Geteiltes EchoMaskenpflicht in Gummersbacher City nicht für alle verständlich
Gummersbach – Konditormeister Wolfgang Hecker findet deutliche Worte: „Entweder wir halten uns an die Maskenpflicht auch auf der Straße und schaffen es mit kleinen Maßnahmen, oder wir haben bald so eine Situation wie in Berchtesgaden. Dann wird es richtig radikal. Einen neuen Lockdown müssen wir auf jeden Fall vermeiden. Das wäre katastrophal.“
Weil der Sieben-Tage-Inzidenzwert von 35 überschritten wurde, müssen seit gestern auf der Gummersbacher Kaiserstraße, der Hindenburgstraße und auf der Kampstraße auch im Freien Masken getragen werden.
Seit Dienstagmorgen hängen entsprechende Schilder
Seit Dienstagmorgen hängen in der Fußgängerzone entsprechende Schilder. Und die meisten Passanten halten sich dran. „Besser mit Maske unterwegs als an Corona sterben“, sagt ein älterer Mann, der gerade zusammen mit seiner Frau eingekauft hat. „Meine Mutter gehört als Diabetikerin zur Risikogruppe“, berichtet Tobias (31). „Wir sollten alle an die Allgemeinheit denken. Ein paar Monate lang hält man das aus.“ Kati und Ina, beide Anfang 20, finden: „Es stört ja auch nicht groß.“
Zwei ältere Frauen zeigen sich geschockt
Zwei ältere Frauen zeigen sich geschockt über die aktuell 48 Corona-Fälle in der Kreisstadt. „Auch wenn ich schlecht Luft bekomme, halte ich mich trotzdem daran. Man hätte die Maskenpflicht schon längst überall einführen sollen“, meint die eine. Die andere ergänzt: „Wenn die Menschen es nicht von selbst begreifen, dann muss die Politik handeln.“
Dem kann Sven Schliwa von der Hubertusapotheke nur zustimmen. „Seit einem halben Jahr schlendern die Menschen durch die Stadt, setzen die Masken mal auf, mal ab, achten nicht darauf, sie nur an den Kordeln anzufassen, sich jedes Mal die Hände zu desinfizieren. Auch wenn es eventuell Kunden abschreckt: Es ist eine folgerichtige Entscheidung. Logisch wäre es, die Pflicht auf die gesamte Innenstadt auszuweiten.“
Maskenpflicht
Als Hauptgrund dafür, das nur für Teile der Innenstadt eine Makenpflicht verfügt wurde, nennt Bürgermeister Frank Helmenstein den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Bereiche in der Innenstadt, die nicht so frequentiert seien wie Fußgängerzone, Lindenplatz oder Kampstraße, habe man ausgenommen.
Grund für die Pflicht sei das „diffuse Infektionsgeschehen“ in der Kreisstadt. Helmenstein bestätigte, dass eine Sieben-Tage-Inzidenz für Gummersbach allein betrachtet mit „60 plus X“ deutlich über dem Wert des Kreises liege. Die Zahlen für kreisangehörige Städte würden bundesweit aber nicht kommuniziert. Das liege auch daran, dass der Wert immer mehr verfälscht werde, je geringer die Zahl der betreffenden Personen sei. Jessica Schöler vom Kreis bestätigte, dass es aktuell draußen nur in Gummersbach eine Maskenpflicht gebe. Der Kreis habe alle Kommunen gefragt, wie sie reagieren wollen. Nur Gummersbach habe sich für die Maskenpflicht entschieden. Neue Fälle, die Quaräntänemaßnahmen zur Folge haben, bestätigte der Kreis gestern aus der Flüchtlingsunterkunft in Lindlar sowie Kita „Krümelkiste“ in Gummersbach-Bernberg. (ar)
Martin Albus will erst einmal abwarten, wie sich die neue Maskenpflicht auf sein Schuhgeschäft in der Kaiserstraße auswirkt. „Es ist sicher nicht förderlich für den Handel, aber wenn es hilft, dann ist es gut.“ Daran zweifelt Julian Burlein. „Es besteht doch keine Gefahr, wenn man genug Abstand voneinander hält. Es reicht, wenn man die Maske in den Geschäften und im Gedränge trägt.“
Gedränge herrscht nicht an diesem trüben Tag in der Innenstadt. „Wir sind doch nicht in der Kölner Hohestraße!“ Ein junger Mann hat seine Maske unters Kinn gezogen, um zu rauchen. Man solle doch die Kirche im Dorf lassen, sagt er. „Maske? Geschenkt, ohne mich!“, ruft ein älterer Mann.
Das könnte Sie auch interessieren:
Gisela Kurth, die auf ihren Mann wartet, der beim Arzt ist, schüttelt verständnislos den Kopf. Zurzeit geht sie nur in die Stadt, wenn es sich nicht vermeiden lässt. „Die gegenwärtige Situation haben wir den Urlaubern und den Rücksichtslosen zu verdanken“, ärgert sie sich. „Und der Streifenwagen fährt einfach vorbei.“
Lupus der Gaukler, der mit seinem Didgeridoo-Spiel ein paar Euro zu ergattern, weiß nicht, wie es für ihn weitergehen soll. „Normalerweise würde ich jetzt auf Mittelaltermärkten auftreten. Aber das fällt ja alles aus.“