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Neues Kreishaus in GummersbachWas bleibt vom Sieger-Entwurf?

Lesezeit 4 Minuten

Der Siegerentwurf aus Berlin.

Gummersbach – Vor fast genau einem Jahr wurde das Geheimnis gelüftet und das Ergebnis des Architektenwettbewerbs präsentiert, wie und wo die Kreisverwaltung künftig arbeiten würde. Platz für 426 Beschäftigte soll geschaffen werden, die bislang verteilt auf 20 Gebäude in der Gummersbacher Innenstadt arbeiten. Bis zu 60 Millionen Euro soll die Erweiterung rund ums bestehende Kreishaus kosten. Doch dann kam Corona. Und warf nicht nur den Zeitplan über den Haufen. Nach Ende der Pandemie muss vieles neu überlegt werden.

Am Abend des 22. Januar 2020 ahnte im Kreishausfoyer noch niemand etwas von der Gefahr, die da aus China auf die Welt zurollte. Fünf Fachpreisrichter und Vertreter der Kreispolitik hatten sich unter 15 eingereichten Vorschlägen für den des Berliner Büros Hascher Jehle Design entschieden. Der sieht vor, das Kreishochhaus mit zwei bis viergeschossigen Gebäuden einzurahmen. Kaum, dass die Umschläge mit den Wettbewerbssiegern geöffnet worden waren, wurden die drei Erstplatzierten informiert. Tags drauf gratulierte Felix Ammann ihnen telefonisch. Ammann ist Technischer Dezernent der Kreisverwaltung und federführend in Sachen Kreishauserweiterung .

Direkt im Anschluss an die Preisvergabe begannen die Vorbereitungen für das Verhandlungsverfahren mit den drei ausgezeichneten Büros. Das ist so üblich, erläutert Ammann. Alle drei bekommen Gelegenheit, ihre Entwürfe nachzubessern und gegebenenfalls einzuarbeiten, was die Fachjury aus fünf Fachrichtern ihnen in der schriftlichen Begründung ihrer Entscheidung an Anregungen und Verbesserungsvorschlägen gemacht hatte.

„Das ist nicht die Stunde für solche Projekte“

Zugleich wird geprüft, ob die Büros tatsächlich in der Lage sind, einen solchen Auftrag – wenn sie ihn denn bekommen – auch tatsächlich zu stemmen. Und im Verhandlungsverfahren wird geklärt, was dafür an Honorar zu zahlen wäre. Natürlich, sagt Ammann, hat der Erstplatzierte dabei immer etwas Vorsprung, „aber sicher, dass er den Auftrag auch bekommt, ist es nicht.“ Vielleicht gibt er sich aber auch mit dem Preisgeld zufrieden oder hat inzwischen einen anderen Auftrag an der Angel. Im Falle der Kreishauserweiterung bekamen Hascher Jehle Design 75 000 Euro Preisgeld, 50 000 bzw. 25 000 Euro gab es für Platz zwei und drei.

Doch das Verfahren wurde nicht weiter verfolgt, binnen weniger Wochen brach Corona über Oberberg herein, so dass Landrat Jochen Hagt das Projekt Ende März aussetzte. Angesichts der Pandemie und ihrer nicht absehbaren Folgen für die heimische Wirtschaft, die Steuereinnahmen der Kommunen und der coronabedingten Ausgaben sei es nicht zu verantworten: „Menschen sind in ihrer Existenz bedroht, die wirtschaftliche Zukunft ist ungewiss – das ist nicht die Stunde für solche Projekte“, sagte Hagt im Kreisausschuss, der als verkleinerter Kreistag dem Vorschlag folgte und das Vorhaben auf Eis legte.

Schriftlich teilte man das den Bestplatzierten mit, die nahmen die Entscheidung mit Gleichmut hin, reagiert habe jedenfalls keines der Büros, sagt Ammann.

Mitarbeiter fehlen

Weiterarbeiten können hätte man im Baudezernat ohnehin nicht an dem Projekt. Ammann fehlten dazu schlicht die Mitarbeiter. Das Liegenschaftsamt war vollauf damit beschäftigt, innerhalb der Verwaltung Platz für die zum Gesundheitsamt abgeordneten Mitarbeiter zu schaffen und Immobilien anzumieten, um Schutzmaterial zu lagern oder das Franz-Dohrmann-Haus in Marienheide als Behelfskrankenhaus anzumieten. Das Katasteramt schickte zahlreiche seiner Leute ebenfalls ins Gesundheitsamt, um bei der Kontaktnachverfolgung zu helfen und die tägliche Statistik der Infektionslage zu erstellen. Das Bauamt gab Leute ans Gesundheitsamt ab, die Mitarbeiter des ebenfalls zu seinem Dezernat gehörenden Kulturamts seien praktisch komplett ins Gesundheitsamt abgeordnet worden, erzählt Ammann.

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Die Preisträger haben das ausgelobte Preisgeld erhalten, seitdem ruht das Projekt komplett. Wann und wie es wieder aufgenommen wird, hängt nicht nur am Verlauf der Pandemie. Ammann selbst würde „am liebsten da anknüpfen, wo wir im März aufgehört haben“.

Aber zuvor müsse genau geprüft werden, welche Bedarfe die Kreisverwaltung in der durch Corona veränderten Lage heute hat. Absehbar scheine zum Beispiel, dass der Bereich Gesundheit und Notfallvorsorge mehr Platz benötige, gleichzeitig müsse die Situation rund ums Homeoffice analysiert werden. Und schließlich müssten auch die Preisträger bereit sein, das Verfahren wieder aufleben zu lassen. Im neuen Kreishaushalt habe man für das Projekt Kreishauserweiterung aber noch kein Geld vorgesehen.