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Mobil bleiben im AggertalEin Tag mit den Ehrenamtlern, die ihre Fahrdienste anbieten

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Hubert Friedrich bringt die Senioren sicher an ihre Ziele.

Gummersbach-Dieringhausen – Ein bewölkter Freitagmorgen um kurz vor zehn in Dieringhausen: Marianne Kraft wartet auf den ihr gut bekannten Wagen des „Mobilen Aggertals“. Sie möchte zu ihrem Termin beim Physiotherapeuten gebracht werden. Doch heute kommt er etwas verspätet.

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Das „Aggertal Mobil“

Einige Minuten zuvor: Im Büro des Vereins im Bahnhof Dieringhausen geht es etwas hektisch zu. Das Telefon klingelt, die ehrenamtliche Mitarbeiterin Ulrike Wulff-Drees nimmt prompt den Hörer ab. Derweil ist Hubert Friedrich, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, auf dem Sprung. Heute Vormittag ist er der Fahrer – und macht sich schnell auf den Weg zu Marianne Kraft. Die 87-Jährige hat einen Termin zur Physiotherapie, doch die kleine Verspätung ist kein großes Problem. Die beiden Physiotherapeuten in Dieringhausen wissen Bescheid und sind bei Verspätungen auch verständnisvoll, weiß Friedrich.

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Ulrike Wulff-Drees, die in Dieringhausen lange als praktische Ärztin tätig war, unterstützt ebenfalls den Verein, in dem sie den Telefondienst übernimmt.

Für Marianne Kraft ist es nicht die erste Fahrt mit dem Mobilen Aggertal. „Zum Einkaufen oder wenn ich mal zur Bank muss, ist das Angebot für Rentner und weniger mobile Leute schon toll. Und ich bin sehr dankbar dafür“, sagt die 87-Jährige. In ihrem Alter sei eine Busfahrt mit Anstrengungen verbunden. „Erst muss man zur Bushaltestelle, dann ist man auf einen Sitzplatz angewiesen – vor allem beim Einkaufen. Und die schweren Taschen kann man im fortgeschrittenen Alter auch nicht ohne weiteres nach Hause tragen.“

Heilfroh über ehrenamtlichen Fahrdienst

In der etwas abgelegenen Ortschaft Erbland wartet derweil auch Ingrid Kaiser. „Für alte Leute ist Erbland ganz schlecht zum Wohnen“, bedauert die 89-Jährige. „Nachdem ich mein Auto im vergangenen Jahr abgegeben habe, fällt mir so richtig auf, welch ein Luxus Mobilität doch ist.“ Daher ist auch sie heilfroh, den Fahrdienst der Dieringhauser Ehrenamtler in Anspruch nehmen zu können.

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Die Ehrenamtler sorgen dafür, dass Senioren unter anderem in die Apotheke kommen.

Doch nicht nur die pragmatische Komponente spielt für den Erfolg und die gute Resonanz beim Angebot des Mobilen Aggertals eine Rolle. Mit dem Verlust der Mobilität gehe auch ein Stück das soziale Leben verloren, erklärt Friedrich. „Wir möchten den Leuten so auch ermöglichen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Wir fahren sie zum Beispiel auch zu Veranstaltungen.“

„Mobile Aggertal macht eine tolle Arbeit“

Auch das Ehepaar Kritzler unterstützt das Mobile Aggertal, doch an diesem Morgen nehmen sie das Angebot selbst in Anspruch. „Wir sitzen hier zum ersten mal in dem Wagen“, erklärt Ursula Kritzler auf der Rückfahrt von einem Arzttermin.

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Hubert Friedrich ist zweiter Vorsitzender des Vereins und einer der Fahrer des „Mobilen Aggertals“.

Da Gatte Günter krank ist, und deshalb kein Auto fahren kann, kommt der Dieringhauser Verein sehr gelegen. „Ich kann selber kein Auto fahren und in solchen Situationen – insbesondere für Rentner – macht das Mobile Aggertal eine tolle Arbeit“, meint die 86-Jährige.

Im Durchschnitt macht der Verein knapp hundert Fahrten in jeder Woche. Fahrer und Fahrgäste kennen einander und im Auto herrscht stets ein freundschaftlicher Ton. So ist der Service des Vereins nicht nur eine Dienstleistung, sondern hat auch eine soziale Komponente. Man kenne sich und unterhält sich wie mit Freunden, berichtet Friedrich. Dabei werde nicht nur über das Wetter und die Ortsneuigkeiten gesprochen – im Auto gibt’s oft mehr als nur leichte Pläuschchen. Auch ernstere Themen würden diskutiert.

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„Damals gab es in jeder Ortschaft mindestens einen Lebensmittelladen, in dem man das Nötigste besorgen konnte, das ist schon lange nicht mehr der Fall“, beschwert sich Ursula Kritzler. Stets stehen ganz oben auf der Tagesordnung die alltäglichen Probleme, mit denen die Rentner im Aggertal zu kämpfen haben. Die immer geringer werdende Rente gehört dazu – gekoppelt mit einer Zentralisierung von Supermärkten und Gemeinschaftshäusern. So werde der Alltag, insbesondere von Rentnern, in ländlichen und abgelegenen Regionen erschwert. Ein Glück, dass es das „Mobile Aggertal“ gibt.

Wie es funktioniert

Das Angebot des Mobilen Aggertals funktioniert ganz einfach: Benötigt ein Kunde den Fahrservice, muss nur mindestens einen Tag vorher telefonisch ein Termin vereinbart werden. Alles Organisatorische wird von den Ehrenamtlern im Büro geregelt.

So sorgt Ulrike Wulff-Drees als eine der Ehrenamtlerinnen vom Büro des „Mobilen Aggertals“ für einen möglichst nahtlosen Ablauf. Die pensionierte Allgemeinmedizinerin kennt die Abläufe, und meist gebe es auch keine Probleme oder Ausfälle. „Natürlich kann es mal passieren, dass ein Termin vergessen wurde“, sagt Wulff-Drees.

Die Ehrenamtler sind in zwei Teams aufgeteilt. Während die eine Hälfte als Fahrer unterwegs ist, arbeitet die andere Hälfte im Büro und organisiert den Ablauf. Dazu gehört auch die Erstellung eines Zeitplans und die Koordination mit den Fahrern. Den täglichen Terminplan zusammenzustellen, sei aber nicht immer ganz einfach, erklärt Wulff-Drees. „Nachmittags einzukaufen, ist für viele, vor allem Rentner, einfach undenkbar. Da wird auch mal um die besten Terminzeiten gekämpft.“

Von anfänglich 25 Mitgliedern stieg die Unterstützerzahl innerhalb von eineinhalb Jahren auf 135 Mitglieder, die dem Verein finanzielle Beihilfe leisten.

Die Einsatzbandbreite des Vereins ist groß. Gefahren wird zum Arzttermin, Einkaufen oder zu Gemeindeveranstaltungen.

Mit Hilfe von 25 Ehrenamtlern macht der Dieringhauser Verein personalisierte Fahrten möglich. Ein Angebot, das im Oberbergischen Kreis einmalig ist, „denn selbst ein Bürgerbus hält nicht direkt vor der Haustür“, wie der zweiter Vorsitzender Friedrich es formuliert.

Der Verein „Mobiles Aggertal“ kann seine Dienste jedoch nur in Gummersbach-Dieringhausen und den anliegenden Ortschaften, die nur spärlich oder gar nicht an das öffentliche Verkehrsnetz gebunden sind, anbieten, um alltägliche Erledigungen für Rentner und Bedürftige zu vereinfachen. (fm)