Gewerbegebiet ElsenrothOberberger demonstrieren gegen die geplante Erweiterung
Nümbrecht – „Der Berg bleibt stehn! Der Berg bleibt stehn!“ Das riefen am späten Mittwochnachmittag etwa 100 Oberberger, die lautstark vor den Türen der Nümbrechter GWN-Arena gegen den geplanten Ausbau des Gewerbegebietes Elsenroth protestierten.
Hauptinteressent an den freien Flächen ist Nümbrechts größter Arbeitgeber: Sarstedt. Der Hersteller von Labor- und Medizintechnik will ein voll automatisiertes Hochregallager errichten. Und dafür sollen Erdschichten eines Höhenrückens abgetragen werden. Diese Schichten seien zwei bis sieben Meter dick, erklärten schließlich Sabine Schroer und Jürgen Schumacher vom Wiehler Planungsbüro Schumacher in der GWN-Arena.
Sorge vor Überflutung
Da tagte der Planungs- und Umweltausschuss der Gemeinde und brachte nach mehr als zweieinhalbstündiger Diskussion und Beratungen sowie etlichen Einwänden der Protestierenden die weitere Planung des Gewerbegebietes mehrheitlich und gegen die beiden Stimmen der Grünen auf den Weg. Jetzt werden die Entwürfe erneut überarbeitet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Gebaut werde also noch lange nicht, erklärten die Politiker den aufgebrachten Anwesenden.
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Organisiert hatte den Protest die Dorfgemeinschaft von Gerhardsiefen, deren Dorf zwischen Elsenroth und Marienberghausen liegt. Die 28 Bewohner fürchten tiefe Eingriffe und schwerwiegende Folgen für die Natur und die Tierwelt. „Wir hoffen auf einen vernünftigen Dialog und eine Gesprächsrunde mit allen Beteiligten“, erklärte stellvertretend Andreas Gerigk. Seine Mitstreiter und er wollen die Gemeinde dazu bewegen, einen anderen Standort, am besten in der Nähe der A 4, zu suchen.
So haben die Gerhardsiefener etwa Angst davor, dass ihr Ort überflutet wir, wenn im oberhalb gelegenen Gewerbegebiet Flächen versiegelt werden und eben jener Hügel für den Neubau abgetragen wird. Dieser soll eine Gesamthöhe von 30 Meter erreichen, von denen sechs aber unter dem Erdniveau verschwinden sollen. Dafür, dass dies nicht geschehe, erklärte Ingenieur Schumacher, sollen zwei Regenrückhaltebecken sorgen, die ein Volumen von jeweils 2300 Kubikmetern haben. „Tatsächlich ist die Gefahr einer Überflutung heute – ohne diese Becken – sehr viel größer“, sagte Schumacher.
Mehr Lastwagen, mehr CO
Zudem sprach er davon, dass künftig 850 Fahrzeuge mehr als heute schon über eine neue Zufahrtstrecke die neuangesiedelten Betriebe in Elsenroth erreichen würden – Verkehr, der sich dann auf die Straßen ringsherum und vor allem auf die Ortschaft Großfischbach konzentrieren werde. Denn Sarstedt produziert seine Waren in Rommelsdorf, in Bomig werden sie sterilisiert und in Elsenroth sollen sie künftig gelagert werden.
„Das sind 20 Kilometer mehr“, sagte Rainer Gottschlich (Grüne) und machte die Rechnung auf, dass bei 50 Lastwagentouren an 300 Tagen im Jahr fast 438 000 Kilogramm CO2 erzeugt würden. Das führe das jüngste gestartete Förderprogramm der Gemeinde Nümbrecht für den Bau von Fotovoltaik-Anlagen ins Absurde, wolle die Gemeinde doch damit rund 490 000 Kilogramm CO2 einsparen. Dafür gab es aus dem Publikum tosenden Applaus.
Björn Dittich (CDU) warb dagegen eindringlich für die weitere Planung, da ein solches Gewerbegebiet wichtig für die gesamte Entwicklung sei. Wilhelm Weber (GUD) warnte davor, mit einem Nein ein falsches Signal zu senden und damit Sarstedt vielleicht zu einem Abwandern aus Nümbrecht zu bewegen.
Offen blieb die von Andreas Gerigk und Karin Vorländer (Bürgerinitiative Oberberg-Süd für die Energiewende und den Atomausstieg) formulierte Frage, wie viele Arbeitsplätze ein solches Lager bedeute und wie hoch die erwartete Gewerbesteuereinnahme sein werde. Beides lasse sich heute noch nicht bemessen, antwortete Bürgermeister Hilko Redenius.