Trotz Gottesdienst-AbsageKirche St. Franziskus in Gummersbach wird geschmückt
Gummersbach – „So eine Weihnachtszeit habe ich noch nie erlebt“, seufzt Andreas Bonnacker, „und ich hätte mir so etwas niemals vorstellen können.“ Seit mehr als 20 Jahren ist er Küster der katholischen Kirche St. Franziskus in Gummersbach. In dieser Adventszeit erlebte er immer neue Corona-Einschränkungen für seine Arbeit. Erst hat er die Kirche für 64 Personen hergerichtet, immer wieder desinfiziert, „dann mussten wir plötzlich auf 34 reduzieren.“ Und jetzt der Beschluss, in Engelskirchen und Oberberg-Mitte und damit auch in St. Franziskus alle Gottesdienste abzusagen.
Während am Freitagabend in der Krisensitzung von Pastoralteam, Verwaltungsleitungen und Folgediensten noch um die schwere Entscheidung gerungen wird, laden die Helfer vor dem Kirchentor zwei große Tannen ab, die am Morgen in der Weihnachtsbaumschonung von Karsten Eicker in Gummeroth geschlagen wurden. Seit vielen Jahren liefert die Weihnachtsbäume für St. Franziskus. „Eine nackte Kirche zu Weihnachten, das geht gar nicht!“, sagt Küster Bonnacker. Und so wird geschmückt – trotz allem.
Nur vier Meter hoch
Aber in diesem Jahr sind die beiden Bäume nur vier Meter hoch, in den Vorjahren wurden sechs oder gar sieben Meter hohe Tannen aufgestellt. „Da standen aber auch sieben Männer unseres bewährten Krippenteams bereit, um mit anzupacken“, sagt der Küster. Diesmal schleppt Karsten Eicker selbst mit zwei Angestellten die Weihnachtsbäume in den Altarraum und richtet sie aus, unter den kritischen Blicken Bonnackers.
Von den ehrenamtlichen Helfern dürfen in diesen Tagen laut Corona-Vorschrift nur je zwei gleichzeitig in die Kirche. Das macht sich vor allem bemerkbar beim Aufbau der Krippe, wo sonst 14 fleißige Hände am Werk waren. „Die wird in diesem Jahr nur halb so groß“, bedauert der Küster, und er bekennt: „Das tut mir in der Seele weh!“ So ist der Bogen aus Wurzelholz nur halb so hoch wie gewohnt, der Stall für Ochs und Esel wird gar nicht aufgebaut, kein echtes Wasser wird über den Wasserfall und durch den Bachlauf plätschern. Zu aufwendig unter den eingeschränkten Möglichkeiten.
Messen fallen aus
Wegen der steigenden Corona-Zahlen finden in den katholischen Seelsorgebereichen Oberberg-Mitte, Engelskirchen und Lindlar ab sofort und mindestens bis zum bislang geplanten Ende des Lockdowns am 10. Januar keine Präsenzgottesdienste mehr statt. Davon betroffen seien auch alle Weihnachtsgottesdienste, für die sich Menschen angemeldet haben, teilt die Pfarreiengemeinschaft Oberberg-Mitte mit. Die Entscheidung fiel bei einer Krisensitzung am Freitagabend. Gottesdienste können an allen Sonn- und Feiertagen über YouTube und Facebook mitgefeiert werden. Zudem sind täglich viele Kirchen in den kommenden Wochen zum persönlichen Gebet und ab Weihnachten zur individuellen Besichtigung der Krippen geöffnet. Die Zeiten der Übertragungen stehen im Internet. (sül)
www.oberbergmitte.de
Dennoch: Bis Heiligabend werden die traditionellen Figuren, die noch aus der alten Kirche stammen, aufgestellt sein, versichert der Küster: Maria, Josef, das Jesuskind in der Krippe. Die Hirten campieren in diesem Jahr auf freiem Feld, ein Pfad führt zur heilige Familie. „Die Krippe sieht in jedem Jahr etwas anders aus, ich denke mir immer ein passendes Thema aus“, erzählt Bonnacker. In diesem Jahr lautet es „Weg in schweren Zeiten“.
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Während der Küster am Samstag die beiden Tannenbäume mit Lichtern schmückte, rief Pastor Christoph Bersch mit seinem Team alle an, die sich für den 4. Advent zur Messe angemeldet hatten, um ihnen abzusagen. Johannes der Täufer, die erste Krippenfigur, die traditionell als Begleiter der Adventszeit aufgestellt wird, blieb am Sonntag allein. Die anderen Figuren werden erst ganz zuletzt hinzukommen.
„Die Krippe kann in den Weihnachtstagen individuell von Familien besucht werden“, versichert Pastor Christoph Bersch. „Wir werden eine Möglichkeit finden, die Kinder zu segnen.“