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Mit den Gedanken in der Ukraine600 Jecke starten in Engelskirchener Straßenkarneval

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Erst nach und nach kamen die Jecken auf dem Festplatz zusammen, um den Beginn des Straßenkarnevals zu feiern. 

Engelskirchen – Es war ein seltsames Bild: Als Reinhold Müller, Senatspräsident der KG Närrische Oberberger, am Donnerstag um 11.11 Uhr den Engelskirchener Straßenkarneval eröffnete, stand er allein auf der Bühne. Vor der Bühne stand niemand. „Alaaf“ und „Kall-Du“ ertönte auf der anderen Seite des leeren Festplatzes. Dort hatten mehrere Dutzend Jecke unter den Dächern der Buden Schutz vor dem Nieselregeln gesucht.

Unter der 2G-Plus-Regel wurde gefeiert

Das änderte sich freilich noch. Ab mittags strömten die Kostümierten, der Regen verzog sich, nachmittags hatten sich doch noch rund 600 Jecke eingefunden, schätzt Judith Schwenk, Pressesprecherin der KG. Unter dem Motto „Weiberfastnacht im Dorf“ hatte Oberbergs größte Karnevalsgesellschaft auf den Festplatz geladen, wo unter 2G-Plus-Regeln Fastelovend gefeiert wurde, inklusive eines Bühnenprogramms mit Auftritten unter anderem sämtlicher Nachwuchs-Tanzgruppen.

Brauchtum – „wegen Corona sowieso schon in gebremster Form“, beschrieb Müller im Gespräch mit dieser Zeitung die Stimmung. Straßenkarneval trotz Kriegsausbruch? „Wir haben heute morgen im Vorstand nochmal diskutiert, was wir nach den aktuellen Ereignissen in der Ukraine machen“, sagte Michael Peffeköver, 2. Vorsitzender der KG., „aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir die Veranstaltung nicht absagen. Wir können es aus logistischen Gründen nicht mehr, wir wollen es aber auch nicht. Die Leute haben lange genug auf alles verzichten müssen.“

Mit Gedanken bei den Menschen in der Ukraine

Die Gedanken seien schon bei den Menschen in der Ukraine – „es würde sich aber auch nichts ändern, wenn wir jetzt alles absagen“. Reinhold Müller betont, dass sich Karnevalisten nicht von der weltpolitischen Lage abkoppeln können. „Aber wir haben im Moment so viele Konflikte auf der Welt – unsere Bundeswehr war beispielsweise 20 Jahre lang in Afghanistan – dann hätten wir niemals feiern können. Wenn wir nicht feiern, helfen wir in der Ukraine niemandem.“

Gisela Hens, Leiterin des Kinderkarnevals in Engelskirchen, sagte, dass sich gerade die Kinder auf die Möglichkeit gefreut hätten, ihre in den letzten Monaten einstudierten Programme vor einem großen Publikum auf die Bühne zu bringen. „Die Auftrittsmöglichkeiten waren ja sehr rar in dieser Session“, so Hens. Die Tanzgruppen hätten seit Oktober unter schwierigen Corona-Bedingungen trainiert.

Lange auf Auftritte verzichtet

Das gilt auch für das Tanzkorps der Schlossgarde, wie Schlossgarde-Kommandant Holger Bluhm sagte – wegen Corona-Maßnahmen und Hochwasser musste das Korps gleich mehrfach die Trainingsräume wechseln. Bluhm gab zu bedenken, es sei wichtig, dass es jetzt nach der Corona-Pause weitergehe mit dem Karneval: „Die finanziellen Verluste kann man vielleicht auffangen, aber dass man keine neuen Mitglieder gewinnt, lässt sich nicht auffangen.“

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