aber keiner mehr mit dem Auto nach Hause“, verrät Müllenbach lachend.

Nächster Likör bereits in Planung

Verkauft werden die Bergischen Brände zurzeit noch als Literware in runden Apotheker-Flaschen. In Kürze aber soll es auch Flaschen mit einem halben Liter geben. Und mit den „Volltreffern Nuss und Marille“ wollen die Ueberberg-Brüder nicht weniger als dem Marktführer, der Prinz-Brauerei in der österreichischen Gemeinde Hörbranz, kräftig einen einschenken. Markus Ueberberg: „Der rasante Verkauf bisher zeigt, dass das kein zu großes Ziel ist.“

Er rät dazu, die Brände mit Raumtemperatur zu trinken und nicht gekühlt, wie sie bisweilen auch serviert würden. „Aber dann ist das Aroma nicht so vielfältig.“ Zurzeit feilt Markus Ueberberg bereits an neuen Ideen, erneut möchte er sich an einem Trendgetränk probieren – „an Pfefferminz-Likör à la Berliner Luft nämlich“. Gegründet hat das Familienunternehmen Ueberbergs Opa Karl im Jahr 1946 als Milchhandel, Vater Karl-Heinz machte 1986 dann den Getränkehandel daraus.